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Wahl mit Maske

Karlsruher Wahllokale unter Corona-Vorzeichen: So erleben Wähler und Helfer die Landtagswahl

Eine Wahl ohne viele auch freiwillige Helfer würde nicht funktionieren. In den 100 Urnenwahl-Bezirken und 110 Briefwahlbezirken von Karlsruhe tut so mancher Helfer nicht zum ersten Mal Dienst. Doch diesmal ist vieles anders.

Wählen im Wahllokal in Corona-Zeiten.
Sicher hinter Plexiglas: In einem Wahllokal in der Kimmelmannschule kontrolliert Wahlhelferin Leandra Fath die Wahlbenachrichtigung dieses Wählers. Die angehende Studentin Fath gehört zu den 1.500 Helfern, die den Wahltag in Karlsruhe erst möglich machen. Foto: Jörg Donecker

An der Wand hängen Kuscheltiere, ein Kreidebild erinnert an die Fastnacht, es ist beinahe heimelig in dem Klassenzimmer der Kimmelmannschule in der Südweststadt. Die Wahlkabinen und die mit Plexiglasscheiben gesicherten Arbeitsplätze der vier Wahlhelfer zeigen aber, wohin am Sonntag die Reise geht. „Das hier ist wohl ein Werkraum“, mutmaßt Wahlhelfer Wilfried Bühler, wie seine drei Mitstreiter im Zimmer 013 geschützt durch eine medizinische Maske.

Wählen in Corona-Zeiten ist eine Herausforderung, Karlsruhe hat nach der Oberbürgermeisterwahl im Dezember 2020 eine gewisse Erfahrung, da diese unter gleichen Vorzeichen stattfand. Und die Stadt verfügt über viele erfahrene Wahlhelfer wie an diesem Sonntag in der Kimmelmannschule und den anderen Wahllokalen der Stadt. Insgesamt sind 1.500 Männer und Frauen im Einsatz.

Die zwei Karlsruher Wahlkreise sind in 110 Briefwahlbezirke und 100 Urnenwahlbezirke aufgeteilt. Wilfried Bühler, Rentner und früher Versicherungskaufmann, sinniert: „Ich habe alle Wahlen in Karlsruhe mindestens das dritte Mal schon durch.“ Und er scherzt: „Ohne mich findet eigentlich keine Wahl statt.“ Die Kimmelmannschule ist sein Stamm-Wahllokal als Helfer.

Sicherheitsdienst im Einsatz

Die Wähler in Empfang nimmt in dieser von 8 bis 13 Uhr dauernden Schicht Petra Fath. Sie arbeitet ansonsten im Jugendamt bei der Sozial- und Jugendbehörde der Stadt. Sie ist eine erfahrene Wahlhelferin. Die Dritte im Bunde ist ihre Tochter, Leandra Fath. Die angehende Studentin hilft das zweite Mal bei einer Wahl. Der vierte Helfer kommt wieder von der Stadtverwaltung, nämlich David Quandt, er ist Beamter im Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft.

Der Zustrom der Wähler läuft am Sonntag um die Mittagszeit langsam, aber stetig. Routiniert läuft der Wahlvorgang ab. Sich verlaufen oder etwas in Sachen Hygieneregeln falsch machen, ist eigentlich fast unmöglich. Wie an der Kimmelmannschule sind in sämtlichen Wahllokalen der Stadt Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens präsent und zeigen den Wählern den Weg. Herausforderung für die Wahlhelfer ist eher das stundenlange Tragen der Maske. „Das ist natürlich schon schwierig, durchgängig vier bis fünf Stunden mit der Maske zu sitzen“, räumt Petra Fath ein.

Und im Gegensatz zu früher, wo in manchem Wahllokal auch mal für die Wahlhelfertruppe etwas zum Trinken oder zu Essen gereicht wurde, fällt dies dieses Mal pandemiebedingt flach.

Fragen nach der Stimmabgabe

Die Wähler, die die Kimmelmannschule wieder verlassen, haben eine gute Chance, dass sie nach ihrem Wählervotum gefragt werden. Denn im Treppenhaus sitzt die Karlsruherin Martina Fischer im Auftrag von Kantar GmbH/Infratest dimap. Diese sogenannten Nachwahlbefragungen liefern das Datenmaterial für Hochrechnungen und Prognosen ab 18 Uhr.

Neben Infratest dimap für die ARD sind auch Mitarbeiter der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF in der Stadt, in insgesamt neun Wahllokalen sind die beiden Meinungsforschungsunternehmen vertreten, aufgeteilt in sieben Urnenwahl-Bezirke und zwei Briefwahlbezirke. Für Martina Fischer ist der Einsatz an Wahlsonntagen für Kantar/Infratest dimap ein kleiner Nebenjob, den sie aber immer wieder mal macht. Die Ansprache der Wähler erfolgt sozusagen nach dem Zufallsprinzip. „Ich versuche, so viele Leute wie möglich anzusprechen“, erzählt sie den BNN.

Die Ergebnisse meldet sie bis 18 Uhr in sieben Zeitblöcken. Geben ihr die Wähler freimütig Auskunft? „Hier ist die Resonanz eigentlich sehr gut“, erzählt sie. In zwei Wahlbezirken in Rüppurr und der Nordstadt finden zudem offizielle wahlstatistische Auszählungen statt – nach Geschlecht und Geburtsjahr werden dort entsprechend markierte Wahlzettel ausgegeben.

Warten vor dem Wahllokal

Szenenwechsel: Während in den langen Gängen der Kimmelmannschule Platz für viele Wähler ist, müssen die Wähler im Wahllokal im Neuen Ständehaus in der Innenstadt schon mal draußen im Regen warten. Dort bildet sich am Nachmittag immer mal wieder eine kleine Warteschlange, da der Wachmann nur drei bis vier Wähler in die zum Wahllokal umfunktionierte Stadtbibliothek einlässt.

Ab und zu muss er einem Wähler auch mal untersagen, einen Hund mit ins Wahllokal zu nehmen. Drinnen geht es ebenfalls routiniert und mit reichlich Platz zu, soeben hat die zweite Wahlhelfer-Schicht nach 13 Uhr übernommen. Die vier Wahlhelferinnen sitzen oder stehen hinter Plexiglasscheiben, die die Stadtbibliothek ansonsten für eine pandemiegerechte Buchausleihe nutzt. „Heute Morgen war schon ganz schön was los“, berichtet eine Wahlhelferin von den Eindrücken der Vorgängerschicht.

Der Eindruck trügt nicht, um 15 Uhr erreicht die Wahlbeteiligung 40,5 Prozent, sagt das städtische Wahlamt auf BNN-Anfrage, um 16.20 Uhr waren es bereits 46,6 Prozent. 2016 stimmten im Wahlkreis Karlsruhe I 71,2 Prozent der Wähler ab, im Wahlkreis II waren es 67,5.

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