Seit Jahren fahren bei den Sixdays-Night die besten Bahnfahrer der Welt gegeneinander. Auch am 15. Juli gibt die Weltelite auf dem 333-Meter-Oval des RSV Oberhausen wieder ein Stelldichein des Bahnradsports.
Yoeri Havik und Roger Kluge in Oberhausen am Start
In Yoeri Havik, Weltmeister im Punktefahren, Roger Kluge und Theo Reinhardt, den Europameistern im Zweier-Mannschaftsfahren, stehen erneut einige Top-Stars auf der Bahn. Hinzu kommt Moritz Augenstein, der vor wenigen Wochen in Cottbus dreifacher deutscher Meister wurde.
Im Interview erzählt Organisator Erik Weispfennig, wie es ihm gelingt, die besten Fahrer nach Oberhausen zu locken, was das besondere an der Veranstaltung ist, wie er die Entwicklung des deutschen Radsports sieht und was sich bei Verbänden und Vereinen ändern muss.
Wie gelingt es immer wieder, die besten Bahnfahrer der Welt nach Oberhausen zu holen?
WeispfennigEs ist unterschiedlich und sehr abhängig vom Terminkalender der Fahrer. Wenn sie Zeit haben, dann ist es nicht schwierig, die Sportler für die Veranstaltung zu gewinnen. Zahlreiche Fahrer kommen seit Jahren nach Oberhausen und genießen die Atmosphäre. Die Fahrer sind gewillt, lange Strecken in Kauf zu nehmen. Trotz der frühen Ansetzung der Weltmeisterschaft haben Roger Kluge und Theo Reinhardt ihr Kommen zugesagt. Yoeri Havik, Weltmeister im Punktefahren, unterbricht sein Trainingslager in Livigno und fährt nach Oberhausen. Das spricht für uns.
Was ist das Besondere an der Sixdays-Night?
WeispfennigEs ist Radsport zum Anfassen. Im Gegensatz zum Fußball ist die Veranstaltung nicht so steril. Die Sportler können hautnah erlebt werden. Während den Rennen wird die ganze Ästhetik und Dynamik des Bahnradsports geboten.
Wie wichtig ist solch eine Veranstaltung für den Verein?
WeispfennigFür den Verein ist es ein großes Aushängeschild, da die Veranstaltung über die Grenzen von Oberhausen-Rheinhausen strahlt. Die Zuschauer kommen aus der ganzen Republik. Zudem können sich Sportler und Sportlerinnen des RSV Oberhausen dem Publikum präsentieren.
Sie sind auch Sportlicher Leiter des Sechstagerennens in Bremen. Zuletzt fand die Veranstaltung 2020 statt. Im kommenden Jahr soll es weitergehen. Andere Städte haben sich hingegen vom Sechstagesport verabschiedet. Wie sehen Sie die Entwicklung?
WeispfennigDer Rückgang ist zweifelsohne vorhanden. Gleichzeitig wird im Bahnradsport viel versucht. Durch die Champions League hat der Sport an Attraktivität gewonnen. Dies ist eine positive Entwicklung. Insgesamt fehlt aber ein Top-Fahrer, der für größeres mediales Interesse sorgt. Der Bahn-Vierer der Frauen hat den Sport aber deutlich populärer gemacht. Dennoch dürfen wir uns nichts vormachen und müssen sehen, dass der Radsport nicht den Stellenwert wie in anderen Ländern hat. Deshalb sind Veranstaltungen wie die Deutschland-Tour wichtig.
Auch ein Blick auf die Straße zeigt, dass in den Nachwuchsklassen die Startfelder immer kleiner werden. Woher kommen die Probleme?
WeispfennigIch sehe hier vor allem ein gesellschaftliches Problem. Die Gesellschaft hat sich verändert und es wird viel mehr Individualsport getrieben. Das Vereinsleben rückt dadurch in den Hintergrund. Nicht nur im Radsport ist dieses Problem zu erkennen. Ebenso ist auch der Leistungsgedanke kaum mehr zu beobachten. Ein weiterer Aspekt ist, dass es im Straßenradsport behördliche Genehmigungen benötigt. In den vergangenen Jahren sind die Anforderungen an solche Rennen deshalb gestiegen. Viele Vereine schreckt das ab.
Was muss sich ändern?
WeispfennigDie Radsportlandschaft ist in viele Verbände und Kreise zerstückelt. Das muss sich ändern. Der Radsport muss wie eine Firma aufgebaut sein. Dazu muss es hauptamtliche Trainer geben. In Ostdeutschland sind die Strukturen andere. Dort werden hauptamtliche Trainerstellen im Nachwuchsbereich ausgeschrieben. In den anderen Bundesländern hinken wir dieser Entwicklung deutlich hinterher. Es muss eine Professionalisierung stattfinden. Das Ehrenamt hat keine Zukunft mehr.
Es fällt auf, dass es Vereine, Eventagenturen um Rik Sauser, der maßgeblich für die Austragung der deutschen Meisterschaft verantwortlich war, oder Profisportler wie Jannik Steimle, der ein Kriterium in Kirchheim veranstaltet, sind, die solche Events organisieren. Fehlt hier nicht die Unterstützung vom Verband?
WeispfennigDie Frage ist, was der Verband leisten kann. In erster Linie ist er für die Ausbildung der Sportler und Sportlerinnen zuständig. Der Verband muss allerdings viel mehr Lobbyarbeit leisten. Rik Sauser hat über die Jahre ein großes Netzwerk geschaffen und leistet gute Arbeit. Jannik Steimle ist ein bekannter Name in der Szene. Es ist wichtig, dass solche Personen etwas initiieren.
Wie froh stimmt es Sie, dass es aber trotzdem immer wieder Talente wie Lana Eberle gibt, die lange beim RSV Oberhausen gefahren ist, die es nach oben schaffen?
WeispfennigIch kenne sie schon seit dem ersten Training. Von Beginn an war zu sehen, dass sie große Freude am Sport hat. Uns als kleiner Verein macht es natürlich sehr stolz, dass sie nun in der World Tour startet. Für den Nachwuchs ist es wichtig, dass es Vorbilder wie Lana gibt.
Service
Das komplette Fahrerfeld, alle Informationen zur Sixdays-Night und Tickets gibt es auf www.sixdaysnight.de/