
Das WM-Finale am 30. Juli 1966 zwischen England und Deutschland im Londoner Wembleystadion war mein allererstes Fußballspiel. Ich durfte es bei unseren Nachbarn anschauen, die eines dieser neumodischen Fernsehgeräte besaßen.
Das Spiel interessierte mich, ehrlich gesagt, nicht besonders – das erste Tor schoss Deutschland, danach trafen die Engländer zweimal. Doch dann kam der große Moment: Sekunden vor dem Ende schoss ein deutscher Spieler den Ausgleich zum 2:2 und dieser Spieler hieß Wolfgang Weber.
Der Reporter im Fernsehen überschlug sich fast, als er den Namen ins Mikrofon schrie. Wolfgang Weber! Der Held des Tages hieß wie ich! Nach dem unerwarteten Tor ging das Spiel in die Verlängerung.
Dass dort mit dem 3:2 das bis heute umstrittene „Wembley-Tor“ für England fiel, war mir herzlich egal. Auch das 4:2 war nicht mehr schlimm. Ich interessierte mich einzig und allein für meinen neuen Helden Wolfgang Weber.
50 Jahre später traf ich meinen Helden
Exakt 50 Jahre später: Im Sommer 2016 treffe ich meinen berühmten Namensvetter zum Jubiläums-Interview in Köln. „Endlich lerne ich mal jemanden kennen, der auch Wolfgang Weber heißt“, sagt er und lacht freundlich. Zwei Stunden lang plaudern wir über Fußball und natürlich frage ich: War der Ball zum 3:2 der Engländer im Tor? „Natürlich nicht“, sagt Wolfgang Weber. Er muss es wissen: Er stand schließlich genau daneben.