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Meinung

von Hansjörg Ebert

Mein besonderer WM-Moment

Wembley 1966 als erste Konfrontation mit der Wahrheit

Mit dem Anpfiff der Fußball-WM veröffentlichen die BNN täglich die Rubrik „Mein besonderer WM-Moment“, in der sich rund 30 Redakteurinnen und Redakteure zurückerinnern. Dieses Mal Hansjörg Ebert.

ARCHIV - Tor oder nicht Tor im Finale Deutschland gegen England bei der Fußball-WM 1966 am 30. Juli im Londoner Wembley-Stadion. Der vom englischen Stürmer Geoff Hurst (nicht im Bild) geschossene Ball knallt von der Latte auf den Boden. Der deutsche Torhüter Hans Tilkowski (vorn) schaut sich im Hechten um, Abwehrspieler Wolfgang Weber (l) und der jubelnde englische Stürmer Roger Hunt schauen zu (Archivfoto vom 30.07.1966). Die FIFA hat der deutschen Firma GoalControl den Zuschlag für die neue Torlinientechnologie beim Confederations Cup 2013 erteilt. Der Fußball-Weltverband vergab am Dienstag den Auftrag für das Turnier in Brasilien an das Unternehmen aus Würselen. Foto: dpa (zu dpa 0846 vom 02.04.2013) +++ dpa-Bildfunk +++
Der Treffer im Finale der WM 1966 zwischen Deutschland gegen England im Londoner Wembley-Stadion zählte. Foto: dpa

Mein erstes mediales Fußballerlebnis war die Weltmeisterschaft 1966. Ich war acht Jahre alt, und wir hatten gerade unseren ersten Fernseher gekauft. Die Spiele flimmerten in schwarz-weiß über den noch relativ kleinen Bildschirm.

Unsere Nachbarn schauten da bereits in Farbe fern: Deren Bildschirm war mit einer bunten Folie überzogen, die eine farbige Welt vorgaukelte.

Ohne das Zitat von Gary Lineker zu kennen, „Fußball ist ein Spiel, bei dem 22 Spieler hinter einem Ball herjagen und am Ende gewinnt immer Deutschland“, hatte sich dieses Grundgesetz des Fußballs damals schon tief in meinem Kopf verankert.

Wembley-Finale als Sinnbild für das Leben

5:0 gegen die Schweiz, 2:1 gegen Spanien, 4:0 gegen Uruguay – meine Stars um Youngster Franz Beckenbauer und Ballstratege Wolfgang Overath machten mir diesen Glauben leicht. Die flinken Stürmer Uwe Seeler und Helmut Haller, der damals schon in Italien beim AC Bologna spielte, sorgten für permanenten Torjubel. Und schließlich stand da ja noch unser Nationalkeeper Hans Tilkowski im Kasten – da konnte doch nichts schiefgehen.

So war es denn mein erster Fußball-Schock, als das legendäre Wembley-Finale nicht zugunsten der Deutschen ausging. Ich verstand die Welt nicht mehr. Es war meine erste Konfrontation mit der bitteren Wahrheit, dass es im Leben und in der Welt nicht immer gerecht zugeht. Das hat mich damals als Achtjähriger ziemlich erschüttert.

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