An der Durmersheimer Straße im Norden von Karlsruhe-Grünwinkel wird es auch in Zukunft keine eindeutige Radwegführung geben. Das hat die Stadt Karlsruhe mit einiger Verzögerung auf BNN-Anfrage bekannt gegeben. Anwohner des weitestgehend autofreien Quartiers „Am Albgrün“ hatten sich beschwert, dass das Radfahren auf der Straße „lebensgefährlich“ sei – und sie mangels eindeutig ausgewiesener Radwege nie wüssten, ob sie nun auf dem Bürgersteig oder der Straße fahren sollten.
Daran wird sich auch nach Abschluss der 14-monatigen Bauarbeiten nichts ändern: „Der Radverkehr soll zukünftig Wahlfreiheit haben, ob er auf der Fahrbahn oder dem Geh- und Radweg fährt“, so die Stadt. Entsprechende Symbole sollen sowohl auf der Fahrbahn als auch auf dem Gehweg aufgebracht werden.
Bei den Anwohnern sorgt diese Aussicht weiterhin für Unmut. „Eine Wahlfreiheit würde die Unsicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöhen. Weder Fußgänger noch Autofahrer können erahnen, wo sie mit Radfahrern rechnen müssen“, sagt etwa Alf Püttmer.
„Es ist riskant, wenn sich niemand auf das Verhalten des anderen einstellen kann und wird auf Seite der Radfahrer zu Vermeidung der Straße führen.“ Der Verein von Anwohnern des Albgrün-Quartiers befürworte stattdessen „eine Regelung, die für alle Verkehrsteilnehmer klar erkennbar und eindeutig ist.“
Seit mindestens 2016 war die Durmersheimer Straße immer wieder Thema in Stadtplanungsamt, Tiefbauamt und Ordnungs- und Bürgeramt. Wie die Ämter mitteilen, stünden sie in einem Spannungsverhältnis: Einerseits mache die Straßenverkehrsordnung die Vorgabe, benutzungspflichtige Radwege nur noch bei „besonderen Gefahrenlagen“ zuzulassen. Andererseits gebe es Empfehlungen, bei „bestimmten starken Kfz-Verkehrsmengen“ Radfahrstreifen oder Schutzstreifen auf der Fahrbahn zu schaffen.
Durmersheimer Straße sowohl für Radwege als auch Schutzstreifen zu schmal
In einem Schreiben an die Stadt hatte der Anwohner-Verein betont, die Straße sei „wegen des eiligen Durchgangsverkehrs und fehlender Fahrradspur lebensgefährlich“.
Die Stadt hat auf BNN-Anfrage aber nun erklärt, dass für einen Radweg auf der Fahrbahn nicht genug Platz sei: „Wollte man einen regelkonformen Radfahrstreifen mit 1,85 Meter Breite neben dem Kfz-Fahrstreifen anbieten, würden die bestehenden Bäume und Parkplätze wegfallen, oder es wäre nicht ausreichend Platz für einen Gehweg mit Regelbreite.“
Die Fahrbahn sei sieben Meter breit. Für die Markierung bloßer Fahrrad-Schutzstreifen mit gestrichelten Linien auf beiden Seiten seien insgesamt 8,5 Meter Fahrbahnbreite erforderlich – auch, weil die Verwaltung den Kfz-Fahrstreifen „aufgrund des hohen Schwerverkehrs“ breiter machen würde als zwingend vorgeschrieben.
Selbst, wenn die Parkflächen jeweils um einen halben Meter nach außen verlegt würden, „würde die Fahrbahnbreite nicht ausreichen und der Wurzelbereich der Bäume wäre gefährdet“.
Nur schlechte Nachrichten für die Anwohner also? In einem Punkt immerhin haben sie Grund zur Hoffnung: Die Höchstgeschwindigkeit in der nördlichen Durmersheimer Straße könnte bald ganztags auf 30 Kilometer pro Stunde gesenkt werden. Das hatte der Gemeinderat bereits 2019 mit seinem Lärmaktionsplan beschlossen.
Umsetzung von Tempo 30 wegen Nachfragen des Regierungspräsidiums verzögert
Die Umsetzung hatte sich allerdings verzögert. Laut Pressestelle der Stadt lag das daran, dass das Regierungspräsidium eine Begründung gefordert hatte, warum es bei Tempo 30 „nicht zu einer Verschlechterung der lokalen Luftsituation kommt“.
Die Verantwortlichen führten Gespräche mit Wissenschaftlern, werteten Fachliteratur aus und tauschten sich mit anderen Kommunen aus. Im Dezember 2020 beauftragte die Verwaltung ein Gutachterbüro, das seine Ergebnisse kurz vor Ostern übermittelte. Nun muss die Stadt ihre Tempo-30-Pläne dem Regierungspräsidium erneut vorlegen. Erst wenn die Behörde zustimmt, kann Karlsruhe entsprechende Schilder an der Durmersheimer Straße und den anderen beschlossenen Tempo-30-Abschnitten aufstellen.
„Tempo 30 begrüßen wir als ersten Schritt zu mehr Sicherheit, weniger Lärm und weniger Abgasen“, schreibt der Verein der Anwohner. Ein Tempo-30-Schild allein werde die Probleme vor Ort aber nicht lösen, „denn eine lange schnurgerade Straße ist eine Einladung, schneller zu fahren.“ Darüber hinaus müsse der Schwerverkehr auf die nahegelegenen Bundesstraßen, die B36 und die B10, verlagert werden.