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Stillstand bei den Radsportlern

Sorge um Nachwuchs: Fahrrad-Boom ohne Auswirkungen für den RSV Ellmendingen

Obwohl während der Corona-Pandemie das Interesse am Fahrradfahren bundesweit gestiegen ist, macht sich der anhaltende Hype bei Radsportvereinen wie dem RSV Ellmendingen nicht bemerkbar – im Gegenteil.

Radsport Ellmendingen Davide Spadaccia
Einsam im Sattel: Davide Spadaccia und die Ellmendinger Fahrer drehen vorerst weitestgehend alleine ihre Runden. Foto: Karl-Heinz Kaiser

Der Fahrrad-Einzelhandel kam im vergangenen Jahr aufgrund des großen Kundenansturms ordentlich ins Schwitzen. Die Bestände waren im Herbst 2020 nahezu leer gekauft. Und ein Ende des Hypes ist nicht in Sicht.

Fast jeder dritte Bundesbürger, das ergab eine repräsentative Umfrage von „Radreisen cyclelo“ in Zusammenarbeit mit der Innofact AG, fährt mehr Fahrrad als vor der Corona-Pandemie.

Ein knappes Drittel gab an, dass Corona das Interesse an einer Radreise verstärkt habe – allein 44 Prozent der 18-29-Jährigen liebäugeln in diesem Jahr mit einem Radurlaub.

RSV „Schwalbe“ Ellmendingen fürchtet wegen Corona um Nachwuchs

Der Verband des Deutschen Zweiradhandels (VDZ) vermeldete vergangene Woche, dass der Umsatz um 60,9 Prozent auf 6,44 Milliarden Euro geklettert sei. Gerade E-Bikes erlebten im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs um 43 Prozent. Doch macht sich dieser Boom auch bei den Radsportvereinen bemerkbar? Entdecken Hobbyradler plötzlich die Lust am Fahren unter Wettkampfbedingungen?

Wir müssen eher befürchten, dass vor allem junge Mitglieder künftig nicht mehr kommen. 
Karl-Heinz Kaiser, Geschäftsführer RSV Ellmendingen

Karl-Heinz Kaiser verneint deutlich. Der Geschäftsführer des Radsportvereins (RSV) „Schwalbe“ Ellmendingen sagt: „Uns tun diese Zeiten richtig weh. Viele bei uns trainieren nun seit einem Jahr ins Blaue hinein, ohne die Aussicht auf Wettkämpfe. Wir haben 70 Jugendliche im Verein, da aber alles an Veranstaltungen ausgefallen ist, wissen wir nicht, ob auch alle irgendwann wieder zurückkommen. Es ist also bei weitem nicht so, dass sich Interessierte dem Verein angeschlossen hätten. Wir müssen eher befürchten, dass vor allem junge Mitglieder künftig nicht mehr kommen.“

Austragung von regionalen Radrennen ungewiss

Der Terminkalender, der sonst mit regionalen Rennen gefüllt ist, sei aktuell noch ziemlich leer. „Es gibt durchgängig Absagen bis April“, berichtet Kaiser, der Stand heute auch noch nicht weiß, was aus den eigenen Veranstaltungen wie „Rund um Keltern“ und dem für 13. Mai angesetzten Rennen „Rund um die Goldstadt Pforzheim“ wird.

„Die ganzen Maßnahmen und Hygiene-Vorgaben sind einfach enorm. Und es gab zuletzt ja auch keine Einnahmen. Wir werden uns diese Tage zusammensetzen und alles besprechen“, sagt Kaiser, der hofft, dass künftig zumindest wieder Ausfahrten mit mehreren Radsportlern möglich sind.

„Normalerweise dient mein Hof als Treffpunkt, da tummeln sich mal 30 Fahrer. Nun sind es immer mal zwei, trainiert wird mit Abstand und zeitlich um ein paar Minuten versetzt. Sogar die Anreise mit dem Auto erfolgt zu verschiedenen Uhrzeiten. Für den Trainer ist das organisatorisch ein Kraftakt“, betont Kaiser, der auch Ehrenvorsitzender des RSV ist.

Der Abschied von Benjamin Boos schmerzt dem RSV Ellmendingen

Personell hat sich rund um die erfolgreichen Schwalbe-Fahrer ebenfalls einiges getan. Plinius Naldi ist nach Hamburg gezogen, er fährt aber weiterhin für die Ellmendinger. Bei Davide Spadaccia, den es vor rund drei Jahren von Italien nach Kieselbronn verschlagen hat, hofft man bis Mitte Mai auf erste Events und darauf, dass der Deutsch-Italiener den Durchbruch schafft.

Am schwersten schmerzt die Ellmendinger der Abschied von Benjamin Boos. Der Sieger der Straßen-DM, der zuletzt bei der Bahn-Europameisterschaft U23/U19 in Fiorenzuola (Italien) Gold in der Einerverfolgung der Junioren gewonnen hatte, ist ans Sportinternat nach Thüringen gewechselt. Er bleibe zwar, berichtet Kaiser, Mitglied im Radsportverein und im Förderprogramm, die Lizenz geht allerdings nach Erfurt über.

2022 soll beim RSV Ellmendingen groß gefeiert werden

Doch es gibt auch positive Nachrichten: Bahn-Spezialist Moritz Augenstein trainiert aktuell fleißig für die anstehende Bahn-DM in Köln im Sommer, Lea Augenstein und Jonas Steppe weilten zuletzt auf einem zweiwöchigen Lehrgang.

Große Feierlichkeiten stehen dem Verein im nächsten Jahr ins Haus, denn 2022 heißt es in Keltern: 125 Jahre Radsport in Ellmendingen.

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