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Steigender Platzbedarf

Wie sich Karlsruhe auf die Ankunft weiterer Ukrainer vorbereitet

Viele Städte stehen unter Druck, weil immer mehr Flüchtlinge ankommen. Für eine Personengruppe schafft Karlsruhe jetzt auf einen Schlag zahlreiche neue Plätze.

Flüchtling Nika (3) aus der Ukraine
Weiterhin flüchten Menschen aus der Ukraine. Pro Woche kommt in Karlsruhe rund ein Dutzend dieser Schutzsuchender neu an. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

München setzt auf Zelte, in Stuttgart wird laut über die Belegung von Turnhallen nachgedacht: Die Unterbringung von Flüchtlingen bringt viele Städte unter Druck. Auch Karlsruhe bereitet sich auf die Ankunft weiterer Menschen vor – und hat sich jetzt eine größere Zahl neuer Plätze gesichert.

Grundsätzlich gilt in Karlsruhe eine Besonderheit: Als Standort einer Landeserstaufnahmestelle ist die Stadt eigentlich von einer längerfristigen Unterbringung der Asylsuchenden befreit. Bei Schutz suchenden Ukrainern gilt das allerdings nicht. Rund 5.000 dieser Kriegsflüchtlinge leben inzwischen in Karlsruhe, bilanziert Faris Abbas vom Sozialdezernat.

Karlsruhe schafft am Klosterweg 60 neue Wohnplätze

Abbas sagt: „Aktuell kommt ein starkes Dutzend pro Woche neu bei uns an.“ Es gingen Menschen zurück, doch es kämen mehr neue nach. Zentrale Drehscheibe der Stadt ist weiter ein früheres Schwesternwohnheim in der Steinhäuserstraße. Dort leben die Menschen einige Zeit, ziehen dann aber in passende andere Unterkünfte um.

Nun wurden auf einen Schlag 60 neue Plätze in der Stadt eingerichtet. Wie Sozialbürgermeister Martin Lenz (SPD) darlegt, geht es um eine Immobilie der Heimstiftung Karlsruhe. Diese hatte in den Räumen ihres einstigen Seniorenzentrums am Klosterweg während der Sanierung ihres Sybelcentrums Kinder- und Jugendgruppen untergebracht. Diese zogen nach Abschluss der Bauarbeiten zurück an den Standort in der Südstadt.

Damit ist Platz am Klosterweg. „In einem Seitenflügel bringen wir jetzt Schutzsuchende aus der Ukraine unter“, sagt Lenz. Die Geschäftsführerin der Heimstiftung, Eva Rühle, erklärt: Es gehe im Klosterweg um Zimmer mit eigenem Bad. „Küchen und Gemeinschaftsräume werden geteilt.“ Weil die Räume barrierefrei sind, seien sie vor allem für Familien mit kleinen Kindern oder ältere Flüchtlinge gut geeignet.

Wie andere Städte auch, mietet Karlsruhe zudem Zimmer in früheren oder älteren Hotels an, in denen Ukrainer wohnen. Zudem werden Immobilien genutzt, welche die Stadt über ihre Wohnraumakquise belegen kann. Vermieter stellen diese über mehrere Jahre hinweg der Stadt zur Verfügung und bekommen dafür die Mietzahlung garantiert.

Uns werden aktuell viele Immobilien angeboten.
Martin Lenz
Bürgermeister

Das frühere Schwesternwohnheim wiederum wurde explizit als Drehscheibe angemietet. Zuvor war diese erste Anlaufstelle provisorisch im Rathaus West – also in einem Bürogebäude – angesiedelt. Bürgermeister Lenz berichtet: „Uns werden aktuell viele Immobilien angeboten, in der Summe sicher über 50.000 Quadratmeter.“ Er sagt: „Hätte ich das Geld und eine Baufirma, würde ich das alles annehmen. Wir hätten dann in Zukunft den dringend benötigten erschwinglichen Wohnraum.“

Karlsruhe führt Gespräche mit möglichen Kapitalgebern

Doch die städtischen Kassen würden das nicht hergeben. „Deshalb bin ich in intensiven Gesprächen mit möglichen Kapitalgebern“, erläutert Lenz. Einen ähnlichen Weg geht er schon beim geplanten Bau eines Kombibads in Durlach.

Auch dort soll das Kapital von außen fließen. „Entweder verzinst die städtische Betriebsgesellschaft das den Geldgebern langfristig. Oder ein Investor baut und vermietet uns dann das Bad“, nannte Lenz zuletzt Optionen.

Künftiger Bedarf lässt sich nicht abschätzen

Wie groß der Bedarf an Plätzen für Ukrainern noch wird, kann keiner vorhersagen. „Das hängt auch vom Kriegsverlauf ab“, so Abbas. Für die Landeserstaufnahme in Karlsruhe wiederum ist nicht die Stadt, sondern das Regierungspräsidium verantwortlich.

„Dieses macht einen wirklich guten Job“, sagt Abbas. Rechtzeitig seien Notfallplätze durch zusätzliche Betten geschaffen worden. „Es gibt somit aktuell eine leichte Überbelegung, aber noch Puffer.“

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