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Mehrere Start-ups

Angebot für Lebensmittel-Lieferungen wächst in Karlsruhe rasant

Flink, Gorillas, TheLocalOne – drei Start-ups versuchen derzeit, den Liefermarkt für Lebensmittel in Karlsruhe aufzurollen. Dazu kommen verschiedene Angebote etablierter Unternehmen. Ein Überblick.

Im Trend: Immer mehr Menschen lassen sich Lebensmittel nach Hause liefern. Dafür sind auch Han Völker und seine Mitstreiter vom Karlsruher Startup TheLocalOne unterwegs.
Steigende Nachfrage: Immer mehr Menschen lassen sich Lebensmittel nach Hause liefern. Dafür sind auch Han Völker und seine Mitstreiter vom Karlsruher Start-up „TheLocalOne“ unterwegs. Foto: Jörg Donecker

Han Völker und seine Mitstreiter haben viel zu tun. Seit Oktober liefern sie von Grünwinkel aus regionale Lebensmittel direkt an die Haustür. Monat für Monat hat sich die Nachfrage seitdem verdoppelt.

Die jungen Gründer buhlen mit einem eigenen Konzept auf einem rasant wachsenden Markt um Kunden. Befeuert durch die Corona-Pandemie lassen sich immer mehr Menschen Salate, Milch oder Nudelpackungen nach Hause bringen. In Karlsruhe sind verschiedene Unternehmen in das Geschäft eingestiegen, andere sind seit Jahren dabei.

„Wir machen das, seit ich vor 17 Jahren meinen Markt eröffnet habe“, sagt Andreas Behrens, Chef des gleichnamigen Edeka-Marktes in der Waldstadt. Er selbst habe als junger Mann für seine Eltern in einem Markt in Norddeutschland Ware ausgefahren. Es gehe darum, bedürftige und weniger mobile Kunden zu unterstützen. Das Angebot komme an, Behrens hat einen festen Kundenkreis.

Dann kam Corona und die Nachfrage ist explodiert.
Andreas Behrens, Chef des gleichnamigen Edeka-Marktes

„Dann kam Corona und die Nachfrage ist explodiert.“ Behrens vermittelte Anfragen zu den Hilfsangeboten von Vereinen und Kirchengemeinden. Kapazitäten ausbauen wollte und konnte er nicht. „Das wäre uferlos geworden“, fürchtet er. Mittlerweile verweist der Kaufmann auf das Start-up „Bringman“ aus Offenburg, das exklusiv mit Edeka zusammenarbeitet. Dort können Kunden über App oder Telefon bestellen. Ein persönlicher Einkäufer sammelt die Wünsche im Markt ein. „Unter dem Strich ist das für Kunden sogar günstiger als unser Lieferangebot“, sagt Behrens.

Karlsruher Start-up „TheLocalOne“ setzt auf regionale Produkte

Auf eine andere Strategie setzt das Karlsruher Start-up von Han Völker, Jannik Nefferdorf und Lukas Wagner. Die drei stürzten sich mitten in der Corona-Krise im November 2020 noch während des Studiums in die Selbstständigkeit. Lust darauf habe das Trio schon lange gehabt, sagt Völker. Schließlich entschieden sich die Studenten für einen Lieferdienst, gründeten „TheLocalOne“ und kauften teure Transport-Fahrräder mit Elektro-Unterstützung.

Erste Versuche mit Einzelhändlern in der City brachten nicht den gewünschten Erfolg, die Aufträge blieben aus. Im Sommer 2021 schwenkte das Trio auf Lebensmittel-Lieferungen um. Doch erst als die Gründer nachschärften und vor allem auf Obst, Gemüse und andere regionale Produkte setzten, wendete sich das Blatt. „Im Oktober 2021 ging unser Online-Hofladen an den Start, seitdem wachsen wir rasant“, berichtet Völker glücklich. Das habe sich als Marktlücke herausgestellt.

