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Vor dem Fest

Udos Schiffssirene beendet Durststrecke: Paradiesischer Start fürs Vorfest in Karlsruhe

Zwei Jahre ohne Fest und Vorfest, jetzt endlich ist es wieder möglich: Die Besucher des ersten Abends mit Programm haben lange auf diesen Moment gewartet und feiern ihn. Der Auftakt weckt Lust auf viel, viel mehr.

Am 15.07.2022 beginnt das Vorfest in der Günther-Klotz-Anlage. Der Auftritt von Laurie Jones füllt den Bereich vor der Cafébühne am ersten Veranstaltungsabend.
Lang ersehnte Rückkehr: Am ersten Abend des Vorfests in der Günther-Klotz-Anlage füllt der Auftritt von Laurie Jones den Bereich vor der Cafébühne. Foto: Jörg Donecker

Leuchtend grün steht „UDO“ auf Sabine Frühs T-Shirt, darunter blickt Udo Lindenberg das Gegenüber an, mit Hut, aber ohne Sonnenbrille. Ehrensache, das Outfit der Frau aus Rheinmünster für den ersten Tag des Vorfests nach zwei Jahren Pause, und es passt perfekt. Schließlich macht die Karlsruher Lindenberg-Tribute-Band Andrea Doria am frühen Donnerstagabend den Anfang auf der Cafébühne in der Günther-Klotz-Anlage.

Zu den allerersten im Publikum gehören Chris aus Ettlingen und ihre Freundin aus Rheinstetten. Am Tisch auf der Wiese vor der Bühne prosten sich die beiden zu und freuen sich auf Lindenberg-Klassiker wie den „Sonderzug nach Pankow“. Der Fest-Hut tut wieder gute Dienste, die Sonne brennt noch mit Kraft auf die Festivallandschaft im Aufbau.

Die Wege zu den Barständen sind frei, zu Saft und Bier, Wein und Cocktails, Eiscreme und der kulinarischen Zeile für Hungrige. Sonnenschirme spenden Schatten, ab und zu bläst ein erfrischender Windstoß. Und auch sonst ist gerade wieder alles klar auf dem Festgelände an einem der längsten Abende des Jahres.

Keine Panik auf der Titanic: Thomas Geiger, Bereichsleiter für die Gastronomie, zieht noch geschwind einen vergessenen Schlauchwagen aus der Besucherzone. Pünktlich fünf Minuten vor dem offiziellen Start läuft die Sprechprobe. Zwei Paare aus Grünwettersbach sehen sich zwar nicht direkt als Udo-Fans. „Vor seiner Musik werden wir aber nicht flüchten“, sagt einer der Männer. Ein Paar breitet seine Picknickdecke mit Blick auf die Bühne aus. Sandalen abstreifen, es kann losgehen.

„Ich mach mein Ding“ – auch so ein Lindenberg-Klassiker. Seit 2017 machen die vier gestandenen Andrea-Doria-Musiker mit jeweils 30 bis 40 Jahren musikalischer Erfahrung in diversen Bands, alles klar auf Deck. Ihr Repertoire: ausschließlich Lieder von Udo Lindenberg, querbeet vom Früh- bis zum Spätwerk.

„Wir lieben die Musik und die Texte von Udo und wollen sie ihm zu Ehren wiedergeben“, sagt Roland Weißhaupt, der den Obernuschler der deutschsprachigen Rockmusik interpretiert. Schlechte Imitationen, findet er, gebe es schon genug.

Für Fest und Vorfest gehen eine harte Zeit zu Ende

Eine harte Zeit ohne „Fest“ und Vorfest endet mit der Schiffssirene, die Andrea Doria tuten lässt. „Diese zwei Jahre haben uns richtig zu schaffen gemacht“, sagt Martin Wacker, der Festival-Organisator.

