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BSV Eggenstein-Leopoldshafen

Eine Bereicherung für beide Seiten: Estische Badminton-Spielerin Helis Pajuste spielt für Eggenstein-Leopoldshafen

Für den BSV Eggenstein-Leopoldshafen ist Helis Pajuste ein sportlicher Gewinn. Was auch umgekehrt gilt. Dabei war die estnische Badminton-Spitzenspielerin lange Zeit nicht am Netz, sondern auf dem Eis sportlich zuhause.

Spitzenkraft aus Estland: Helis Pajuste steht seit dieser Saison im Aufgebot des Badminton-Zweitligisten BSV Eggenstein-Leopoldshafen.
Spitzenkraft aus Estland: Helis Pajuste steht seit dieser Saison im Aufgebot des Badminton-Zweitligisten BSV Eggenstein-Leopoldshafen. Foto: Oleg Hartsenko

Eine kleine Enttäuschung hat Helis Pajuste schon eine gute Woche vor ihrem Abflug einstecken müssen. Gerne nämlich hätte die estnische Badminton-Nationalspielerin zumindest einen kurzen Abstecher zum Karlsruher Weihnachtsmarkt gemacht, doch die Hütten mussten ja bekanntlich schon wieder abgebaut werden. 

Die Vorfreude auf den Kurztrip nach Deutschland und auf weitere Auftritte für den Zweitligisten BSV Eggenstein-Leopoldshafen schmälerte das nicht. „Es macht richtig Spaß mit dem Team“, sagt die 24-Jährige, die seit dieser Saison zum Aufgebot des Aufsteigers zählt und gleich bei Ihrem Debüt im September großen Gefallen an ihrer Gastrolle gefunden hatte.

In Estland gibt es kein Ligen-System

„Es ist für mich das erste Mal, in einem Liga-Team zu spielen. Badminton ist hier zwar recht populär, aber wir haben keine Ligen“, erzählt Pajuste im Video-Gespräch. Außer auf einer estnischen Turnier-Serie spielt sie vor allem auf internationalen Veranstaltungen. Zuletzt stand sie in Slowenien auf dem Court, davor dieses Jahr unter anderem in der Ukraine, Zypern und Griechenland.

Dass sie beim BSV gelandet ist, daran ist außer ihrem Trainingspartner Mihkel Laanes irgendwie auch Corona schuld. Die Idee jedenfalls wurde geboren, als Pajuste im August in Quarantäne war. Laanes, der schon seit vielen Jahren im Kader der Eggenstein-Leopoldshafener steht, brachte den BSV als weitere Spiel-Alternative für die aus der Hauptstadt Tallinn stammende Pajuste ins Gespräch. Nach einem digitalen Treffen von Pajuste, Laanes und BSV-Kapitän Fabian Schlenga war die Zusammenarbeit besiegelt.

Sportwart Samman: „Eine Win-Win-Situation“

Den BSV und die Auftritte mit der Mannschaft empfindet Pajuste als Bereicherung. Für den BSV wiederum ist Spitzenspielerin Pajuste ebenfalls ein Gewinn – und ein Baustein im Kampf um den Klassenverbleib. „Eine Win-Win-Situation“, sagt Sportwart Michael Samman. 

Gleichwohl setze der Club seine ausländischen Kräfte nur punktuell ein, wobei Laanes diese Saison mit einer schweren Knie-Verletzung ohnehin ausfällt. Die Kosten für Einsätze wie der an diesem Wochenende von Pajuste würden durch Sponsoren oder Spenden gedeckt, sagt Samman.

Pajuste war bis als Teenagerin auf dem Eis unterwegs

Dass Pajuste überhaupt auf dem Badminton-Feld gelandet ist, ist der Asthma-Diagnose geschuldet, die sie als Teenagerin erhielt. Bis dahin war sie nämlich auf eisiger Fläche unterwegs. „Schon mit vier Jahren hatte ich mit Eiskunstlauf angefangen“, erzählt Pajuste. Dass sie dann mit 15 die Schlittschuhe zumindest im Leistungssport-Bereich an den Nagel hängen musste, „das war wirklich hart für mich“. 

Der Schmerz aber wurde schnell geheilt. Ihr Vater habe ihr vorgeschlagen, es mal mit Badminton zu versuchen – ein Volltreffer. Seither gibt es für Pajuste sportlich nichts mehr anderes. „Im Eiskunstlauf hast Du ein Programm von wenigen Minuten, mit vielen verschiedenen Elementen, das ist sehr intensiv“, erläutert Pajuste: „Im Badminton hast Du mehr Zeit zum atmen, kannst etwas verschnaufen nach jedem Punkt.“ Zudem habe sie auch gelernt, mehr und besser zu atmen. Je länger ein Match, desto mehr profitiere sie davon.

Es ist eine sehr intensive Sportart, die einen körperlich, mental und taktisch fordert.
Helis Pajuste über Badminton

„Es ist eine sehr intensive Sportart, die einen körperlich, mental und taktisch fordert. Und es ist ziemlich schnell“, nennt die Estin Gründe, warum sie bis heute nicht von den Schlägern lassen kann. Wegen des Badmintons wählte sie für ihr Wirtschafts-Studium auch die Universität in Tartu, der nach Tallinn zweitgrößten Stadt des Landes, „weil hier die besten Spieler trainieren“. 

Mindestens zwei-, oft auch dreimal täglich trainiert sie: morgens mit dem Nationalteam, mittags im Fitnesscenter und abends mit den Teamkollegen vom Triiton Badminton Club. Von dem Verein erfährt Pajuste, die ihren Master in Erholungs-Management ablegt, finanzielle Unterstützung.

Pajuste freut sich auf den „Teamspirit“ beim BSV

Nun freut sich Pajuste auf ihre nächsten Einsätze für den BSV und den „Teamspirit“ beim Aufsteiger, aus dessen Reihen sie Clement Kervio und Niklas Ditter von einem Sommer-Camp im vergangenen Jahr in Estland kennt. Dabei wird sie wieder ein Stück Deutschland entdecken. Von Marktheidenfeld, wo der BSV am Samstag (17 Uhr) beim dortigen TV 1884 antritt, jedenfalls hat die baltische Gastspielerin bislang ebenso wenig gehört wie von Dortelweil. Beim SV Fun-Ball im Stadtteil von Bad Vilbel gastieren die Badener am Sonntag (11 Uhr). 

Bei ihren Premierenauftritten im September hatte Pajuste alle ihre Partien gewonnen. Ihre weiße Liga-Weste will die Estin behalten – und dem BSV damit möglichst mit zu weiteren Punkten verhelfen. 

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