Skip to main content

Meinung

von Tobias Roth

Mein besonderer WM-Moment

Der Opa aus Bulgarien rächte sich 1994 an Deutschland

Mit dem Anpfiff der Fußball-WM veröffentlichen die BNN täglich die Rubrik „Mein besonderer WM-Moment“, in der sich Redakteurinnen und Redakteure zurückerinnern. Dieses Mal erinnert sich Tobias Roth.

Jordan Letschkov bejubelt seinen Treffer zum 2:1 gegen Deutschland. Lothar Matthäus kann es nicht fassen.
Jordan Letschkov feiert seinen Treffer zum 2:1 gegen Deutschland. Lothar Matthäus kann es nicht fassen. Foto: dpa

Ich kann es nicht fassen. Ausgerechnet der Opa köpft uns aus dem Turnier. Was hatten wir über seine Frisur gelacht!

Das Panini-Klebebildchen von Jordan Letschkow war ein Renner auf dem Schulhof. Der Mann trug oben Platte und seitlich Haare, und vorne auf der Stirn stand noch ein kleiner Bürzel.

Er sah aus wie jemand, der eine Auspuffanlage montieren kann. Und dann sorgt Letschkow 1994 für die größte Enttäuschung meines Fußballerlebens.

Das Viertelfinale 1994 sollte eigentlich Formsache sein

Ich bin ein Kind der 1990er-Weltmeister. Das Finale in Rom ist das erste WM-Spiel, an das ich mich erinnern kann. Vier Jahre später war klar, dass wir den Titel verteidigen. Schließlich hatte Franz Beckenbauer, der Weltmeister-Trainer, gesagt, dass die Deutschen nun mit den Spielern der ehemaligen DDR auf Jahre hinaus unschlagbar seien. Ich hatte das wirklich geglaubt.

Dann kommt der 10. Juli 1994. Weltmeisterschaft in den USA. Viertelfinale Deutschland gegen Bulgarien. Eigentlich Formsache. Lothar Matthäus schießt uns per Elfmeter in Führung. Doch plötzlich trifft Christo Stoitschkow zum Ausgleich und nur drei Minuten später geht die Welt unter.

Flanke Stoitschkow genau auf Letschkows Haarbürzel, 2:1 für Bulgarien. Deutschland ist raus. Am Abend blättere ich verloren durch mein Panini-Heft. Ich kann über Letschkows Bild nicht mehr lachen. Die Rache des Opas, sie hat wirklich gesessen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang