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Vertraute Gesichter neu interpretiert

Karlsruher Citykrippe provoziert mit neuen Heiligen Drei Königen

In diesem Jahr soll in Karlsruhe die Citykrippe wieder zum Nachdenken anregen. Warum der Künstler die klassischen Figuren immer neu interpretiert.

So sieht sie aus: die Karlsruher Citykrippe. In diesem Jahr kommen neue Figuren dazu.
So sieht sie aus: die Karlsruher Citykrippe. In diesem Jahr kommen neue Figuren dazu. Foto: Tobias Tiltscher/Katholisches Dekanat

In der Adventszeit werden traditionell vielerorts Krippen aufgestellt. In Karlsruhe wird es auch in diesem Jahr wieder die Citykrippe vom Ettlinger Künstler Rudi Bannwarth geben. Mit einigen neuen Figuren.

„Das Ziel der Citykrippe ist es, in einen Dialog einzutreten, darüber, wie Weihnachten heute gefeiert wird und was die Geburt Jesu bedeutet“, erläutert Pastoralreferent Alexander Ruf von der Katholischen Kirche Karlsruhe. Man wolle mit den Menschen ins Gespräch kommen.

Bereits vergangenes Jahr stand während der Adventszeit in St. Stephan die neue Citykrippe und erregte jede Menge Aufsehen. Denn darin gab es keine klassischen Figuren der Heiligen Familie, wie man sie seit Jahrhunderten kennt. Vielmehr wartete Maria an der U-Strab-Haltestelle, die Heilige Familie wurde als Flüchtlinge dargestellt. Ein Obdachloser, eilige Passanten mit Einkaufstaschen, ein Reporter als Engel, eine Pflegerin sowie ein KSC-Fan gehören ebenfalls in das ungewöhnliche Szenario.

Citykrippe in Karlsruhe soll zum Nachdenken anregen

Wofür begeistern wir uns? Wie äußert sich Wertschätzung? Worauf richte ich meine Achtsamkeit? Was würde ich mir in einer Notsituation von anderen wünschen? Derlei Fragen sollen durch die Citykrippe hervorgerufen werden.

Vergangenes Jahr reichten die Reaktionen im Gästebuch von „endlich eine Krippe, die mir etwas für mein heutiges Leben sagt“ bis hin zu „geschmacklos“ oder „Ich kann Maria in Jeans nicht erkennen“, berichtet Ruf. Doch genau diese Auseinandersetzung darüber sei wichtig, daher wurden und werden auch in diesem Jahr erneut regelmäßig Gespräche an der Citykrippe angeboten.

Wir wollen mit den Figuren im guten Sinne provozieren.
Alexander Ruf
Pastoralreferent

„Wir wollen mit den Figuren im guten Sinne provozieren“, sagt Ruf. Diese Krippe soll als modernes Andachtsbild zum Nachdenken anregen.

Die Idee dazu entstand in Zusammenarbeit mit dem Künstler Rudi Bannwarth und wurde vom Gemeindeteam St. Stephan der Katholischen Kirchengemeinde Karlsruhe Allerheiligen und der Ökumenischen Citykirchenarbeit Karlsruhe „fächersegen“ entwickelt.

„Wir haben im Vorfeld ausführlich über die einzelnen Figuren gesprochen und debattiert. Dieses Jahr kommen die Heiligen Drei Könige neu dazu“, berichtet Bildhauer Bannwarth. Die drei Könige sollen die Karlsruher Institutionen vertreten. „Wir haben entschieden, dass einer davon eine Frau sein wird, und zwar eine Richterin“, so Bannwarth.

Krippenfiguren würden im Allgemeinen eher romantisiert und bilden selten die Realität ab. Mit solch einer Milieukrippe werde das traditionelle Bild auf den Kopf gestellt, das sei nicht immer angenehm.

