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Tipps zur Badesicherheit

Kinder in Graben-Neudorfer Schwimmbad vor dem Ertrinken gerettet – Eltern waren abgelenkt

Unaufmerksame Eltern sind ein großes Sicherheitsrisiko in Schwimmbädern und an Baggerseen. Experten warnen vor gefährlichem Leichtsinn – und dem Smartphone.

Ein kleines Mädchen in einem bunten Kleid kniet am Beckenrand eines Schwimmbades.
Nur wenige Sekunden der Unaufmerksamkeit können im Schwimmbad oder am See tödliche Folgen haben. Kinder sollten auch beim Spielen außerhalb der Becken Schwimmflügel tragen und von ihren Eltern nicht aus den Augen gelassen werden. Foto: Ricardo Ferrando/stock.adobe.com/dpa/DLRG

An heißen Sommertagen sind Schwimmbäder und Baggerseen beliebte Ausflugsziele in der Region. Doch Vorsicht: Der unbeschwerte Spaß am Wasser kann schnell lebensgefährlich werden. Guido Blümle, Bademeister in Graben-Neudorf, und Jochen Krug, Sprecher der DLRG-Ortsgruppe Nordhardt, warnen Badegäste vor Leichtsinn. Große Sorgen bereitet ihnen der Umgang vieler Eltern mit ihren Kindern.

Smartphone statt Kinderbetreuung in Graben-Neudorf: Leichtsinnige Eltern gefährden Sicherheit

Worauf sie besonders achten sollten und welche Fehler im Wasser fatal sein könnten – die BNN beantworten die wichtigsten Fragen zur Badesicherheit. 

Welche klassischen Baderegeln gelten?
Schwimmbad- oder Seebesucher sollten sich nach einem langen Sonnenbad unbedingt abkühlen, bevor sie ins Wasser gehen. Bei starker Überhitzung kann der Sprung ins kühle Nass zu Kreislaufproblemen, Bewusstlosigkeit und sogar zum Herzinfarkt führen. Auch das Schwimmen mit vollem Magen ist keine gute Idee. Bei Gewitter gilt: sofort raus aus dem Wasser. 
Wie problematisch ist die Selbstüberschätzung?
Im Schwimmbad ist der Beckenrand immer in der Nähe, das Risiko entsprechend gering. Anders sieht es am Baggersee aus – besonders dann, wenn sich ambitionierte Freizeitsportler weit vom Ufer entfernen. Wer mitten im See einen Krampf oder andere gesundheitliche Probleme bekommt, kann in Lebensgefahr geraten. „Badegäste sollten auf keinen Fall alleine weit hinausschwimmen“, warnt DLRG-Sprecher Krug. Und wenn schon, dann am besten mit einer Schwimmboje. „Aber auch sie bietet nur eine trügerische Sicherheit“, sagt Krug. 
Ein Bademeister steht vor einer Palme an einem Schwimmbecken.
Guido Blümle leitet mit seinem Bruder Markus Link den Betrieb im Graben-Neudorfer Freibad. Dort musste das Personal alleine in diesem Sommer sechs Kinder vor dem Ertrinken retten. Foto: Markus Link
Wo lauern versteckte Gefahren?
Unter keinen Umständen sollten Badegäste an Stellen in den Baggersee springen, wo der Grund nicht einsehbar ist. Dort besteht ein hohes Verletzungsrisiko durch Abbruchkanten, Stahlseile und andere Hindernisse – gerade dort, wo noch gebaggert wird. Vom Sprung vom Bagger, der unter Jugendlichen als beliebte Mutprobe gilt, rät Krug deshalb dringend ab. 
Welche Rolle spielen Alkohol und andere Drogen?
„Wir stellen fest, dass vor allem Besucher aus Osteuropa gerne etwas mehr trinken“, sagt Blümle. Ein großes Problem sieht er darin aber nicht: „In Einzelfällen bremsen wir sie ein bisschen oder lassen sie nicht mehr aufs Dreimeterbrett“, sagt er. Krug sorgt sich vor allem um die meist jugendlichen Besucher nächtlicher Partys am Seeufer. „Wer betrunken oder nach dem Konsum anderer Drogen und noch dazu im Dunkeln ins Wasser geht, handelt riskant“, sagt er. 
Es kommt leider immer häufiger vor, dass Eltern ihr Smartphone nutzen und ihre Kinder aus den Augen verlieren
Guido Blümle
Bademeister in Graben-Neudorf
Worauf müssen Eltern mit Kindern achten?
Laut Blümle sollten Kleinkinder im Bad immer Schwimmflügel tragen – auch dann, wenn sie außerhalb der Becken spielen. „Leider achten viele Eltern schlecht auf ihre Kinder“, sagt der Graben-Neudorfer Bademeister. „Dann ist es schnell passiert, dass sie ohne Schwimmflügel ins Becken springen.“ Allein in diesem Sommer hätten die Bademeister in Graben-Neudorf sechs Kinder vor dem Ertrinken gerettet, im vergangenen Jahr seien es zehn gewesen. „Eine Mutter hat erst nach 45 Minuten bemerkt, dass ihr Kind weg war“, sagt Blümle. Auch Krug bereitet diese Entwicklung Sorgen. „Es kommt leider immer häufiger vor, dass Eltern ihr Smartphone nutzen und ihre Kinder aus den Augen verlieren“, sagt er. Luftmatratzen und aufblasbare Wassertiere könnten abtreiben oder Luft verlieren. „Sie sind kein Freifahrtschein für Eltern, nicht auf ihre Kinder aufzupassen“, betont Krug.
Zwei Kinder sitzen mit Schwimmflügeln an einem Beckenrand im Freibad.
Kinder sollten nach Ansicht von Experten in Bädern und an Seen auch dann Schwimmflügel tragen, wenn sie sich nicht im Wasser aufhalten. So soll die Ertrinkungsgefahr minimiert werden. Foto: Frank May/dpa
Hat sich das Problem in den vergangenen Jahren verschlimmert?
Klare Antwort beider Experten: ja. „Smartphones sind eine enorme Ablenkung“, sagt Krug. Blümle sieht einen weiteren Grund in der Migration. „Eltern aus südlichen Ländern haben einen lockeren Umgang mit ihren Kindern“, sagt er. „Viele von ihnen erwarten, dass wir ihren Nachwuchs betreuen.“ Den Bademeistern würde oft noch nicht einmal gedankt, wenn sie ein Kind aus dem Wasser gerettet hätten. Erst im vergangenen Sommer habe man mehrere junge Afrikaner aus dem tiefen Becken gezogen. „Sie sind vom Sprungturm runter, obwohl sie nicht richtig schwimmen konnten“, sagt Blümle.
Welche Auswirkungen hat Corona auf die Badesicherheit?
Laut Krug und Blümle schwimmen Kinder heute im Schnitt schlechter als noch vor der Pandemie. „Es macht sich bemerkbar, dass während Corona lange keine Schwimmkurse stattgefunden haben“, sagt Blümle. Auch Krug spricht von einem Pandemie-Effekt. „Corona hat ein großes Loch hinterlassen“, sagt er. Bei einigen Schwimmkursen stünden Kinder bis zu sechs Jahre auf der Warteliste.
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