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Artenschutzprojekt

Vom Karlsruher Zoo in die Freiheit: Zwölf Kiebitze in Hambrücken ausgewildert

Vor wenigen Wochen sind sie geschlüpft, jetzt geht es für die Kiebitze in die Natur. Die Tiere sind vom Aussterben bedroht. Es ist nicht das einzige Artenschutzprojekt des Karlsruher Zoos.

Ab in die Freiheit geht es für die Kiebitze, die vor einigen Wochen im Karlsruher Zoo geschlüpft sind.
Ab in die Freiheit geht es für diesen Kiebitz, der vor einigen Wochen im Karlsruher Zoo geschlüpft ist. Foto: Timo Deible

Die meisten Kiebitze gehen zu Fuß – erst einmal. Doch kaum haben die Vögel die Voliere verlassen, starten sie mit kräftigen Flügelschlägen in die Freiheit. 

Dass diese zwölf Kiebitze nun über den Saalbachwiesen bei Hambrücken kreisen, ist nicht selbstverständlich. Sie sind vom Aussterben bedroht. Dank eines Aufzuchtprojekts, an dem sich auch der Karlsruher Zoo beteiligt, können die acht Wochen alten Vögel nun in die Natur entlassen werden.

Zuvor waren die Tiere im Zoo geschlüpft. 90 Kiebitze und Brachvögel sind im Karlsruher Tierpark in den vergangenen Jahren aufgezogen und ausgewildert worden. Hinter dem Projekt steckt der Biologe Martin Boschert. Zusammen mit den Regierungspräsidien in Karlsruhe und Freiburg kämpft er aktiv für die Arterhaltung dieser Vögel.

Für mich ist das ein Gänsehautmoment, den ersten Flug dieser Kiebitze zu sehen.
Lorenz Haut, kümmert sich um die Kiebitze

Einer, den die Auswilderung der Kiebitze besonders bewegt, ist Lorenz Haut. Der engagierte Vogelschützer aus Hambrücken hat sich in den vergangenen Wochen um die Tiere gekümmert, sie in der Auswilderungsvoliere täglich mit Futter versorgt. „Für mich ist das ein Gänsehautmoment, den ersten Flug dieser Kiebitze zu sehen“, sagt das Nabu-Mitglied und blickt zum Himmel. 

„Das sind die ersten Kiebitze, die wir im Jahr 2023 loslassen“, freut sich Zoo-Direktor Matthias Reinschmidt. Weitere Kiebitze und auch Brachvögel sollen folgen. Mit diesem Projekt treibe man den lokalen Artenschutz voran, so Reinschmidt.

Bislang wurden drei Millionen Euro in den Artenschutz gesteckt

Möglich ist das durch die Artenschutzstiftung des Zoos, die vor mittlerweile sieben Jahren gegründet wurde. Damit unterstützt der Tierpark internationale Projekte, aber auch solche wie die Kiebitz-Aufzucht direkt vor der Haustür. „Seit der Gründung der Artenschutzstiftung konnten mehr als drei Millionen Euro in Projekte gesteckt werden“, erklärt Zoo-Sprecher Timo Deible.

Das Geld kommt unter anderem durch den Artenschutz-Euro zusammen, der seit 2019 freiwillig beim Eintritt in den Zoo gezahlt werden kann. Außerdem fließen Spenden und Erbschaften in die Stiftung, die so verschiedene Schutzmaßnahmen finanziert. 

Als große, internationale Projekte nennt Deible beispielhaft den Schutz von Wildtieren in Kenia. Ein weiteres großes Projekt der Artenschutzstiftung ist in Ecuador angesiedelt – ein Reservat, in dem Tiere und Pflanzen geschützt werden. 

„Wir setzen den Artenschutz in Karlsruhe über alle anderen Themen“, sagt Reinschmidt. Die Tiere im Zoo versteht er als Botschaftertiere für ihre bedrohten Artgenossen. Man dürfe den gerade einmal 22 Hektar großen Zoo mitten in der Stadt nicht in seinen engen Grenzen sehen.

Auch für die Zoobesucher möchte man die Artenschutz-Projekte sichtbar machen. Kurzzeitig waren auch die frisch geschlüpften Kiebitze im Zoo zu sehen. Da das die Vögel aber zu sehr unter Stress setzte, verbrachten sie ihre ersten Lebenswochen hinter verschlossenen Türen.

Von der Artenschutzstiftung beeindruckt zeigt sich eine Gruppe Damen, die am Samstagvormittag durch den Zoo spaziert. Die Freundinnen kennen sich von ihrer Ausbildung zur Erzieherin im Jahr 1961, mittlerweile leben sie über ganz Baden-Württemberg verstreut. Einmal im Jahr treffen sie sich immer zu einem gemeinsamen Ausflug in den Zoo. 

Direktor Reinschmidt kennen sie. „Der ist doch immer mit seinem Papagei unterwegs, auch im Fernsehen“, weiß Antje Köhrer aus Wiesloch. Der Karlsruher Zoo gefällt ihnen gut, „der ist schöner als die Wilhelma“, sagen sie augenzwinkernd und ziehen weiter. 

Rund 1.000 Moorfrösche: Die nächste Auswilderung des Karlsruher Zoos steht bevor

Zu ihrer Rechten steht ein weiteres, lokales Artenschutzprojekt des Tierparks. In dem Folientunnel direkt neben dem Raubtierhaus haben die Mitarbeiter des Zoos rund 1.000 kleine Moorfrösche aufgezogen – bei ihnen handelt es sich ebenfalls um eine bedrohte Art. 

„In ganz Baden-Württemberg gibt es nur noch zwei Orte, an denen Moorfrösche leben: in Ulm und im Landkreis Karlsruhe bei Liedolsheim“, sagt Zoosprecher Deible. Kommende Woche nun werden die Frösche den Zoo verlassen, für sie geht es nach Liedolsheim – in die Freiheit.

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