Haltbare Produkte wie Bier stehen immer im Lager bereit, Milchprodukte oder Obst holen Völker und seine beiden Mitstreiter vormittags ab. Nachmittags steigen die drei aufs Rad und liefern aus. „Bald kommt noch ein E-Transporter dazu, dann können wir unseren Lieferradius erweitern.“

Wir fühlen uns nicht bedroht.
Han Völker, TheLocalOne

Dass „TheLocalOne“ in einem ähnlichen Geschäftsbereich unterwegs ist wie Online-Supermärkte wie „Flink“ oder „Gorillas“, die ihr Angebot sehr aktiv bewerben, macht Han Völker wenig Sorgen. „Wir fühlen uns nicht bedroht“, sagt er. „Dort geht es aus unserer Sicht oft um den schnellen Einkauf. Unsere Kundschaft ist eher etwas älter. Oft sind es Familien, die über uns den Wocheneinkauf abwickeln.“ Außerdem sei der Markt groß.

Schnelle Lieferung per Fahrrad bei „Flink“ und „Gorillas“

Das Berliner Start-up „Flink“ wurde nur wenige Monate vor „TheLocalOne“ im September 2020 gegründet – hat seitdem aber viel Geld in seine Expansion gesteckt und viele Millionen Euro Kapital eingesammelt. Seit August 2021 ist „Flink“ in Karlsruhe vertreten. Das Unternehmen hat ein ehemaliges Ladengeschäft in der Kaiserstraße gemietet und liefert unter anderem in weiten Teilen der Innenstadt, der Südweststadt und der Oststadt.

Kunden können bei „Flink“ über eine App bestellen, die Lieferung erfolgt per Rad binnen weniger Minuten. „Wir möchten unseren Service so flächendeckend wie möglich anbieten und schließen Erweiterungen in andere Karlsruher Stadtteile und in die Region nicht aus“, teilt ein Sprecher auf Nachfrage der BNN mit.

Fast zur selben Zeit hat das im Mai 2020 gegründete Start-up „Gorillas“ in Karlsruhe seine Zelte am Zirkel zwischen Kaiserstraße und Schloss aufgeschlagen. Das Geschäftsmodell ist im Grunde identisch mit dem von „Flink“: Bestellt wird per App, geliefert per Rad im Umkreis von zwei bis drei Kilometern. Im Jahr 2021 sei die Anzahl der Aufträge deutschlandweit um das 17-fache gestiegen, schreibt ein Sprecher. Konkreter möchte man allerdings nicht werden. Zu geplanten Erweiterungen gebe man aktuell keine Auskunft.

Auch Cap und Rewe liefern aus

Neben Edeka haben in Karlsruhe auch andere klassische Supermärkte teilweise schon länger Lieferangebote. „Wir liefern sowohl zu Privatkunden als auch zu Unternehmen“, sagt etwa Andrea Sauermost von der Lebenshilfe Karlsruhe über das Konzept der drei Cap-Märkte in der Stadt. Ab 30 Euro Einkaufswert sei die Lieferung kostenfrei.

Zusätzliches Geld verdiene der Markt damit nicht, aber es gehe um Kundenbindung und darum, eine verlässliche Nahversorgung für jeden sicherzustellen. Deutlich gestiegen sei die Nachfrage während der Pandemie nicht. „Wir wären aber bereit, das auszubauen.“

Am Wachsen ist das Lieferangebot von Rewe, bestätigt ein Sprecher von Rewe digital auf Nachfrage. In den vergangenen Monaten war es für Kunden in Karlsruhe teils schwierig, überhaupt ein Lieferzeitfenster zu ergattern. Das Unternehmen habe „die Kapazitäten mit Augenmaß weiter ausgebaut“, so der Sprecher. Die überdurchschnittlich hohe Nachfrage habe dennoch zu temporär ausgebuchten Zeitfenstern geführt. Konkrete Zahlen lässt sich das Unternehmen nicht entlocken.

Bei den Karlsruher Radkurieren hat die steigende Nachfrage nach Lebensmittel-Lieferungen nicht zu deutlich mehr Arbeit geführt, berichtet hingegen Chef David Budwasch. „Das ist nicht unser Kerngeschäft“, erklärt er. Der ein oder andere nutze die Radkuriere als Einkaufshelfer. Dazu komme die Zusammenarbeit mit dem Biomarkt Füllhorn, der bereits einige Jahre vor der Pandemie intensiv für das Lieferangebot warb. „Vielleicht war das der falsche Zeitpunkt“, sagt Budwasch heute schmunzelnd.

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