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Zurück aus Asien

Extremläufer Norman Bücher: Corona hat die Jugendlichen der Welt verändert

Nach der Corona-Zwangspause geht der Lauf um die Welt für den Extremsportler Norman Bücher weiter. Aber seit der Pandemie ist nichts mehr, wie es war.

Norman Bücher Extremläufer Waldbronn
Auf Stimmenfang: Extremläufer Norman Bücher aus Waldbronn ist inzwischen von der dritten Etappe seines Laufs durch die ganze Welt zurück. Mit einem Ziehwagen durchläuft er sieben Kontinente, um Jugendlichen mehr Gehör zu schenken. Foto: 7 Continents

Ob joggend, wandernd oder spazierend, wer regelmäßig zu Fuß unterwegs ist, lernt eine Lektion schnell: Es gibt immer mehr als nur einen Weg, um an das Ziel zu kommen. Auch Extremläufer Norman Bücher aus Waldbronn hat diese Erkenntnis verinnerlicht.

Dass sein Herzensprojekt vier Jahre nach dem Start im Oktober 2018 nun nicht ganz so läuft, wie er es ursprünglich geplant hatte, bereitet ihm keine Kopfschmerzen: „Der Kern des Projektes, die Begegnung mit jungen Menschen, ist geblieben“, sagt er.

Die gute Nachricht ist: Norman Bücher läuft. Wieder und immer noch. Nach der längeren Zwangspause durch Corona hat der 43-jährige Profi-Abenteurer seinen Lauf um die Welt im vergangenen Spätjahr endlich fortsetzen können. Er absolvierte die dritte von insgesamt sieben Etappen, die ihn in insgesamt sieben Jahren von Berlin immer weiter nach Osten bis nach New York City bringen soll.

Atlas der Generation Z

„7 Continents“ hat Bücher seinen langen Rundweg genannt. Unterwegs sucht er Kontakt zu jungen Menschen, die er nach ihren Träumen und Wünschen für die Zukunft befragt. Jeder, der ihm begegnet, soll eine Stimme bekommen.

Bücher sammelt sie und hält sie in Wort und Bild fest. Seinen Atlas der Generation Z will der Läufer am Ziel vor den Vereinten Nationen präsentieren. Das könnte im September 2025 der Fall sein.

Schon während des Projekts berichtet Bücher regelmäßig von seinen Erkenntnissen und Erfahrungen. Mit Vorträgen für Schüler oder Auszubildende in Betrieben will er zeigen, was ein Einzelner bewirken kann. Junge Menschen sollen mit seinem Enthusiasmus angesteckt und inspiriert werden, eigene Kräfte zu aktivieren. „Ich möchte dazu befähigen, dass Jugendliche ihr eigenes Umfeld positiv beeinflussen“, fasst Bücher zusammen.

Zu Fuß und mit dem Bus von Ho-Chi-Minh nach Bangkok

Die jüngste Etappe führte den Stimmensammler von Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden Vietnams durch Kambodscha bis nach Bangkok. Es war Büchers letzte Asientour, bevor es dieses Jahr weiter nach Australien geht. Diesmal allerdings kam einiges anders, als es sich Bücher vorgenommen hatte. Die meisten Regeln hatte Corona ohnehin auf den Kopf gestellt.

Ich habe viel angepasst.
Norman Bücher, will die Welt zu Fuß umrunden

„Ich habe viel angepasst“, sagt er. Statt sich sklavisch an die vorher ausgearbeitete Route zu halten, waren diesmal auch spontane Pausen erlaubt. Ab und zu stieg der Extrem-Läufer sogar auf öffentliche Verkehrsmittel um. „Es gibt unterwegs einfach sehr viele Streckenabschnitte, auf denen niemand unterwegs ist. Im Bus dagegen lernt man immer Menschen kennen und kommt ins Gespräch.“

Bücher hat es nicht bereut, sich den Umständen anzupassen. Im Gegenteil. „Einer der wichtigsten Learnings dieser Etappe war, dass ich mir Zeit genommen habe. Manchmal muss man sich auf Situationen einlassen und Pläne, Pläne sein lassen“, so Bücher. Oft entwickelten sich gute Gespräche spontan oder führten im Verlauf zu neuen Begegnungen, die der Läufer mitnehmen konnte.

Norman Bücher aus Waldbronn ist Abenteurer und Extremläufer aus Leidenschaft. Das Foto entstand in Nepal.
Norman Bücher aus Waldbronn ist Abenteurer und Extremläufer aus Leidenschaft. Das Foto entstand in Nepal. Foto: Christian Frumolt

Geduld, auch das hat Bücher festgestellt, zahlt sich in den meisten Fällen aus: Bei Schuldirektoren zum Beispiel, die nicht immer spontan dazu bereit sind, den freundlichen Deutschen in den bunten Laufklamotten und mit dem seltsamen Ziehwagen für Interviews einzulassen. „Manchmal dauert es einfach zwei Tage, bis sie überzeugt sind“, so Bücher.

Sieben Fragen für die Jugendlichen dieser Welt

Für die Begegnungen mit den Jugendlichen hatte Bücher zu Beginn seines Projekts sieben Fragen zusammengetragen. Jeder bekommt sie gestellt und kann seine Antworten in einem Heftchen niederschreiben, das der Läufer zur Auswertung mit nach Deutschland nimmt. „Was ist Dein größer Traum?“, möchte er darin wissen. Aber auch: „Was macht Dir Angst?“ Oder: „Was macht Dich glücklich?“

Die Antworten können im Detail sehr unterschiedlich ausfallen. „Trotzdem gibt es am Ende große Parallelen“, sagt Bücher. Ob ein junger Mensch nun in Karlsruhe oder in Ho-Chi-Minh-Stadt aufwachse: „Alle wünschen sich Gesundheit, Anerkennung und Wertschätzung.“ Daran konnte auch Corona nichts ändern.

Die Pandemie habe allerdings eine entscheidende Veränderung gebracht. „Mein Gefühl ist, dass die jungen Menschen seitdem nachdenklicher geworden sind“, sagt Bücher. Nicht wenige litten an Mut- und Perspektivlosigkeit. „Sie haben jetzt eher mehr Angst vor der Zukunft als weniger.“

Bücher sieht die Sinnhaftigkeit seines Projektes dadurch umso mehr bestärkt.. Die Corona-Zeit hat er genutzt, um gemeinsam mit zwei Mitstreitern, die „7 Continents Academy“ zu gründen. Das soziale Unternehmen bietet Fortbildungen und Sponsoring für junge Menschen, die eine Idee haben und diese verwirklichen wollen.

„Wir geben die Werkzeuge, um die Welt zu verändern“, fasst Bücher zusammen. Geld dafür soll über Vorträge in Schulen oder Firmen zusammenkommen, in denen Bücher erzählt, wie er sein eigenes Projekt „Weltveränderung“ umsetzt.

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