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Überwiegend ehrenamtliche Mitglieder

Blaues Kreuz hilft Suchtkranken und ihren Angehörigen im Raum Karlsruhe

Der Verein Blaues Kreuz in Graben-Neudorf hilft Suchtkranken und ihren Angehörigen mit einer Begegnungsgruppe. Wir stellen ihn vor und sprechen mit Betroffenen.

Rudi Toppel und Britta H. sind trockene Alkoholiker. Sie arbeiten ehrenamtlich für das Blaue Kreuz.
Rudi Toppel und Britta H. sind trockene Alkoholiker. Sie arbeiten ehrenamtlich für das Blaue Kreuz. Foto: Andrea Baron

Noch vor wenigen Jahren endeten die Abende für Britta H. im Promille-Rausch auf der Couch. „Ich trank, bis sich meine Augen verdrehten“, erinnert sich die Kölnerin, die jetzt in Weingarten lebt und ihren vollen Namen nicht nennen möchte.

Bis Mitte 40 hatte sie überhaupt kein Problem mit Alkohol. Doch irgendwann wurde aus einem Gläschen am Abend schleichend eine Sucht.

Problem wird verleugnet

„Ich wollte mir am Ende des Tages etwas Gutes tun. Der Alkohol half mir anfangs, mich zu entspannen. Ich spürte den beruflichen Druck dann nicht mehr so stark. Aber diese Effekte verpufften schnell und ich brauchte immer mehr“, sagt Britta H., die bis zu ihrer Berentung in der Versicherungswirtschaft tätig war. Immer tiefer rutschte sie in eine psychische Abhängigkeit.

Damals lebte sie noch in Köln und ihr Mann wohnte aus beruflichen Gründen bereits in Weingarten. Da war es ein Leichtes, das Trinken zunächst vor ihm zu verbergen.

Ein Verhalten, das für viele Suchtkranke typisch ist: Vor dem Weg in den Ausweg stehen meist der Selbstbetrug und das Verleugnen des Problems gegenüber dem Umfeld.

Kontaktdaten vom Plakat fotografiert

Nach ihrem Umzug nach Weingarten nahmen die alkoholbedingten Probleme zu. Bis Britta H. bei ihrem Hausarzt ein Plakat des Blauen Kreuzes entdeckte. „Ich hab mir unauffällig die Kontaktdaten abfotografiert und mich dort gemeldet“, erzählt sie. Der erste Schritt zurück in ein selbstbestimmtes Leben. Denn bei der Selbsthilfegruppe des Blauen Kreuzes bekam die Suchtkranke die Hilfe, die sie dringend brauchte.

Aktiv mit Rat und Tat stand und steht ihr bis heute Rudi Toppel vom Ortsverein Karlsruhe zur Seite. Er ist beim Blauen Kreuz für den Bereich Nordbaden zuständig.

Der Verein Blaues Kreuz in Deutschland (BKD) ist ein christlicher Suchthilfeverband, der Suchtkranken und Angehörigen zeitgemäß und kompetent helfen will – auch bei der Vorbeugung einer Suchtentwicklung.

Beratung und Selbsthilfe, ambulante und stationäre Rehabilitation, Prävention in Schulen und die Unterstützung von Angehörigen gehören zum Hilfsprogramm. Ein Großteil des Engagements kommt von ehrenamtlich Mitarbeitenden.

Rudi Toppel war selbst jahrzehntelang alkoholabhängig und hätte sein Leben, familiär wie beruflich, beinahe voll gegen die Wand gefahren.

Ich habe damals alle in meinem Umfeld enttäuscht.
Rudi Toppel, ehemaliger Mitarbeiter und trockener Alkoholiker

„Ich landete öfter bei der Polizei, fuhr betrunken Auto und war selbst an Weihnachten nicht nüchtern. Ich habe damals alle in meinem Umfeld enttäuscht. Mit dieser Scham umzugehen, ist bis heute das Schwerste“, sagt der ehemalige Postbeamte.

Um nun anderen Menschen helfen zu können, hängte er bei seinem Weingartener Hausarzt Volker Werner das Info-Plakat auf, das Britta H. zum Blauen Kreuz führte.

Schlüsselerlebnisse rütteln wach

„Die Unterstützung von Ärzten und Kliniken ist sehr wichtig. Denn über sie können wir den Menschen unser Angebot bekannt machen“, betont Rudi Toppel.

Oft sind es Schlüsselerlebnisse, die die Betroffenen wachrütteln. Bei Britta H. war es ein Autounfall ihres Mannes, bei dem er verletzt wurde. „Ich konnte nicht zu ihm fahren, weil ich betrunken war. Da wusste ich, dass es so nicht weitergehen kann“, erzählt sie.

Sowohl Toppel als auch sie kommen aus Familien mit Suchtverhalten. Der Vater von Britta H. trank sich zu Tode. Auch in Toppels Familie gab es verschiedene Abhängigkeitserkrankungen.

„Trinken ist oft eine Art Selbstmedikation, denn viele Alkoholiker haben Schwierigkeiten, mit ihren Gefühlen umzugehen. Sie suchen keine Hilfe, weil sie Angst haben, als willensschwach zu gelten“, weiß Britta H. heute.

Inzwischen arbeitet sie, nach einer Langzeit-Therapie seit über einem Jahr trocken, wie Rudi Toppel und andere Ehrenamtliche für das Blaue Kreuz.

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