Das weiche Holz stammt von heimischen Linden hier aus der Gegend. 
Rudi Bannwarth
Künstler

Vor acht Jahren hat Bannwarth sich diesem Thema mit Baustellenkrippen genähert und seit 2011 arbeitet er an Figuren für sozialkritische Krippen.

In seinem Atelier im Ettlinger Stadtteil Ettlingenweier stehen die aus Lindenholz geschaffenen neuen Figuren schon bereit. „Das weiche Holz stammt von heimischen Linden hier aus der Gegend. Man kann noch die Arbeitsspuren erkennen und sieht, da steckt ein Mensch dahinter“, verdeutlicht Bannwarth.

Citykrippe steht ab 6. Dezember in St. Stephan

Auch für ihn ist es ein wichtiger Moment, wenn alle Figuren ab Mittwoch, 6. Dezember, gemeinsam in St. Stephan gezeigt werden. Dort sei ein besonderes Licht und es wirke in dem sakralen Raum noch mal stärker, äußert der Bildhauer.

Neben der Richterin hat er noch einen Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) geschaffen samt einem kleinen weißen Roboter, als Sinnbild für die Künstliche Intelligenz. Außerdem einen Mitarbeiter des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM).

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„Wir haben natürlich vorab mit den Institutionen Kontakt aufgenommen und um Erlaubnis gebeten, die jeweiligen Logos und Symbole verwenden zu dürfen. Alle drei Einrichtungen waren direkt von der Idee angetan“, berichtet Ruf.

Außerdem wird es dieses Jahr eine weitere Neuerung geben: Kinder. Die Anregung dazu kam von Besuchern der vergangenen Citykrippe. Immer steht dabei die Beziehung zur Fächerstadt im Vordergrund und daher wurde ein Fahrrad von „Lasten-Karle“ nachgebaut.

Trotz schwerer Krisen, trotz Krieg und Klimawandel zeigt uns die Citykrippe, dass Gott uns begegnet und erfahrbar ist.
Alexander Ruf
Pastoralreferent

„Trotz schwerer Krisen, trotz Krieg und Klimawandel zeigt uns die Citykrippe, dass Gott uns begegnet und erfahrbar ist. Und zwar auch jetzt und heute in unserem Alltag in Karlsruhe“, erläutert Ruf. Für den Künstler Rudi Bannwarth ist der aktuelle Bezug ebenfalls sehr wichtig: „Die Krippe soll die Betrachter zur Kernaussage der Weihnachtsbotschaft führen. Nicht das Wie und Wo der Geburt Jesu ist das Entscheidende, sondern die Wahrnehmung und die Reaktion auf das, was geschieht.“

Denn auch vertraute Geschichten blieben nur dann relevant, wenn sie immer wieder neu und zeitgemäß interpretiert würden. Es sei wichtig, dass sich die Betrachter als Teil der Geschichte wiederfinden. „Ich möchte mit meiner Krippe das Geheimnisvolle wachhalten und dem Betrachter neue Impulse für sich und seinen Umgang mit Kirche und Glauben geben“, so Bannwarth.

In der Zeit, in der die Citykrippe in St. Stephan steht, wird es ein Rahmenprogramm geben, unter anderem mit Gesprächsangeboten an der Krippe.

Service

Weitere Informationen unter www.faechersegen.de/citykrippe. Die Citykrippe ist vom 6. Dezember bis zum 14. Januar 2024 in St. Stephan zu sehen. Am Sonntag, 10. Dezember, findet ab 19 Uhr ein Gottesdienst mit der Vorstellung der neuen Königsfiguren statt. Am Freitag, 15. Dezember, ab 16 Uhr können Kinder mit ihren Eltern die Citykrippe entdecken. Offene Gesprächsangebote für Besuchende gibt es an den Freitagen, 8. und 15 .Dezember, ab 18.30 Uhr sowie an den Samstagen, 9. und 16. Dezember, von 11 bis 13 Uhr.

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