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Schulen planen in Trippelschritten

Lernen im Ausnahmezustand geht weiter

In Karlsruhes Schulen bringt die Fortsetzung des Lockdowns lediglich für die erste Woche nach den Weihnachtsferien Klarheit. Eltern, Schüler, Lehrer und Schulleiter organisieren die Ausnahmesituation.

Laut der Bundesbildungsministerin ist eine vollständige Rückkehr zum Präsenzunterricht in allen Jahrgängen aufgrund der derzeitigen Infektionslage „nicht vorstellbar“.
In Karlsruhes Klassenzimmern finden ab Montag zunächst nur Notbetreuung oder sonderpädagogischer Unterricht statt. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Noch sind Weihnachtsferien, doch das Sekretariat der Pestalozzischule in Durlach ist am Freitagmorgen besetzt. „Wir machen gerade die Abfrage bei den Eltern, wer die Notbetreuung braucht“, berichtet Rektor Klaus Kühn. Er weiß als geschäftsführender Schulleiter für die Grundschulen: „Darauf werden einige Familien angewiesen sein.“

Am Montag startet zwar überall wieder der Unterricht, doch es bleibt ein Lernen im Ausnahmezustand. Frühestens eine Woche später, ab Montag, 18. Januar 2021, ist an erste Schritte zur Rückkehr in einen Präsenzunterricht zu denken.

„Wir warten auf Donnerstag oder Freitag, dann sehen wir weiter“, sagt der geschäftsführende Schulleiter der Karlsruher Gymnasien, Uwe Müller vom Max-Planck-Gymnasium.

Einen ganzen Vormittag kann man nicht digital für Erstklässler gestalten.
Klaus Kühn, geschäftsführender Schulleiter der Grundschulen Karlsruhe

Ob Erst- oder Zwölftklässler: Wieder einmal läuft alles wegen der Pandemie auf Fernlernen hinaus an Karlsruhes Schulen. Nur einige sonderpädagogische Schulen sind davon ausgenommen.

Auch für die Jüngsten gibt es noch mindestens fünf Tage mit Hindernissen. „Wir sind wirklich besser aufgestellt als im Frühjahr“, sagt Schulleiter Kühn. 90 Tablet-Computer zum Beispiel hat die Pestalozzischule just geliefert bekommen. Die Geräte sind voreingerichtet, Lern-Apps installiert.

Bei Bedarf können Eltern sie abholen, das Einloggen kennen die Kinder aus dem zurückliegenden halben Jahr. Denn da haben sie schon regelmäßig mit dem Gerät gearbeitet. Aber Kühn sagt auch: „Einen ganzen Vormittag kann man nicht digital für Erstklässler gestalten.“

Nachfrage nach Notbetreuung fällt unterschiedlich aus

„Wir gönnen den Grundschülern die Aussicht auf Präsenzunterricht, aber für die Fünft- und Sechstklässler wäre es auch extrem wichtig“, sagt Müller. Der Schulleiter, der für die Karlsruher Gymnasien spricht, gibt zum Fernlernen zu bedenken: „Wir Lehrer können da nicht wie sonst sehen, wenn jemand nicht mitkommt.“ Dabei sei es in den höheren Klassen „leichter machbar“.

Das erschwerte Lernen trifft auch die Kinder in der Notbetreuung. „Da sitzen dann in der Schule zum Beispiel irgendwo zehn Fünftklässler und nehmen am Fernunterricht ihrer Klasse teil: Biologie für die 5a, Englisch für die 5b, die 5c hat Kunst und die 5d vielleicht Musik, und die Aufsicht hat ein Deutschlehrer“, erklärt Müller.

Eine große Nachfrage nach Notbetreuung herrscht an den Gemeinschaftsschulen. „Etwa jeder zehnte Schüler kommt in die Notbetreuung“, sagt der Rektor der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule, Johannes Schwarz-Hemmerling.

Dass es keinen Präsenzunterricht geben wird, damit hat der geschäftsführende Schulleiter für die Grund- und Sekundarstufe im Westbereich Karlsruhe gerechnet. „Und wir sind jetzt viel routinierter als im Frühjahr.“

Nur wenige Schüler müssen zur Schule kommen

Gut auf den digitalen Unterricht vorbereitet und mit Tablets ausgestattet ist man an den Realschulen. „Wir hatten Zeit uns vorzubereiten“, sagt Michael Wochner, Rektor der Sophie-Scholl-Realschule und geschäftsführender Schulleiter der Realschulen. Die Schüler hätten den Umgang mit Videokonferenzen und Lernplattformen bereits erprobt.

„Umso jünger, umso schwieriger ist es natürlich“, räumt Wochner ein. In den Realschulen seien bisher nur sehr wenige Anmeldungen für die Notbetreuung eingegangen.

Die Realschulen stellen sich weiter auf Fernunterricht ein. „Der ist allerdings nicht umfangreich. In den Hauptfächern machen wir drei statt vier Stunden“, sagt Andreas Spörl, Rektor der Hebel-Realschule. Lediglich acht Schüler der neunten Klasse, die in diesem Jahr den Hauptschulabschluss machen, müssen für die Hauptfächer zum Präsenzunterricht kommen.

Spezielle Regelung für sonderpädagogische Schulen

Eine andere Regelung gilt für Sonderschulen. Während Schulen mit den Schwerpunkten geistige und körperliche Entwicklung ab Montag, 11. Januar, wieder mit Regelbetrieb öffnen sollen, bleiben andere Sonderschulen geschlossen.

Warum manche Schulen öffnen und andere nicht, ist Claudia Krämer, der geschäftsführenden Schulleiterin der Sonderschulen, ein Rätsel. Sie ist Rektorin der Schule am Turmberg, einer sonderpädagogischen Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen.

Die Schüler sind mit Tablets ausgestattet und hätten Erfahrung im Umgang damit. „Die kleineren Kinder sind aber immer auf ihre Eltern angewiesen. Das ist schon bei Schülern auf normalen Schulen schwierig, aber bei der Sonderschule umso mehr“, sagt Krämer.

Völlig von der Situation überrumpelt sieht sich derweil eine Lehrerin einer Sonderschule für geistig behinderte Kinder. Die Mitteilung, dass die Schule öffnet, sei erst vor wenigen Tagen gekommen. „Werden die Behinderten als Versuchskaninchen benutzt?“, klagt sie. „Abstand halten geht hier nicht. Wir müssen nah dran bleiben.“

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