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Zahlen der Arbeitsagentur

So viele Karlsruher waren wegen der Corona-Pandemie tatsächlich in Kurzarbeit

In den ersten Corona-Wochen schickten Karlsruher Betriebe mehr Mitarbeiter in Kurzarbeit als in der Folge. Viele kamen über Monate nicht mehr raus. Und die Zahlen der Arbeitsagentur verraten noch mehr.

Kurzarbeitergeld  Recht/Gesetz. Ordner auf Schreibtisch mit Beschriftung neben Paragraf und Waage. Anwalt
Mit Abstrichen: Wer in Kurzarbeit geschickt wird, bekommt Geld vom Staat – allerdings nicht in der vollen Höhe des Gehalts. Foto: Symbolbild Adobe Stock

Wer in Karlsruhe zu Beginn der Corona-Pandemie in Kurzarbeit geschickt wurde, kam in mehr als jedem dritten Fall für mindestens ein Jahr nicht mehr raus.

Das geht aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit für die Region hervor, die die BNN ausgewertet haben.

Die Statistik zeigt auch, wie unterschiedlich sich die Infektionswellen und die jeweils geltenden Einschränkungen auf einzelne Branchen ausgewirkt haben. Eine Chronologie.

März bis Mai 2020

Aufgrund der umfangreichen Einschränkungen für das öffentliche Leben schicken im April fast 2.600 Karlsruher Betriebe insgesamt 22.700 Mitarbeiter in die Kurzarbeit. Der durchschnittliche Arbeitsausfall liegt bei 51,4 Prozent.

Fast 1.000 Menschen haben gar keine Arbeit. Das ändert sich allerdings schnell wieder. Bereits im Mai sinkt diese Zahl auf 332, zwei Drittel der Kurzarbeiter sind mindestens zu 50 Prozent beschäftigt. Die Liste der betroffenen Branchen führt das Gastgewerbe vor dem Handel an. Auf dem dritten Platz folgt bereits das Gesundheits- und Sozialwesen.

Juni bis Oktober 2020

Über den Sommer sinken die Zahlen nur langsam. Im Oktober sind noch immer 7.000 Mitarbeiter aus 1.000 Betrieben nicht zurück beim gewohnten Pensum. Mehr als 5.500 Menschen müssen sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit sechs Monaten oder länger mit Ersatzzahlungen wirtschaftlich über Wasser halten.

Der Anteil der zu 100 Prozent Betroffenen ist allerdings deutlich gesunken. 125 Angestellte von 89 Betrieben stehen auf der Liste der Arbeitsagentur. Durchschnittlich liegt der gemeldete Arbeitsausfall bei 39,2 Prozent.

November 2020 bis Februar 2021

Am 2. November verkündet die Landesregierung erneut tiefgreifende Einschränkungen. Restaurants müssen ebenso wie Theater, Kinos und Zoos schließen. Der Einzelhandel bleibt hingegen unter Auflagen geöffnet. Das spiegelt sich in der Statistik wieder.

Im Gastgewerbe verdoppelt sich die Zahl der Betriebe in Kurzarbeit auf 401, im Handel steigt sie um 18 auf 191. Verdopplungen gibt es dafür auch bei Erziehung und Unterricht sowie bei Kunst, Unterhaltung und Erholung. Das Gesundheits- und Sozialwesen ist in dieser zweiten Welle kaum betroffen.

Je länger der Lockdown inklusive verschiedener Regelverschärfungen dauert, desto mehr Betriebe ziehen nach. Die Gesamtzahl der betroffenen Betriebe und Mitarbeiter liegt zwar im Februar 2021 (1.919 Betriebe mit 14.642 Mitarbeitern) rund ein Drittel unter dem Höhepunkt im April 2020, doch wer in Kurzarbeit ist, muss nun einen noch größeren Gehalts- und Arbeitsausfall verkraften. Bei 57,6 Prozent liegt der durchschnittliche Meldewert im Februar, für mehr als 1.500 Angestellte fällt die komplette Arbeit weg.

März bis Mai 2021

Am 8. März verkündet die Landesregierung einen Stufenplan für Lockerungen. Da Karlsruhe im Vergleich gut dasteht, profitiert die Stadt davon sofort – und das wirkt sich direkt auf die Kurzarbeiter-Zahlen aus.

Wie im ersten Jahr der Pandemie bleiben die Betriebe aber vorsichtig. Sie holen Mitarbeiter bei weitem nicht so schnell in die Büros, Küchen oder Verkaufsräume zurück, wie sie sie nach Hause geschickt hatten. Erneut sind Gastgewerbe, Handel und sonstige Dienstleistungen besonders betroffen. Zwei von drei Kurzarbeitern stammen aus diesen Gruppen.

Die Statistik verrät auch, dass die Kurzarbeit ungleich verteilt ist und es viele „große Verlierer“ gibt. Von den gut 10.000 Kurzarbeitern im April 2021 ist fast die Hälfte bereits seit zwölf Monaten in diesem Modus.

Juni bis Oktober 2021

Erneut wirkt sich der Sommer mit niedrigeren Infektionszahlen und wenigen bis keinen Einschränkungen positiv auf die Entwicklung aus. Die Zahl der Betriebe (407) und Angestellten (2.077) mit Kurzarbeit sinkt auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Pandemie.

Der Anteil derer, die besonders lange Ersatzgeld beziehen, bleibt aber weiterhin hoch. Im Oktober sind es für 1.381 Menschen bereits 18 oder mehr Monate.

November 2021 bis heute

Für diesen Zeitraum hat die Arbeitsagentur noch keine Daten geliefert, Aussagen zur vierten Welle lassen sich also keine treffen. Belastbare Zahlen zur tatsächlich realisierten und nicht nur zur angemeldeten Kurzarbeit gibt es laut der Agentur erst nach einer Wartezeit von fünf Monaten.

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