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Gedenken an die Opfer

Eindringlicher Aufruf aus Karlsruhe zu friedlichem Miteinander

Nach dem Angriff der Hamas veranstaltet die Stadt eine Mahnwache – die Redner finden vor etwa 250 Teilnehmern eindringliche Worte.

Mehrere hundert Menschen vor dem Karlsruher Rathaus.
250 bis 300 Menschen kommen am Freitagnachmittag vor dem Karlsruher Rathaus zusammen. Knapp drei Wochen nach Terrorangriffen mit 1.400 Opfern auf israelischer Seite veranstaltete die Stadt Karlsruhe die Mahnwache. Foto: Jörg Donecker

250 bis 300 Menschen waren es, die dem durchwachsenen Wetter trotzten. Sie folgten am Freitag einem gemeinsamen Aufruf von Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) und Landrat Christoph Schnaudigel (CDU) zu einer Mahnwache auf dem Marktplatz.

Nicht vereinbar mit dem Charakter der Veranstaltung seien Flaggen, Transparente oder Plakate, hieß es in der Ankündigung. Letztlich haben doch ein paar Besucher Israel-Flaggen mit auf den Marktplatz gebracht, teils um die Schultern gehängt.

Es ist eine ruhige, eindringliche Veranstaltung, die über eine knappe Stunde währt. Abgesichert wird die Mahnwache von Polizeibeamten – sie beobachten, müssen aber nicht eingreifen. Von Störern werden die Redebeiträge nicht unterbrochen.

Es ist die zweite Mahnwache vor dem Rathaus. Die erste, wenige Tage nach dem Massaker, war von der israelitischen Gesellschaft veranstaltet worden.

Sprachlos hätten die Ereignisse von 7. Oktober gemacht, sagt Oberbürgermeister Frank Mentrup. Seit den Geschehnissen in Israel seien die Menschen in großer Sorge – Sorge um die Geiseln, Sorge um die Zivilisten in Israel, aber auch Sorge um Unschuldige im Gazastreifen. Aber auch, vor dem Hintergrund dessen, was geschehen sei, „Sorge um den Verlust jeglicher Menschlichkeit“.

Karlsruher Oberbürgermeister warnt vor erstarktem Antisemitismus

Mentrup spricht die Zeit der offenen Judenverfolgung in Deutschland an, in der Wellen des Terrors durch die Gesellschaft getrieben seien – bis hin zur Shoa. Antijudaismus und Antisemitismus würden in der Gesellschaft wieder erstarken, warnt Mentrup. „Wir müssen damit umgehen“, fordert er.

Mehrmals werden die Worte Mentrups durch Applaus des Publikums unterbrochen. Der Oberbürgermeister betont aber auch: Das Leben eines Kindes in Israel sei ebensoviel wert wie das Leben eines Kindes im Gaza.

Landrat Christoph Schnaudigel betont in seiner Rede die Bedeutung der Beziehung zwischen dem Landkreis Karlsruhe und der israelischen Partnerregion Scha’ar HaNegev. Deren Bürgermeister Ofir Libstein ist bei den Angriffen am 7. Oktober von Hamas-Terroristen ermordet worden.

Szene der Pro-Palästina-Kundgebung am 20. Oktober 2023 an der Pyramide
Fahnen und Protestplakate zeigen Teilnehmer der Pro-Palästina-Kundgebung südlich der Pyramide auf dem Karlsruher Marktplatz, eine Woche vor der Mahnwache. Foto: Rake Hora / BNN

Libstein ist einer von 76 Menschen aus der Partnerregion, die bei den Angriffen ums Leben gekommen sind. „22 Menschen wurden entführt. Ihr Schicksal ist immer noch unbekannt“, sagte Schnaudigel. Libstein habe sich für eine gemeinsame Zukunft stark gemacht. „Der Visionär wurde ermordet.“

22 Menschen wurden entführt. 
Christoph Schnaudigel
Landrat, Kreis Karlsruhe

Solange Rosenberg, Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe, findet eindringliche Worte vor dem Rathaus: Die Angriffe am 7. Oktober seien nach dem Holocaust das größte Massaker in der Geschichte der Juden.

Das ausgegebene Gebot der Stadt Karlsruhe, Transparente oder Fahnen würden dem Charakter der Veranstaltung nicht entsprechen, stößt nicht bei allen auf Verständnis. Aus dem Kreis gläubiger Juden meldet sich ein Leser der Zeitung und erklärt: „Es ist nicht gut, dass hier explizit die Präsentation nicht stattfinden soll.“

Im Gegenzug sei das Zeigen von Transparenten oder Bannern auf der für Samstag angekündigten pro-palästinensischen Kundgebung nicht verboten. Es sollen dort mehrere Dolmetscher die Vereinbarkeit präsentierter Inhalte mit den Gesetzen gegen Hasskommentare überwachen.

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