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Konzerte und Corona

Karlsruher Musiker Gunzi Heil möchte endlich wieder live auftreten

Gunzi Heil ist erfolgreicher Musiker, Kabarettist und ein Karlsruher Original. Als Fan der Rolling Stones wartet er auf die nächste Tournee seiner Lieblingsband. Und auf den Tag, an dem er selbst wieder vor Publikum auftreten kann.

Der Mann am Klavier ist Musiker, Kabarettist, Puppenspieler und mittlerweile sogar professioneller Bühnenpyrotechniker: Gunzi Heil. Das Foto entstand am 6. März 2020 kurz vor dem ersten Lockdown bei der Eröffnung einer Ausstellung von Timm Ulrichs in Berlin.
Gunzi Heil ist Musiker und mittlerweile sogar professioneller Bühnenpyrotechniker. Kurz vor dem ersten Lockdown spielte er im März 2020 noch bei der Eröffnung einer Ausstellung von Timm Ulrichs in Berlin. Foto: Matthias Reichelt, Berlin

Gunzi Heil hat mindestens zwei gute Gründe, auf eine möglichst schnelle Normalisierung des Kulturbetriebs zu hoffen. Zum einen möchte er liebend gerne endlich wieder live vor Menschen und nicht nur vor Laptops auftreten, zum andern hofft er, dass seine Lieblingsband im kommenden Jahr auf Tournee gehen und dabei ihren 60. Geburtstag feiern kann.

„Ich habe die Rolling Stones bestimmt schon 50 Mal gesehen“, erzählt der Karlsruher Kabarettist, Liedermacher und Puppenspieler. „Mein erstes Konzert war 1989 auf der Steel Wheels-Tour. „Da flog ich extra nach Washington.“

Ein unvergessliches „Echt-nah-dran-Erlebnis“ hatte er 1995 im legendären „Olympia“ in Paris, wo die Stones vor einer Handvoll Fans spielten, die sich die Tickets nach abenteuerlicher Recherche hatten sichern können.

Gunzi Heil hofft auf Rolling Stones Konzert nach Corona

Und nun hofft er mit Millionen anderen Fans darauf, dass die alten Haudegen, die ihre Tournee 2020 verschieben mussten, vielleicht 2022 wieder live zu sehen sind – sechs Jahrzehnte nach der Gründung 1962.

Irgendwann waren das dann nur noch Songs von den Rolling Stones.
Gunzi Heil, Musiker aus Karlsruhe

Als junger Musiker spielte Gunzi Heil in der Karlsruher Coverband „Public Underground“. „Wir fingen als Abiband an und spielten bekannte Songs nach“, erinnert sich Gunzi Heil. „Irgendwann waren das dann nur noch Songs von den Rolling Stones.“

13 Jahre Studium: „Bummelstudent“ in Karlsruhe

Zu dieser Zeit hatte der junge Musiker auch sein Studium in Karlsruhe begonnen: Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie. „Ich habe maßgeblich dazu beigetragen, dass das Wort Bummelstudent in den Duden aufgenommen wurde“, sagt er und lacht. 13 Jahre oder 26 Semester dauerte sein Studium – dann hatte er seinen Magister.

Seine Abschlussarbeit schrieb er über „Timm Ulrichs’ konkrete Poesie auf dem Weg zur Konzeptkunst“. Gunzi Heil war so fasziniert von dem Professor und selbsternannten „Totalkünstler“, dass er noch während seines Studiums eine eigene „Forschungsstelle Timm Ulrichs“ gründete.

Später begleitete er mehrfach die Ausstellungseröffnungen von Timm Ulrichs mit satirisch-kunsthistorischen Betrachtungen am Klavier – zuletzt vor einem Jahr am 6. März 2020 in Berlin. Ein paar Tage später kam der erste Lockdown.

Corona führte zu Konzert-Absagen

„Eine Welle von Absagen“ musste der Mann mit der auffälligen blonden Mähne („Ich werde von der Polizei auffällig oft angehalten, weil die mich für eine Blondine halten.“) in den vergangenen zwölf Monaten akzeptieren. „Alleine im Tollhaus hätte ich sechs bis acht Mal spielen können“, sagt er.

Seine Veranstaltungsserie „100 + 100“ hatte sich zu einem wahren Renner entwickelt. Das Konzept: 100 Gäste sitzen dicht gedrängt auf der Bühne um ihn, den Klavierspieler, herum und erfreuen sich 100 Minuten lang an seinem Programm. „Da ging es unheimlich eng zu“, sagt Gunzi Heil.

Ein tolles Konzept – wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht. Verschoben wurde zunächst auch eine geplante Ausstellung seines Lieblingskünstlers Timm Ulrichs in der Wilhelmshöhe in Ettlingen – sie ist jetzt unter strengen Auflagen nach vorheriger Anmeldung zu sehen (Infos: www.kunstverein-wilhelmshoehe.de).

Ein Corona-Song über das „Homeschooling“

Bei all den vielen Absagen freute sich Gunzi Heil natürlich sehr über „Das Fest Citymobil“, auf dem im Sommer an verschiedenen Stationen in der Fächerstadt immer wieder lokale Künstler auftreten durften. „Das war eine schöne Aktion, die mit viel Liebe und Aufwand der Verantwortlichen betrieben wurde.“

Das echte „Fest“, auf dem Gunzi Heil bislang bereits fünf Mal mit den verschiedensten Formationen aufgetreten ist, fiel ja bekanntlich auch aus… Und weil Kultur weitestgehend ausgebremst wurde, hatte der umtriebige Musiker Zeit für anderes. So schrieb er den satirischen „Homeschooling“-Song „Zoom in the classroom – Jakob kann uns nicht hören“, den er in der fünften Ausgabe der Sendereihe „Tollhaus.TV“ präsentierte (zu sehen auf www.tollhaus.de).

Der zweifache Vater hat selbst Erfahrung mit Homeschooling gemacht und kam zur Erkenntnis: „Einen Lehrer kann man nicht ersetzen“. Doch nicht nur das reine Vermitteln des Schulstoffs sei durchaus anspruchsvoll.

„Das Ganze ist auch eine logistische und technische Herausforderung, wenn man zum Beispiel Arbeitsblätter für 14 Fächer ausdrucken muss. Und mit den ganzen Video-Chats, zum Beispiel über Zoom, hatte vorher ja auch kaum jemand Erfahrung.“

Der Karlsruher Musiker ist jetzt auch Feuerwerks-Profi

Zwischendurch fand der Künstler, der seit seiner Geburt Gunzi gerufen wird, noch die Zeit, einen „Bühnenpyrotechniker-Kurs“ an der Eventakademie in Baden-Baden zu belegen. „Pyrotechnik begleitet mich schon mein ganzes Künstlerleben“, sagt er. „Schon beim ersten Soloprogramm habe ich Fontänen gezündet.“

Inzwischen haben sich aber die Brandschutzbestimmungen so verschärft, dass nur noch Profis auf der Bühne zündeln dürfen. Durch diese Ausbildung ist er nun praktisch ein Feuerwerks-Profi geworden. „Man weiß ja nie, ob und wann man das mal wieder brauchen kann“.

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