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Fragen und Antworten

Tipps für den Umgang mit der erwarteten Hitzewelle in Baden-Württemberg

Heiß wird es an diesem Wochenende in Baden-Württemberg. Sonntag könnte sogar der heißeste Tag des Jahres werden. Wie geht man am besten damit um?

Resümee für 2021: ein Jahr der Extreme, darunter der heißeste Sommer in Europa, Hitzewellen im Mittelmeerraum, Überschwemmungen und Windflauten in Westeuropa.
Am Wochenende ist mit großer Sonnenstrahlung zu rechnen. Foto: Martin Gerten/dpa

Am Wochenende sollen die Temperaturen in Baden-Württemberg auf bis zu 37 Grad Celsiussteigen. Besonders vor der UV-Strahlung sollte man sich schützen. Zudem sind tropische Nächte möglich.

Das stellt für den menschlichen Körper eine enorme Belastung dar, und auch Tiere leiden an solchen Tagen. Alexei Makartsev und Martin Ferber beantworten die wichtigsten Fragen rund ums Thema Hitze. 

Kann man bei der Hitze ein Spiegelei auf der Motorhaube oder dem Autodach brutzeln?

Es ist ein Mythos: Ein dunkel lackiertes Auto müsse nur lange in der prallen Sonne stehen, dann heizt sich das Metall derart auf, dass man darauf ein Spiegelei braten kann. Tatsächlich aber zeigen diverse Versuche auf Youtube, dass dies nicht möglich ist. Damit Eiweiß und Dotter gerinnen und fest werden können und das Spiegelei richtig knusprig wird, sind Temperaturen von über 80 Grad nötig. Zwar kann an einem heißen Sommertag ein schwarz lackiertes Autodach derart heiß werden, dennoch klappt das mit dem Ei nicht. Denn in dem Moment, in dem das Ei aufgeschlagen wird und auf dem Auto aufliegt, fällt die Temperatur auf dem Metall deutlich ab – und bleibt unten. Denn im Gegensatz zur Bratpfanne fehlt die permanente Wärmezufuhr von unten. Gleichzeitig wirkt das Ei wie ein Sonnenschirm – es fällt an dieser Stelle keine direkte Sonnenstrahlung mehr auf das Auto. Das Eiweiß kann nicht gerinnen. Zudem gibt es ganz praktische Probleme: Motorhauben oder Dächer sind in der Regel gewölbt – das Ei rutscht herunter, ehe das Eiweiß auch nur ansatzweise gerinnen kann. 

Helfen eisgekühlte Getränke gegen den Durst?

Noch ein Mythos: Je höher die Temperaturen, desto kühler muss das Getränk sein, um den Körper von innen abzukühlen, glaubt man. Doch der Hausärzteverband Baden-Württemberg warnt. „Die Getränke sollten nicht zu kalt sein“, heißt es in einer Patienteninformation zum Thema Hitze. Gute Durstlöscher seien Wasser, Saftschorlen oder Kräutertees. Verzichten sollte man auf stark zuckerhaltige Getränke, Alkohol und Kaffee, da diese dem Körper Flüssigkeit entziehen und den Kreislauf belasten. Und warum sind kalte Getränke schlecht? Ganz einfach: Durch die Kälte ziehen sich die Blutgefäße zusammen, der Körper muss die eingenommene Flüssigkeit erst erwärmen. Die Folge: Man schwitzt noch stärker und der Körper verliert schlagartig einen Teil der aufgenommenen Flüssigkeit. Ein Blick in die heißen Länder des Südens zeigt, wie man es richtig macht – dort trinken die Menschen literweise warmen Tee. Dieser bewirkt, dass sich die Blutgefäße erweitern und die Flüssigkeit besser aufgenommen wird.

Und wie sieht’s mit dem Essen aus?

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt, an heißen Tagen lieber mehrere kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen als drei große. Zudem sollte man auf schwere Kost verzichten. Ideal sind leichte, kühle, frische und vor allem leicht verdauliche Nahrungsmittel wie Obst, Salate, Gemüse, fettarme Suppen oder Milchprodukte. Da der Körper beim Schwitzen auch wichtige Mineralien wie Natrium ausschwemmt, ist es wichtig, auf eine ausreichende Salz-Zufuhr zu achten. Nach Angaben des Hausärzteverbandes Baden-Württemberg sind Brühe oder Salzstangen ideal.

Fenster auf oder Fenster zu?

Wer Urlaub im Süden gemacht hat, kennt dies: Die Häuser gleichen Festungen. Alle Türen und Fenster sind verriegelt, die Fensterläden den ganzen Tag geschlossen. Das hält die Hitze ab. Entsprechend heißt es in der Patientenempfehlung des Hausärzteverbandes: „Jalousien, Rollläden oder Markisen bleiben tagsüber unten.“ Damit sich die Wohnung nicht aufheizt, sollte sie nur morgens und abends, wenn es am kühlsten ist, gelüftet werden, indem man alle Fenster und Türen gleichzeitig öffnet und somit für einen Durchzug der kühlen Luft sorgt. 

