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Gestiegene Kosten

Wie Ticketkäufer die Geldsorgen von „Das Fest“ in Karlsruhe lindern sollen

Die Macher von „Das Fest“ und den Karlsruher Schlosslichtspielen schwärmen von einem Ausnahmejahr. Dann kommt das große Aber.

Top-Act am Donnerstag: Rea Garvey.
Trotz perfekten Wetters und Getränke-Rekords war „Das Fest“ für den Veranstalter ein Verlustgeschäft. Teurer soll es trotzdem nicht werden – und auch der zusätzliche Donnerstag mit Top-Acts wie im Bild 2023 Rea Garvey bleibt erhalten. Foto: Rake Hora

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht sitzt Martin Wacker im Backstage-Bereich der Schlosslichtspiele. Der Karlsruher Event-Tausendsassa hat zur Sommer-Zwischenbilanz geladen. Er schwärmt, lobt, plaudert. Harte Fakten treffen auf kleine persönliche Anekdoten.

Sein Vortrag ist eine Liebeserklärung an die Stadt, die Menschen, sein Team und nicht zuletzt das Wetter. Doch dann folgt der dicke Wermutstropfen. Die „Event-Nomaden“ (Wacker) der Karlsruhe Marketing- und Event-Gesellschaft (KME) plagen Geldsorgen – trotz in diesem Jahr nahezu perfekter Rahmenbedingungen.

Obwohl wir beim „Fest“ den besten Getränkeumsatz seit 40 Jahren hatten, war die schwarze Null nicht zu schaffen.
Martin Wacker
Geschäftsführer KME

„Obwohl wir beim ,Fest’ den besten Getränkeumsatz seit 40 Jahren hatten, war die schwarze Null nicht zu schaffen“, sagt Wacker. Zum Beleg schiebt er Zahlen nach: Vor der Corona-Pandemie musste die KME für die Sause in der Günther-Klotz-Anlage einen Etat von drei Millionen Euro stemmen. 2022 waren es 4,1, in diesem 4,7 Millionen Euro.

Preise für Zuschauer sollen nicht steigen

Die Gründe sind naheliegend, Chef-Planer Markus Wiersch zählt sie auf. Es geht vor allem um die allgegenwärtige Inflation, aber auch um gestiegene Anforderungen etwa an die Sicherheit. „Es kann doch nicht sein, dass alle Preise steigen, nur bei der KME tut man so, als sei 2018“, sagt er deshalb.

Auf die vermeintlich einfachste Lösung will Martin Wacker trotzdem verzichten. „Eintrittspreise erhöhen und einen Zaun um die Schlosslichtspiele bauen – das wird es 2024 nicht geben“, sagt der KME-Chef.

Zuletzt waren die Kartenpreise bei „Das Fest“ 2018 und 2022 gestiegen. Trotzdem hofft er darauf, dass die Besucher und Fans dabei helfen, die finanzielle Lücke zu schließen. Ein Tagesticket kostet seit vergangenem Jahr 15 Euro (mit den Vorverkaufsgebühren 17,20 Euro).

„Das Fest“: Veranstalter hofft auf Solidarität der Besucher

„Wir werden wie vor Corona im Dezember mit dem Kartenvorverkauf beginnen, peilen den Nikolaustag an“, sagt Wacker. Zurück in eine Bude auf dem Christkindlesmarkt geht es dafür aber nicht. Die Tickets wird es wie in den vergangenen beiden Jahren nur online bei Eventim und bei an den Dienstleister angeschlossenen Vorverkaufsstellen geben.

Besucherin von „Das Fest“ am Bierwagen
Mit Getränken haben die Veranstalter von „Das Fest“ im Jahr 2023 so viel verdient wie noch nie zuvor. Foto: Marcel Kisch

Auf Mehreinnahmen hofft Wacker durch einen zusätzlichen Online-Button mit dem Titel „Festfreunde runden auf“. Bezahle jeder Dritte freiwillig rund zwei Euro mehr, kämen etwa 50.000 Euro zusammen, rechnet der KME-Chef vor. Das reiche natürlich nicht, deshalb werde man sich „andere Bausteine in Ruhe anschauen“.

