Sami Khedira mutierte in Sekundenbruchteilen zum Philosophen im feinen Zwirn mit Einstecktuch. „Wir haben in der zweiten Hälfte unser Herzstück hergegeben.
Es gibt nicht ohne Grund den Spruch: Kontrollierst du die Mitte, kontrollierst du das Spiel“, sagte der Rio-Weltmeister nach der deutschen Auftaktpleite gegen Japan – und kritisierte die Auswechslung Ilkay Gündogans für Leon Goretzka. Khedira, der in der ARD in seinen maßgeschneiderten Anzügen eher wirkt, als wäre er Polit-Gast bei Anne Will oder Sandra Maischberger, muss es ja schließlich wissen, denn der Schwabe war Zeit seiner Fußballkarriere genau dort zu finden: in der Mitte.
Dort, wo die zentralen Figuren das Spielgeschehen, das Tempo, die Intensität diktieren. Dort, wo Fußball mehr gedacht als gespielt wird. Rasenschach. Dem Gegner immer einen Zug voraus sein.
ARD setzt im Studio mit Khedira und Hitzlsperger gar auf eine Doppel-Sechs
Schaut man sich mal die ganze Expertenschar an, liegt die Vermutung nahe, dass die zentralen Mittelfeldspieler auch wie gemacht sind für die TV-Kameras.
Die ARD setzt im Studio mit Khedira und Thomas Hitzlsperger gar auf eine Doppel-Sechs. Fachwissen über Fachwissen in der biederen Runde, aufgelockert – und gerettet – vom heimlichen Star: Torhüterin (!) Almuth Schult. Vor Ort in der Wüste gesellt sich mit Bastian Schweinsteiger noch der dritte Experte für den fußballerischen Maschinenraum hinzu.
Die Konkurrenz schläft nicht – und fährt auch zentrale Geschütze auf: Im ZDF analysiert – und im Gegensatz zu Khedira: unterhält – Christoph Kramer das Publikum. Bei MagentaTV diktiert „Capitano“ Michael Ballack das (Fernseh-)Geschehen.
Abteilung Attacke in England
Doch wie sieht es bei den ausländischen Kollegen aus? Wird da auch auf die Expertisen der Fußball-Intellektuellen gesetzt? In Spanien zumindest teilweise. Neben Torhüter-Titan Iker Casillas knüpfte sich Tiki-Taktgeber Andres Iniesta die „Furia Roja“ nach dem WM-Achtelfinal-Aus vor.
Auf der Insel ist dagegen mit den zwei Stürmer-Legenden Gary Lineker und Alan Shearer Abteilung Attacke angesagt. Wie passend, dass mit Harry Kane ausgerechnet ein Stürmer für Englands Scheitern im Viertelfinale sorgte.