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Frühsport für Dickhäuter

Extratour für Elefant Nanda durch den Karlsruher Zoo

Um Arthrose vorzubeugen, geht es für die 49-jährige Elefantendame Nanda aus dem Karlsruher Zoo mehrmals pro Woche zu einem Spaziergang durch den Park. Das kalte Wetter macht ihr dabei nichts aus.

Ein Elefant
Elefantendame Nanda auf ihrem Spaziergang durch den Zoo. Foto: Tanja Mori Monteiro

Raus aus dem Gehege und ab auf Extratour: Das heißt es im Karlsruher Zoo mehrmals pro Woche für Elefant Nanda. Das frühere Zirkustier, das extrem schlecht sieht, dreht an der Hand ihrer Pfleger eine große Runde durch den Tiergarten, bevor dieser für die Besucher öffnet.

Der Frühsport beugt der Arthrose vor: Bislang ist die 49 Jahre alte Elefantenkuh in dieser Hinsicht topfit. Fremde Gerüche und neue Geräusche machen den Ausflug für Nanda abwechslungsreich und attraktiv – wie freilich auch die Leckerlis, mit der ihr die Tierpfleger den Spaziergang schmackhaft machen.

An der Stoßzahntasche führen sie die Dickhäuterin, die zudem ihren Rüssel wie einen Blindenstock zum Erkunden des Weges nutzt. Hier kann man Nanda beim Spazierengehen zusehen:

Mit Bewegung gegen Arthrose

Die Morgentemperatur ist noch unter dem Gefrierpunkt, und den See überzieht eine dünne Eisschicht. Hinaus in die Kälte, und dann auch noch zum Frühsport? Elefantenkuh Nanda kostet dies keine Überwindung, im Gegenteil: Ein bisschen ungeduldig steht sie auf der Wiese gegenüber des Dickhäuterhauses, wo sonst Zwergponys oder Alpakas grasen.

Zu ihrem Spaziergang durch den Stadtgarten wird Nanda gleich starten – eine Extratour, die man dem Tier dreimal die Woche angedeihen lässt, erklärt Zoochef Matthias Reinschmidt den vielen Journalisten, die Nanda an diesem Morgen begleiten wollen.

Die zusätzliche Portion Bewegung soll der Arthrose vorbeugen, die Nanda – anders als ihre Artgenossinnen Rani und Shanti – glücklicherweise noch nicht zusetzt, führt Revierleiter Robert Scholz aus. Mit Brotstücken halten er und sein Kollege Sebastian Stritt die Elefantenkuh bei Laune – und dann darf sie losspazieren.

Nanda plagt der Graue Star

Bedächtig und ein bisschen schwankend setzt sie Fuß hinter Fuß und folgt ihrem Rüssel, der immer wieder über den Boden tastet. Der Graue Star plagt die graue Riesin, so dass sie kaum noch etwas sieht, erklärt Scholz. Freiwillig laufe sie daher im Gehege nur wenig.

Schneller wird Nanda, als Scholz und Stritt sie mit der Hand in der Stoßzahntasche führen – offensichtlich ist, welch großes Vertrauen die Elefantenkuh ihren Pflegern entgegenbringt. Gerade so passt sie mit ihren zweieinhalb Metern Körpergröße unter der Stadtgartenbrücke hindurch.

Dann geht es auf dem Besucherweg nach links Richtung See. Ein bisschen Rüsseln und Schnuppern, das Laub auf dem Boden beiseite schieben – der Ausflug bietet ungewohnte Gerüche und Eindrücke.

Die sich im Frühling, wenn Kräuter, Blumen, Stauden und Bäume blühen, vervielfachen werden. 1.100 Quadratmeter groß ist die Außenanlage der Elefanten derzeit, auf 3.000 soll sie im kommenden Jahr wachsen. „Nun ist Nandas Lebensraum auf 20 Hektar vergrößert“, meint der Zoochef.

Zu schwer für die Brücke

Die Holzbrücke über den Kanal ist nicht elefantentauglich: Auf 1,5 Tonnen ist sie ausgelegt, Nanda bringt locker 3,5 auf die Waage. Also schlendern Nanda, Scholz und Stritt am Stadtgartensee entlang Richtung Norden.

Immer mal wieder machen die Pfleger der Elefantenkuh den Spaziergang mit einem Leckerli schmackhaft. Direkt vor ihren Füßen platzieren sie die Brotstücke, damit Nanda sie spürt und sich dann mit dem Rüssel auf die Suche machen kann. Aus dem Eimer, den Sebastian Stritt trägt, darf sie das Futter nicht stibitzen – was sie aber nicht davon abhält, es immer mal wieder zu versuchen.

In Höhe der Bootsanlegestelle gibt Nanda dann alles: Wie im täglichen Training auf der Elefantenanlage hebt sie den Rüssel und ein Vorderbein. Schließlich ist ja Frühsport angesagt. Die Kameras klicken. Und Nanda kassiert das nächste Leckerli.

Zusehen nur von außen

Beim Streichelzoo, dessen Bewohner noch in ihren Ställen sind, ist der Wendepunkt. Auf dem Weg zwischen dem Spielplatz und den Pavillons der Schachspieler spaziert die Dickhäuterin zurück Richtung Elefantenhaus. Auf der Zoobrücke beobachten die ersten Passanten den Ausflug. Damit Nanda ihre Ausflüge weiterhin ungestört genießen kann, wird das Publikum sie auch künftig nur von dort oben sehen können.

Nicht jeder Zoobesucher verhält sich vernünftig.
Robert Scholz, Chef des Elefantenhauses

„Nanda ist ein sehr lieber Elefant und nicht gefährlich – aber nicht jeder Zoobesucher verhält sich vernünftig“, begründet Robert Scholz, warum der „Elephant-Walk“ vor der Öffnung des Zoos stattfindet. Aus Sicherheitsgründen sind auch immer zwei Pfleger mit Nanda unterwegs und haben für den Notfall den Elefantenhaken dabei.

Vor dem Elefantenhaus gibt es für Nanda etwas zu knabbern und weitere Beschäftigung: Äste zerkleinert sie mit dem Fuß und dem Rüssel, dann verleibt sie sich das Futter mit Genuss ein.

Eine halbe Stunde war sie letztlich unterwegs, einen knappen Kilometer hat sie nun in den Beinen. Sehnsucht nach ihren Artgenossinnen hat sie keine, und auch diese vermissen Nanda nicht. „So eng ist die Beziehung zwischen ihnen nicht“, weiß der Revierleiter.

Frost ist für Nanda kein Problem

Frost ist übrigens auch kein Grund, auf den Spaziergang zu verzichten, stellt Scholz klar. Lediglich Glatteis sei gefährlich. Eine Stunde Kälte halten aber auch Elefantenohren problemlos aus. Nur sollte es anschließend ins Warme gehen. Und so endet auch Nandas Frühsport: Ab ins Dickhäuterhaus, unter die Dusche, und dann ein richtiges Frühstück.

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