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Hoher Aufwand

Wieso die Radrennbahnen in Linkenheim und Oberhausen Seltenheitscharakter haben

In Linkenheim und Oberhausen gibt es zwei Radrennbahnen in unmittelbarer Nähe. Was der Erhalt kostet und warum an einen Neubau nicht zu denken ist.

Die Besonderheit der Radrennbahnen sind die steilen Kurven.
Die Besonderheit der Radrennbahnen sind die steilen Kurven. Foto: Stefan Meister

Die Wolken sind dunkel, leichter Regen prasselt nieder und es weht ein kühler Wind. Im Hintergrund erstreckt sich ein großes Oval. Auffallend sind die steilen Kurven. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein „Lost Place“.

Doch von einem vergessenen Ort kann an der Radrennbahn in Linkenheim nicht die Rede sein. „Sie ist unser Prunkstück“, sagt Erika Gorenflo, die stellvertretende Vorsitzende vom Radfahrverein (RV) Badenia Linkenheim. „Leider nagt der Zahn der Zeit an der Bahn.“

Sonne, aber auch Regen machen dem 333-Meter-Oval laut Harald Nees zu schaffen. Er gehört zu den Vereinsmitgliedern, die sich um die Bahn kümmern. Im Frühjahr müssten immer wieder leichte Risse ausgebessert werden.

Ebenso arbeite sich Moos auf die Strecke. Besonders die Verbindung von altem und neuem Beton sei problematisch. „Bei dem Aufwand könnten wir jemanden für die Instandhaltung der Bahn einstellen“, sagt Nees.

Radbahn in Linkenheim wurde 1970 eingeweiht

1967 startete der Bau der Bahn. In 9.000 Arbeitsstunden bauten die Vereinsmitglieder sie in Eigenregie. 630.000 Mark kostete das Projekt.

Am 15. August 1970 fiel der erste Startschuss zu einem Rennen. Nationale Meisterschaften und Rennen mit internationalen Rennfahrern brachten in den folgenden Jahren bis zu 1.000 Zuschauer auf das Gelände.

Wir wollen die Bahn so lange wie möglich erhalten.
Erika Gorenflo
Stellvertretende Vorsitzende vom RV Badenia Linkenheim

Trotz der zahlreichen Ausbesserungsarbeiten ist an einen Neubau laut Gorenflo nicht zu denken. Rund eine Million Euro würde dieser kosten. „Wir wollen die Bahn so lange wie möglich erhalten“, sagt sie. Schließlich nutzen neben dem RV Badenia auch Vereine wie der RSV Ellmendingen oder RSC Wörth die Bahn zum Training.

Vor allem für die sportliche Ausbildung ist das Bahntraining laut Nees wichtig. „Technische Fähigkeiten, aber auch ein runder Tritt werden geschult“, sagt er. Ebenso seien Wettkämpfe auf der Bahn eine Möglichkeit zum Vergleich. Am 30. Mai steigen in Linkenheim die baden-württembergischen Meisterschaften.

RV „Badenia“ Linkenheim
Erika Gorenflo, stellvertretende Vorsitzende beim RV Badenia Linkenheim, und Harald Nees kämpfen um den Erhalt der Radrennbahn. Foto: Stefan Meister

Nirgendwo in Deutschland ist die Dichte an Radrennbahnen so hoch wie in der Region. In Dudenhofen, Mannheim, Ludwigshafen und Oberhausen-Rheinhausen finden sich weitere Bahnen.

Anderswo haben solche Bahnen Seltenheitscharakter. Dann muss bereits an den Bodensee nach Singen gefahren werden. Das Angebot konzentriert sich vor allem in Nordrhein-Westfalen und Ostdeutschland. Immer mehr Bahnen wurden in den vergangenen Jahren stillgelegt, wie in Haßloch.

Radrennbahn in Oberhausen hat immer weniger Nutzer

Während die Bahn in Linkenheim für viele Vereine Trainingsstätte ist, hat die Nutzung der Bahn in Oberhausen in den vergangenen Jahren immer weiter abgenommen. Hauptsächlich wird sie von Sportlern des RSV Edelweiß Oberhausen genutzt. „Es wäre gut, wenn die Bahn auch von anderen Vereinen mehr benutzt werden würde“, sagt der RSV-Vorsitzende Michael Schulz.

Doch oftmals entscheiden sich die Vereine wegen der kürzeren Wege für Linkenheim oder Dudenhofen. Zwar ist an die Radrennbahn in Oberhausen noch das Landesleistungszentrum angeschlossen, doch die jährlichen Kaderlehrgänge auf der Bahn sind laut Schulz überschaubar.

Augenstein und Eberle haben in Linkenheim und Oberhausen trainiert

Wie Nees sieht auch Schulz einen großen sportlichen Wert in der Ausbildung auf der Bahn. Dies bestätigen Lana Eberle und Moritz Augenstein. Eberle fährt mittlerweile in der World Tour bei Ceratizit-WNT Pro Cycling und hat in ihrer Jugend große Teile ihres Trainings auf der Bahn in Oberhausen absolviert. „Es hat bei meiner technischen und taktischen Ausbildung geholfen“, sagt Eberle.

Der Dietlinger Moritz Augenstein (RSC Kempten) wurde im vergangenen Jahr dreifacher deutscher Meister auf der Bahn und sicherte sich auch den Titel bei der Derny-Meisterschaft.

„Vor allem das Training in den Gruppen hat mir auf den Bahnen in Linkenheim und Oberhausen früher viel gebracht“, sagt er. Vor der Derny-Meisterschaft bereitet er sich regelmäßig in Oberhausen auf der Bahn vor.

Bei der Sixdays-Night in Oberhausen waren die Derny-Rennen in den vergangenen Jahren immer der Höhepunkt.
Bei der Sixdays-Night in Oberhausen waren die Derny-Rennen in den vergangenen Jahren immer der Höhepunkt. Foto: Stefan Meister

Gebaut wurde die Bahn 1949 zunächst aus Teer und Schotter. 1959 wurde sie mit Beton umgebaut und zur Fertigstellung 1962 fanden zur Eröffnung die deutschen Meisterschaften statt. Ein Jahr später hat die Bahn eine Flutlichtanlage erhalten.

1985 bekam die Bahn einen neuen Belag. „Die Bahn ist in einem guten Zustand“, sagt Schulz. Rund 25 Personen kümmern sich das Jahr über um kleinere Arbeiten auf der Bahn. Dabei geht es um das Streichen von Linien und Ausbesserungen. Rund um die Bahn müssen auch die Sitzplätze gesäubert werden.

Deutsche Jugendmeisterschaften in Oberhausen

Bei größeren Umbauten müsste der Internationale Radsport-Verband (UCI) die Bahn abnehmen, um sicherzustellen, dass sie den Richtlinien entspricht. „Es ist schon ein großer Akt, die Bahn immer in Schuss zu halten“, sagt der Vorsitzende. Doch die Kosten seien im hohen dreistelligen oder niedrigen vierstelligen Bereich überschaubar.

Hilfreich ist laut Schulz, dass der Badische Radsport-Verband den Verein unterstützt und für einen Erhalt der Bahn kämpft. Auf rund 800.000 Euro schätzt Schulz die Summe für einen kompletten Umbau.

In den vergangenen Jahren sorgte die Sixdays-Night immer wieder für großen Zuspruch der Zuschauer. Welt- und Europameister wie Roger Kluge und Theo Reinhardt zogen im Sommer über 1.000 Zuschauer an. In diesem Jahr findet am 15. Juni ein Meeting statt. Am 14. Juli steigen die deutschen Meisterschaften der Jugend.

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