Schwitzen Vögel auch, wie es Menschen tun, oder wie kühlen sie sich ab?

Nur die Säugetiere haben Schweißdrüsen, wobei nicht alle und nicht überall am Körper. Katzen haben sie beispielsweise nur an den Pfoten, weswegen sie gegenüber der Hitze sehr empfindlich sind. Vögel können nicht schwitzen. Aber weil ihre Körpertemperatur generell etwas höher ist als bei Säugetieren, müssen sie auch nicht so viel Hitze abführen. Wird es einer Taube oder Amsel dennoch zu heiß, können sie ihre Flaumfedern aufrichten, damit mehr Luft am Körper zirkulieren kann. Oder sie nehmen ein Bad.

An heißen Tagen beneiden manche Menschen die Fische im kühlen Nass. Die sind zumindest nie durstig, stimmt das?

Nicht ganz. Frischwasser-Fische haben in der Tat nie „Durst“, weil sie ohnehin ständig Wasser durch ihren Körper aufnehmen, das ihr Blut verdünnt. Ist zu viel Wasser im Fisch, muss er das ausscheiden. Die Fische im Salzwasser hingegen „trinken“ hin und wieder, weil sie permanent Wasser verlieren und diesen Verlust ausgleichen müssen. Da der Salzgehalt in ihrem Körper deutlich niedriger ist als in der Umgebung, muss auch das überschüssige Salz ausgeschieden werden. 

Wenn Schwitzen uns vor der Überhitzung schützt – kann man sich dann vielleicht sogar schnelleres und stärkeres Schwitzen antrainieren?

Das kann man gewissermaßen, ja. Viele machen das unbewusst im Urlaub in heißen Ländern: Anfangs ist man durch Hitze deutlich mehr geschafft als nach zwei bis drei Wochen – obwohl die Temperaturen gleich bleiben. Warum ist es so? Weil sich unser „Kühlsystem“ anpasst: Der Körper schwitzt tatsächlich stärker und senkt zugleich den Anteil von Elektrolyten im Schweiß. So verliert er weniger Natrium, Kalium und Kalzium.

Man sieht manchmal an heißen Tagen Kinder mit hochroten Gesichtern: ein Signal für drohende Gefahr?

Auf jeden Fall. Bei Kindern funktioniert die körpereigene Kühlung in der Regel weniger gut als bei Erwachsenen. Sie können schlechter schwitzen. Ein weiterer Faktor ist besonders für Säuglinge und Kleinkinder (bis etwa vier Jahre) ein ungünstigeres Verhältnis von Körpermasse und -oberfläche. Ihre Körper müssen sich mehr anstrengen, um die Wärme loszuwerden – das ist aber schwierig, weil ihr Herz-Kreislauf-System noch nicht voll entwickelt ist. Darum sollte man Babys und Kleinkinder im Sommer auf keinen Fall alleine im Auto sitzen lassen.

Bin ich auf jeden Fall vor Sonnenbrand geschützt, wenn ich Creme mit einem hohen Lichtschutzfaktor (50+) nehme?

Wenn sich die (helle) Haut ohne Sonnenschutzmittel nach fünf Minuten in der Sonne rötet, kann die Creme mit einem Lichtschutzfaktor (LSF) 20 die Schutzzeit um das etwa 20-Fache verlängern, also ungefähr auf 100 Minuten. Wer eine Eigenschutzzeit von 10 Minuten hat, steigert sie dank LSF 30 auf etwa 300 Minuten. So lässt sich der individuelle Schutzfaktor berechnen. Trotzdem sollte man vorsichtig sein. Regelmäßiges Nachcremen muss sein, und spätestens nach zwei Drittel der errechneten Sonnenzeit ist es ratsam, in den Schatten zu gehen.

Angenommen, ich möchte gerne eine kühle Limonade oder ein erfrischendes Bier trinken. Im Kühlschrank liegt keines, wie kriege ich nun mein Getränk binnen weniger Minuten eiskalt?

In einer Gefriertruhe jedenfalls nicht. Viel schneller geht es mit dem selbst gebauten „Super-Freezer“: Man füllt eine Schale mit Eiswürfeln, stellt die Getränke hinein, schüttet viel Salz darüber und vermischt es mit dem Eis. Ein paarmal mit dem Kochlöffel umrühren – fertig. Der Trick ist, dass das Salz den Schmelzprozess der Würfel stark beschleunigt, und der Eis-Salz-Matsch eine größere Kontaktfläche mit den Flaschen erzeugt. Das verstärkt noch den Kühleffekt.

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