Mein erstes mediales Fußballerlebnis war die Weltmeisterschaft 1966. Ich war acht Jahre alt, und wir hatten gerade unseren ersten Fernseher gekauft. Die Spiele flimmerten in schwarz-weiß über den noch relativ kleinen Bildschirm.
Unsere Nachbarn schauten da bereits in Farbe fern: Deren Bildschirm war mit einer bunten Folie überzogen, die eine farbige Welt vorgaukelte.
Ohne das Zitat von Gary Lineker zu kennen, „Fußball ist ein Spiel, bei dem 22 Spieler hinter einem Ball herjagen und am Ende gewinnt immer Deutschland“, hatte sich dieses Grundgesetz des Fußballs damals schon tief in meinem Kopf verankert.
Wembley-Finale als Sinnbild für das Leben
5:0 gegen die Schweiz, 2:1 gegen Spanien, 4:0 gegen Uruguay – meine Stars um Youngster Franz Beckenbauer und Ballstratege Wolfgang Overath machten mir diesen Glauben leicht. Die flinken Stürmer Uwe Seeler und Helmut Haller, der damals schon in Italien beim AC Bologna spielte, sorgten für permanenten Torjubel. Und schließlich stand da ja noch unser Nationalkeeper Hans Tilkowski im Kasten – da konnte doch nichts schiefgehen.
So war es denn mein erster Fußball-Schock, als das legendäre Wembley-Finale nicht zugunsten der Deutschen ausging. Ich verstand die Welt nicht mehr. Es war meine erste Konfrontation mit der bitteren Wahrheit, dass es im Leben und in der Welt nicht immer gerecht zugeht. Das hat mich damals als Achtjähriger ziemlich erschüttert.