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„Independent Days“ in der Schauburg

Filmpreis-Gala in Karlsruhe: Schulfilm-Premiere und Auszeichnung für ukrainischen Beitrag

Ein rundum kinoreifer Beitrag aus der Ukraine gewinnt den Hauptpreis der diesjährigen Karlsruher Filmfestspiele „Independent Days“. Bei der Preisgala feiert auch ein humorvolles Nachwuchs-Werk seine Premiere.

Das Maskottchen Karlina der Karlsruher Filmfestspiele „Independent Days“:
„Karlina“ ist das Maskottchen und die Preisfigur bei den Karlsruher Filmfestspielen „Independent Days“: Bei der diesjährigen „Award Gala“ wurden 14 Auszeichnungen vergeben. Foto: Robert Fuge

Viele Preise werden vergeben bei der „Award-Gala“ der Karlsruher Filmfestspiele „Independent Days“. Doch eine besondere Auszeichnung besteht nicht in einer Preisstatuette oder Geld, sondern in einer Vorführung: Bei der Gala, in deren Publikum etliche Filmschaffende, Sponsoren und Ehrengäste sitzen, erlebt jährlich ein Film seine Premiere - ein Film von Karlsruher Schülerinnen und Schülern.

Das veranstaltende Filmboard Karlsruhe e.V. engagiert sich schon lange in der Nachwuchsförderung. Jährlich schreibt es gemeinsam mit der Jugendstiftung der Karlsruhe den „Film & Vision Contest“ aus. Schulklassen können sich mit einer Story-Idee bewerben. Die Gewinnerklasse entwickelt und dreht dann unter professioneller Anleitung einen Kurzfilm.

Klasse 9c des Goethe-Gymnasiums zeigt satirischen Kurzfilm

Der Film zum diesjährigen Motto „Computerliebe“ kam von der Klasse 9c des Goethe-Gymnasiums. In der Regie des Filmprofis Attila Fireson spielt die Klasse unter dem Titel „No Connection“ das Szenario durch, dass einige Schüler bei der Erkundung eines einsamen und verlassenen Hauses plötzlich eingesperrt sind.

Eine Türe ist zugefallen, keiner kann raus. Daraufhin verlieren die Jugendlichen völlig die Fassung. Nicht, weil sie mitten im Wald möglicherweise nicht oder erst zu spät entdeckt werden. Sondern weil sie keine Internet-Verbindung haben.

Kein Schnäppchen beim Online-Shopping, kein neuer Content für den eigenen Instagram-Auftritt, kein Online-Community-Zocken? Da bricht die nackte Panik aus. Das wird satirisch kräftig überspitzt, wie auch die Schlusspointe zeigt: Als die Schüler entdeckt werden, glauben sie, es seien viele Stunden vergangen. Es waren aber gerade mal zehn Minuten.

Nachwuchsbeiträge wie dieser Kurzfilm gehören zum großen Spektrum des Festivals, das im Karlsruher Kino Schauburg an fünf Tagen insgesamt 123 Beiträge aus 15 Ländern zeigte.

Preisträger des Filmfestivals „Independent Days“ am 22.. April 2023 im Karlsruher Kino Schauburg.
Gruppenbild der Preisträger: Bei der „Award-Gala“ der „Independent Days“ im Karlsruher Kino Schauburg wurden viele Auszeichnungen vergeben. Foto: Jürgen Rösner

Zum Abschluss gab es insgesamt 14 Auszeichnungen, etwa für Filmmusik (Eric Wehner, „How To Cut A Long Story Short“), Schauspielleistungen (Claudia Kaatzsch, „Glitchig“ und Andreas Berg, „Schlussklappe“), das beste Debütwerk (Anton Algrang, „Die Macht der Entscheidung“), die beste weibliche Regiearbeit (Ayesha Adamo, „We are the prototypes“) oder auch den besten Kurzfilm unter fünf Minuten (Lars Smekal, „Herr Herrmann Mann“).

Erstmals auch ein hoch dotierter Drehbuchpreis vergeben

Erstmals vergeben wurde eine Auszeichnung für ein Projekt, das noch gar nicht als Film gezeigt werden kann: der Ergocinema Drehbuchpreis, bei dem Zuschauer unter YouTube-Lesungen aus noch unverfilmten Drehbüchern einen Gewinner küren konnten.

Der Preis ging an David Vohan für „Die Gottesgleichung“, der sich damit über den höchstdotierten Preis des Festivals freuen kann. Der Drehbuchpreis ist mit 5.000 Euro dotiert, hinzu kommt Drehbuchberatung für die weitere Arbeit auf dem Weg zur Verfilmung im Wert von weiteren 5.000 Euro.

Ein Film steht und fällt mit dem Drehbuch.
Sven Eric Maier, Stifter Ergocinema Drehbuchpreis

„Ich wollte ein Zeichen für die Bedeutung von Drehbüchern setzen“, erklärt der selbst als Autor tätige Preisstifter Sven Eric Maier im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ein Film steht und fällt mit dem Drehbuch.“ Oft sei die Arbeit hieran aber unzureichend finanziert. Das zeige sich auch an der aktuellen Entwicklung im US-Filmbusiness, dem derzeit ein Streik der Drehbuchautoren wie zuletzt vor rund 15 Jahren drohe.

Publikumspreis geht an Regisseur aus Karlsruhe

Zu den Hauptpreisen der „Independent Days“ gehört der Filmpreis der Stadt Karlsruhe, über den das Publikum abstimmt. Diese mit 1.500 Euro dotierte Auszeichnung ging an das Team um den aus Karlsruhe stammenden Regisseur Jonathan B. Behr. Der Gewinnerfilm „Digital Investigations“ handelt von einer Frau, die Menschen anhand von deren Online-Präsenz analysiert und dabei auf ein dunkles Geheimnis der neuen Freundin ihres Kumpels stößt.

Regisseur Behr, der mit seinem Kurzfilm „Follower“ (2018) auch schon im Programm der Berlinale vertreten war, freute sich sichtlich über den Ort der Auszeichnung: „Es ist schön, mal wieder in der Schauburg zu sein - hier habe ich vor 15 Jahren mal gearbeitet.“

Hauptpreis für den besten Film geht in die Ukraine

Nicht anwesend sein konnte die Regisseurin des Films, der die bislang höchstdotierten Auszeichnung gewann, den mit 2.500 Euro dotierten Filmpreis der Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe. Denn der Gewinnerfilm „Batik’s Room“ stammt aus der Ukraine.

Regisseurin Maria Khalpakchi bedankte sich mit einer Videobotschaft aus Kiew. Diese Auszeichnung sei sehr wichtig, sagte sie, „nicht nur für mich, sondern für alle ukrainischen Filmemacher.“ Sie freue sich, dass ihr Film die Zuschauer in Karlsruhe berührt habe.

„Batik’s Room“ erzählt mit sehr atmosphärisch gestalteten und erzählerisch klugen Bildern von drei Jugendlichen in der Donbass-Region. Der 17-jährige Fedja wird von zwei Freundinnen besucht. Eigentlich wollen sie einen entspannten Abend verbringen, doch für Fedja hat sich an diesem Tag das Leben grundlegend geändert.

Zu Recht lobte die Laudatio die einfühlsame und authentisch wirkende Darstellung, die den Einfluss von Krieg und Gewalt auf das Leben junger Leute zeigte. Der 25-minütige Film hat in seinem Inhalt und seiner Ästhetik definitiv Kino-Format, ihm sind viele weitere Einsätze auf der großen Leinwand zu wünschen.

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