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Intendanz vor zweiter Spielzeit

Vom „Wir“ zum „Hier“: Pforzheimer Theaterleitung stellt neues Programm vor

Verdi und Mozart sowie Büchner und Molière: Das sind die Klassiker, die das Pforzheimer Theater für die Spielzeit 2023/24 ins Programm genommen hat. Aber es gibt auch Stücke über Herausforderungen unserer Zeit.

Theaterleitung in Pforzheim
Pforzheims Theatermacher stehen vor ihrer zweiten Spielzeit nach Corona. Dass das Publikum wieder Lust auf Live-Erlebnisse im Dreispartenhaus hat, stellen sie bereits in der noch laufenden Spielzeit fest. Foto: Roland Wacker

Nach dem „Wir“ kommt das „Hier“: „Wir sind in den letzten Monaten zusammengewachsen“, erklärt Schauspielchef Andreas Frane bei der Vorstellung des neuen Spielplans der Stadtbühne und gibt damit zu verstehen, dass das für die vergangene Spielzeit ausgegebene Motto „Wir“ erfüllt ist und im Leitwort „Hier“ in der ab September beginnenden Saison 2023/24 seine Fortsetzung finden soll.

Man sei angekommen und fühle sich angenommen, führt Frane weiter aus, und das spiegele sich bereits in den Fotos im Programmbuch. Sie zeigen Ensemblemitglieder im Alten wie im Technischen Rathaus, in der Hochschule, der Goldschmiedeschule, dem Reuchlinhaus, der Jahnhalle und an anderen Orten im „Hier“ der Stadt Pforzheim.

Wir sind in den letzten Monaten zusammen gewachsen.
Andreas Frane, Schauspieldirektor

Die kalendarische Reise durch spannende Orte in der Stadt will das Team unter Intendant Markus Hertel um Reisen auf der Bühne ergänzen. Und hier geht es nicht nur durch innere Welten, sondern auch zu Stationen, die sich an den thematischen Herausforderungen unserer Zeit orientieren: Globalisierung, Nachhaltigkeit, Klimawandel.

Auf dem Programm der im September startenden Spielzeit stehen selbstredend auch Klassiker: Allen voran die Verdi-Oper „La Traviata“, Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ seitens des Musiktheaters. Im Schauspiel sind es unter anderem die Komödie „Der Geizige“ von Molière und Georg Büchners „Woyzeck“.

Bei Molière geht es ums Haben beziehungsweise Nicht-Haben und einen, der alles hat. Für die Spielzeiteröffnung in Pforzheim hat die Hamburger Autorin Sigrid Behrens eine eigene Fassung geschrieben. Schauspieldirektor Frane freut sich besonders auf zwei weitere Stücke: „Girl in the Machine“ und „Hidensaga“ von Ferdinand Schmalz, das den Untertitel „Ein Königinnendrama“ trägt, und als Auftragsarbeit für die Wormser Nibelungen-Festspiele entstanden ist.

Der große Heldenstoff wird umgedreht in eine Geschichte von Schwesternschaft, in der betrogene und geschändete Frauen sich verbünden zum Rachefeldzug gegen eine archaische Männerwelt.

Heldensaga wird zur „Hildensaga“

Das Stück der schottischen Autorin Stef Smith, „Girl in the Machine“, hatte vor sechs Jahren in Edinburgh Premiere und lässt die Grenzen zwischen Realität und Virtualität verschwimmen. Angesichts steigender Mieten und Energiekosten erlangt Dario Fos überarbeitete Farce „Bezahlt wird nicht“ aus den 70ern eine neue Aktualität. Hier wird gelogen und betrogen, werden Supermärkte geplündert, bis die Behörden schließlich Strom und Gas abschalten.

Die Leiterin des jungen Theaters, Stephanie Kuhlmann, inszeniert zum Saisonauftakt im Podium ein Musiktheaterstück für Kinder ab vier Jahren: „Die Nilgans Aida“. Sie zieht es von Ägypten in die Fremde – nach Pforzheim, wo sich der Vogel behaupten muss, bis die gefiederte Nachbarschaft endlich mitsingt und alle zusammen musizieren.

Die Sprache der Musik sei Kindern vertraut, klassischer Gesang ebenso zu hören wie Musical- oder Pop-Songs und Volkslieder, beschreibt Kuhlmann. Als Familienstück für die Winterzeit wird Kuhlmann Cornelia Funkes „Tintenherz“ präsentieren und sie will damit auch in die Schulen.

Im Jungen Theater sind zudem „Der Junge mit dem längsten Schatten“ sowie „Und morgen streiken die Wale“ zu sehen. Letzteres geht der Frage nach, was passiert, wenn Meeresbewohner Plastiktüten und -flaschen mit Nahrung verwechseln. Das Theater will damit bei jungem Publikum ab 13 Jahren ein Bewusstsein für den Klimawandel und Verantwortungsgefühl wecken.

Kann ein Lied das Leben verändern?

Als eines der letzten Stück der kommenden Saison präsentiert das Schauspiel einen Liederabend ganz speziell für sein Pforzheimer Publikum: „Can A Song Change Your Life?“ fragt das Team um Frane die Zuschauerinnen und Zuschauer, die aufgefordert sind, den Abend mitzugestalten.

Sie sollen dabei Geschichten erzählen, die sie persönlich mit einem ganz bestimmten Lied, einer Melodie, einem Chanson verbinden. „Wir sammeln die schönsten und interessantesten Einsendungen und bauen ein Stück daraus“, kündigt Frane an.

Bereits in der laufenden Saison hat sich für die Theatermacher gezeigt: Die Zeiten digitaler Formate sind vorbei. „Die Menschen haben sich nach echten Live-Erlebnisse gesehnt“, erklärt Verwaltungsdirektor Uwe Dürigen.

Er sieht dies gespiegelt in hohen Auslastungen beim Musiktheater: Stand jetzt erreichte „My Fair Lady“ 94 Prozent und „Evita“ 93 Prozent. Im Schauspiel sorgte die Komödie „Venedig im Schnee“ immerhin für eine 88 prozentige Auslastung. Und „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ sorgte im Podium für „Wiederholungstäter“ im Publikum.

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