Sabine und Edu Früh sind am ersten Tag des Vorfests 2022 aus Rheinmünster gekommen, um die Karlsruher Udo-Lindenberg-Tribute-Band Andrea Doria zu hören.
Udo forever: Sabine und Edu Früh sind am ersten Tag des Vorfests 2022 aus Rheinmünster gekommen, um die Karlsruher Udo-Lindenberg-Tribute-Band Andrea Doria zu hören. Foto: Kirsten Etzold

Als 2019 die Fahne eingepackt wurde, die jetzt wieder in der Cafébühne hängt, plante die „Fest“-Crew schon fest die nächste Auflage. „2020 und 2021 haben nicht geklappt“, erinnert Wacker mit ernster Stimme, „aber ihr habt uns die Treue gehalten.“ Für ihn und alle 100 Leute hinter den Kulissen, sagt der Teamchef, „ist dieser Moment hoch emotional“.

Zusammenhalt, das bedeutet für Wacker auch europaweite Hilfe für die Menschen in der Ukraine. „Wir bauen unsere Festivalstadt auf, um zu helfen“, sagt er. Die Szene ist eng vernetzt, man kennt sich, nennt sich beim Vornamen.

Wir bauen unsere Festivalstadt auf, um zu helfen.
Martin Wacker, Fest-Organisator

Das Getränkepfand spenden, die Pfandmarke in eine Spendenkasse zu werfen, darum bittet Wacker die Besucher, die jetzt und in den kommenden zehn Tagen aufs Gelände kommen: „Wenn am Ende 200.000 Menschen hier waren, ist das ein großes Zeichen der Solidarität.“ Die Gesamtsumme fließe durch den Festivalorganisator nach Kiew und danke langjähriger Partner direkt in die Hilfe für Kriegsflüchtlinge innerhalb der Ukraine.

So richtig Freunde für die Ewigkeit: Das Zitat aus dem Lindenberg-Titel Horizont kommt nach drei rockigen Nummern. Er schwebt über die Wiese wie die Wolken über das Festivalgelände. Der Sänger in längsgestreifter Weste hat nicht nur Dr. Feelgood drauf, er kann auch zart.

Vorfest vor dem Fest: Noch ist schön viel Platz am Hügel

Vom Bootsteich hinter der Bühne strömen immer mehr Zuhörer Richtung Konzert. Eltern mit Kinderwagen, Grauhaarige und allmählich auch ein paar Grüppchen Jüngerer suchen sich zwischen Paletten und Abstellmöglichkeiten für E-Bikes und klassische Fahrräder ihren Weg in den schon gemütlich eingerichteten Festivalbereich.

Lust auf Udos Songs: Chris aus Ettlingen (rechts) sitzt als eine der ersten mit ihrer Freundin aus Rheinstetten beim Start des Vorfests in der Günther-Klotz-Anlage.
Lust auf Udos Songs: Chris aus Ettlingen (rechts) sitzt als eine der ersten mit ihrer Freundin aus Rheinstetten beim Start des Vorfests in der Günther-Klotz-Anlage auf der Wiese vor der Cafébühne. Foto: Kirsten Etzold

Das Vorfest ist nicht nur gratis, es hat auch weitere Vorteile: Üppig Platz ganz oben auf dem Hügel zum Beispiel, überall reichlich Abstand zwischen den Tischen oder Liegedecken in der Wiese. Problemlos kann man den Platz eine Weile verlassen, auch Sonnencreme bleibt unbewacht liegen.

Laurie Jones hat die Bühne übernommen, als händchenhaltend immer neue Paare vom Weinbrennerplatz her Richtung Musik schlendern, durch reife Kirschen, Pflaumen und Mirabellen auf dem Weg durch die Gärten im Beiertheimer Feld.

Programm für alle, für jedes Alter und jeden Geschmack: Das ist es, was die treuen Fans des Vorfests an den Juli-Tagen in der Günther-Klotz-Anlage so lieben. Die Menschen tauchen ein in dieses Entspannungsbad aus Soul und Sommerwärme.

Laurie Jones ist zurück auf dem Hügel

Den perfekten Klang zu dieser kleinen Auszeit von der Welt ringsum stiftet der britische Singer-Songwriter Laurie Jones. Der Mann, der in den 1990er Jahren in Karlsruhe lebte und die Musikszene mitprägte, bevor er rund um den Globus tourte, ist zurück am Hügel.

Bei seinem Heimspiel mit souligen Songs und Akustikgitarren-Zauber sinkt die Sonne leuchtend und ganz allmählich Richtung Horizont. Sabine Früh genießt den Moment. „Es ist einfach so wunderbar, wieder da zu sein.“

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