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Schlossfestspiele rühren Werbetrommel

Theaterfest in Ettlingen: Der Freischütz trifft auf Jim Knopf

Die Ettlinger Schlossfestspiele rühren die Werbetrommel für die neue Spielzeit. Die Tribüne ist gut gefüllt, die Bühne allerdings auch.

Blick auf die Bühne bei der Probe für den Freischütz, im Vordergrund Publikum
Die öffentliche Probe für die Oper „Der Freischütz“ im Rahmen des Theaterfests der Schlossfestspiele Ettlingen war gut besucht. Foto: Pascal Schütt

In der obersten Reihe reckt Bernhard Bagger den Daumen nach oben. Einmal. Zweimal. Dann lächelt er zufrieden. Der Leiter des Ettlinger Bürgerchors schaut und vor allem hört sehr genau hin. Es geht oft um Kleinigkeiten, um den Feinschliff.

Unten auf der großen Bühne im Ettlinger Schlosshof laufen Proben für die Oper „Der Freischütz“. Erstmals öffentlich, denn am Samstag werben die Schlossfestspiele beim Theaterfest für ihr neues Programm.

So ganz klar ist das den Bummelnden in der Ettlinger City gar nicht immer. Als etwa eine Gruppe Kinder laut skandierend und mit Schildern wie „Lasst Euch die Zeit nicht stehlen“ durch die Innenstadt zieht, schauen sich manche verwirrt um.

Kinder mit Schildern auf dem Schlossplatz in Ettlingen
Mit lauten Rufen und Schildern warben die Kinder für die Premiere des Stücks Momo am 11. Juni. Foto: Pascal Schütt

Ziel erreicht, Aufmerksamkeit bekommen, heißt das für die Kinder-Riege. Die Auflösung liefert man gerne. Die vermeintliche Demonstration rührt die Werbetrommel für das Kinderstück „Momo“, das am 11. Juni um 15 Uhr Premiere feiert.

Mammutaufgabe für Solvejg Bauer und ihr Team

Etwas länger müssen sich Opern-Fans beim Freischütz gedulden. Dessen erste Aufführung steht am 22. Juni im Kalender der Schlossfestspiele. Den ersten Applaus gibt es für Musiker, Schauspieler und den Bürgerchor aber schon am Samstag.

Unterhalb von Bernhard Bagger nehmen ab 13 Uhr rund 250 Neugierige Platz. Auf der Bühne drängen sich zeitgleich knapp 100 Aktive. Für Intendantin und Regisseurin Solvejg Bauer und ihr Team ist es eine Mammutaufgabe. Doch davon lässt sie sich nichts anmerken.

Das Publikum erlebt eine quirlige Theatermacherin, die ihre Arbeit mit lockeren Sprüchen kommentiert und den ein oder anderen Lacher kassiert. Pausen nutzt sie für kurze Anweisungen. Immer wieder springt sie auf die Bühne, schlüpft in die Rolle einer Schauspielerin, zeigt, wie sie sich das vorstellt.

Ettlinger Bürgerchor probt seit Februar für den Freischütz

Oft geht es um kleine Details. Um „ein bisschen mehr Abstand“ bittet Bauer beispielsweise einige Mitglieder des Bürgerchors. Der probt mit Chorleiter Bagger seit Februar vor allem an den Wochenenden für den Freischütz. Doch was bisher hinter verschlossenen Türen passierte, muss nun auf die 28 mal acht Meter große Bühne gebracht, ins große Ganze integriert werden.

Vor Publikum ist Eingeübtes manchmal schnell vergessen.
Bernhard Bagger, Chorleiter Bürgerchor

„Vor Publikum ist Eingeübtes manchmal schnell vergessen“, erklärt Bagger schmunzelnd. In der Hand hält er eine Aktenmappe mit Notenblättern, dazwischen viele handschriftliche Notizen. Den geübten Ohren des Chorleiters entgeht kaum etwas: zu laut, zu leise, nicht ganz synchron. „Es ist ein fantastischer Chor“, betont er aber.

Ausschnitte sollen Neugier für Schlossfestspiele wecken

Bei dessen erstem Schlossfestspiele-Auftritt im Jahr 2019 bei der „Zauberflöte“ stand auch Petra Baader mit auf der Bühne. Am Samstag sitzt die Ettlingerin zusammen mit ihrem Mann Klaus auf der Tribüne. „Es ist spannend, das aus dieser Perspektive zu sehen“, sagt sie.

Die Probe gefällt dem Ehepaar, ob das zu einem gemeinsamen Opern-Abend führt, ist aber noch nicht ausdiskutiert. „Die Geschmäcker sind etwas verschieden“, erklärt Klaus Baader lächelnd. Offen ist dabei nur, welches oder welche Stücke sich die Baaders anschauen werden – ein Besuch bei den Schlossfestspielen ist seit Jahren Tradition.

Inspiration für das Ehepaar und alle anderen Passanten gibt es den ganzen Tag über auf einer kleinen Bühne vor dem Nordeingang des Schlosses. Zu hören sind dort beispielsweise Songs aus dem Musical „Soho Cinderella“. Doch auch wenn niemand am Mikrofon steht, prägt das Theaterfest am Samstag das Leben auf dem Schlossplatz. Lounge-Möbel laden zur Verschnaufpause, der Förderverein der Schlossfestspiele schenkt Sekt aus und Kinder können sich Schminken lassen.

Haltestelle: Bahnhof Lummerland

Eine besondere Attraktion für kleine und in Erinnerungen schwelgende große Besucher steht etwas versteckt um die Ecke. Auf dem Kurt-Müller-Graf-Platz parkt im „Bahnhof Lummerland“ die Lok Emma. 2017 fuhr sie für die Produktion „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ über die große Bühne. Nun verleihen ihr die Studenten David und Paul Schwung.

Die Lokomotive Emma
Die Lokomotive Emma kam im Stück „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer im Jahr 2017 zum Einsatz. Foto: Pascal Schütt

Im Sommer arbeiten die beiden schon seit einiger Zeit hinter den Kulissen der Schlossfestspiele. Beim Theaterfest spielen sie Schaffner, bieten Kindern den Platz im Führerhaus an. „Kostet das was?“, fragt eine Mutter verdutzt. „Nö“, sagen die beiden. Und schon beginnt die rasante Fahrt neben der Schlosskulisse.

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