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Kritische Fragen vom Publikum

Voller Marktplatz: SPD-Kanzlerkandidat Scholz spricht vor 500 Menschen in Karlsruhe

Locker und diskussionsfreudig begegnet SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz seinem Publikum beim Wahlkampfauftritt auf dem gut gefüllten Karlsruher Marktplatz. Schlichte Antworten sind nicht sein Fall.

SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz (links) auf Wahlkampftour in Karlsruhe auf dem Marktplatz, mit dem Karlsruher Bundestagskandidaten Parsa Marvi.
Rückenwind aus Berlin: SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz (links) macht Wahlkampf auf dem Marktplatz mit dem Karlsruher SPD-Bundestagskandidaten Parsa Marvi. Foto: Jörg Donecker

Applaus brandet auf zwischen Rathaus und Stadtkirche, auf dem Marktplatz drehen sich die Köpfe westwärts. Alle wollen Vizekanzler Olaf Scholz sehen, den Spitzenkandidaten der SPD. Der Karlsruher SPD-Bundestagskandidat Parsa Marvi holt ihn auf die Bühne, nach einer kurzen Gesprächsrunde mit den SPD-Bundestagskandidatinnen und Kandidaten der Region.

Erst bis zur Zähringer Straße, später bis zur Pyramide füllt das disziplinierte, vielfach Maske tragende Publikum den Platz. Eine knappe halbe Stunde lang spricht Scholz vor rund 500 Menschen, noch länger beantwortet er Fragen aus der Menge.

Mehr ältere als jüngere Menschen hören zu, etliche an ihre Fahrräder gelehnt. Marvi moderiert, steuert Helfer mit Mikrofon durch die Menge und achtet gekonnt darauf, dass gleich viel weibliche und männliche Stimmen zu Wort kommen.

„Mich interessiert, wie groß die Resonanz ist und wie Scholz auftritt“, sagt Matthias Roth aus Bad Herrenalb. Er sieht die Chance, „mehr wahrzunehmen als die Ausschnitte im Fernsehen“, und bleibt nach der Arbeit dazu länger in der City: „Ich möchte ihn selber sehen und hören. Er macht ja auf sich aufmerksam und weiß, wovon er redet.“

Eine Frau aus Rheinstetten, Jahrgang 1941, hat einen konkreten Wunsch, worüber Scholz sprechen soll: „Über Frieden. Gerade jetzt, wegen Afghanistan.“ Ein Paar mit Baby aus der Innenstadt hingegen geht, obwohl noch unentschlossen und gewillt, zu wählen, zügig vorbei. „Das spricht uns nicht an, egal, wer da auftritt“, sagt der junge Vater.

Kritische Fragen vom Karlsruher Publikum

Der Vizekanzler, 63 Jahre alt, bewegt sich entspannt auf der Open-Air-Bühne. Früh ist Corona Thema. „Wir müssen noch vorsichtig sein, das merkt man auch auf diesem Marktplatz“, sagt Scholz und schließt einen Impfappell an. Einen Buhruf nimmt er direkt auf. „Ich verstehe, dass man vorsichtig ist und erstmal gucken will“, sagt er.

„Wir waren gern Eure Versuchskaninchen. Aber jetzt kann man sehen, es ist gut gegangen.“ Später, als mit dem Glockenschlag vom Kirchturm der Wahlkampfauftritt endet, wird noch ein Impfgegner mit Megafon laut. Die Polizei hält ihn und die Zuhörerschar unauffällig auseinander.

So wie die Menschen im Publikum ohne Scheu ihre Fragen vortragen, so bereitwillig nimmt der SPD-Spitzenkandidat sie auf, auch kritische. Der Wirecard-Betrug, die Hartz-Reformen, Pflege und Rente: Die Fragen aus dem Publikum kommen von Sachkundigen. Ein Altenpfleger mit 14 Jahren Berufserfahrung etwa meldet sich zu Wort, auch eine Frau, die bei Bosch in Karlsruhe arbeitet. Sie will von Scholz wissen, wie er verhindern will, dass die Arbeitsplätze in der Autozuliefererbranche wegbrechen.

Grüne sind für Scholz „beste Freunde“

Tempo machen beim klimaneutralen Umbau in Deutschland will Scholz gerne mit den Grünen, verrät er in der Stadt, in der sich die Öko-Partei 1980 gründete: „Beste Freunde“ nennt der SPD-Spitzenkandidat sie, „mit kleinen Umsetzungsschwächen“.

Parsa Marvi und die weiteren SPD-Bundestagskandidaten begleiten Scholz schließlich Richtung Rathaus. In schwarzer Hose und weißem Hemd, ohne Krawatte, aber mit zugeknöpften Manschetten winkt der Vizekanzler locker und ohne ersichtlichen Zeitdruck zum Abschied.

„Sein Auftritt hier ist eine große Unterstützung für uns, großer Rückenwind aus Berlin“, sagt Marvi. „Das können wir gut gebrauchen in Karlsruhe.“ Die Zahl der Zuhörer habe er erwartet: „Ich bin davon ausgegangen, dass der Platz voll ist. Wir wissen, das Interesse an Olaf Scholz ist groß, gerade jetzt, fünf Wochen vor der Wahl.“

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