Höhere Getränkepreise sind denkbar

Geplant sind Gespräche mit Sponsoren, denkbar beispielsweise höhere Getränkepreise. Am Konzept mit dem großen, kostenlos zugänglichen Bereich will die KME nicht rütteln, betont ihr Chef. „Die Grundpfeiler bleiben erhalten, sonst wäre es nicht mehr unser ,Fest’.“

Zu einem neuen Grundpfeiler ist der 2022 eingeführte vierte Festival-Tag am Donnerstag geworden, das machen Wacker und Wiersch klar. Der Tag schaffe Stabilität, könne schlechte Zahlen eines möglichen Regentages ein wenig ausgleichen und eröffne Möglichkeiten, Bands zu bekommen, die am Wochenende wegen anderer Termine nicht zu kriegen wären.

Schlosslichtspiele steuern auf Rekord zu

Vor dem als Mega-Leinwand genutzten Karlsruher Schloss tummeln sich in diesem Jahr besonders viele Besucher, erklärt Wacker. Am 2. September registrierte die KME so viele Zuschauer wie noch nie an einem Samstag. „Es gab lange Rückstaus, Parkhäuser waren voll, die Menschen sind aus der Innenstadt geströmt.“

In den nächsten Tagen werde die Marke von zwei Millionen Besuchern seit der Erstauflage zum Stadtgeburtstag im Jahr 2015 erreicht. Bis 17. September werden laut Prognose mehr als 250.000 Menschen die diesjährigen Shows gesehen haben. „Mit etwas Glück erreichen wir auch den bisher höchsten Tagesdurchschnitt von 8.100 Gästen im Jahr 2019“, sagt Wacker.

Die Schlosslichtspiele bringen in der Innenstadt Menschen jeder Couleur zusammen.
Martin Wacker
Geschäftsführer KME

Er selbst mische sich immer wieder unter die Besucher. „Im Dunkeln auf der Decke erkennt mich keiner“, witzelt er. Was er von den Gruppen im Umfeld höre, erfülle ihn mit Begeisterung. „Die Schlosslichtspiele bringen in der Innenstadt Menschen jeder Couleur zusammen.“

Blick über die picknickenden Besucher hinweg auf das illuminierte Karlsruher Schloss bei den Schlosslichtspielen.
Die Illuminationen der Video-Kunst bei den Schlosslichtspielen locken in diesem Jahr durchschnittlich ähnlich viele Besucher wie im Rekordjahr 2019. Foto: Volker Knopf

Doch auch wenn die Lichtshow die Massen lockt, Wacker sie als „Wirtschaftsfaktor für die Stadt“ bezeichnet, drücken auch hier die Geldsorgen. Kostenlos soll das Event bleiben, sagt er. „Aber wir werden offensiver an den Verkauf unserer Solidaritätsbändchen für fünf Euro rangehen.“

Karlsruher Winterzeit mit und ohne Eis

Ebenfalls auf dem Schlossvorplatz verantwortet die KME die ehemalige Eiszeit mit der einige Jahre nach Veranstalter-Angaben „größten Eislauffläche Süddeutschlands“. Es ist ein Superlativ, auf das Wacker heute keinen Wert mehr legt. Bereits im vergangenen Jahr hatte man wegen der Energiekrise auf Eis verzichtet und stattdessen eine Rollschuhbahn errichtet.

2023 wird es mit einer Mischung weitergehen, kündigt Wacker nun an. Eine Rollschuh-Fläche werde man fürs Stockschießen nutzen, dazu soll es eine abgespeckte Version der früheren Eisfläche geben. „So brauchen wir 50 Prozent weniger Energie – und der Durchgang zum Schloss bleibt offen.“

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