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Pflegeaktion in Stutensee

Zu viele Neubaugebiete: Zahl der Streuobstwiesen im Landkreis Karlsruhe geht dramatisch zurück

In der Region rund um Karlsruhe gibt es immer weniger Streuobstwiesen. Darunter leiden viele Tierarten. Ehrenamtliche wollen den ökologisch wichtigen Lebensraum retten.

Helga Terlinden-Steinig, Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe Stutensee, schneidet einen Obstbaum auf einer Streuobstwiese in Stutensee-Büchig zurück. 
Helga Terlinden-Steinig, Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe Stutensee, schneidet einen Obstbaum auf einer Streuobstwiese in Stutensee-Büchig zurück. Die Baumpflege ist auch für Tiere wichtig. Foto: Dominic Körner

Helga Terlinden-Steinig ist die Erste, die am Samstagvormittag an der Streuobstwiese bei Stutensee-Büchig eintrifft. „Die anderen kommen noch“, sagt sie. Gemeinsam mit weiteren Ehrenamtlichen kümmert sich die Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe Stutensee um die Pflege der Streuobstwiesen.

„Dabei handelt es sich um einen ökologisch wertvollen Lebensraum“, sagt Terlinden-Steinig. „Es gibt wahnsinnig viele Tiere, die hier zu Hause sind.“ Vögel, Schmetterlinge, Wildbienen und weitere Insekten seien auf Wiesen und Obstbäume angewiesen, um zu überleben.

Nach BUND-Angaben sind dort mehr als 5.000 Arten beheimatet. „Früher gab es in jeder Gemeinde Streuobstwiesen“, sagt Terlinden-Steinig. Mittlerweile ist ihre Zahl deutlich zurückgegangen.

BUND-Mitglieder pflegen Streuobstwiesen in Stutensee-Büchig

Die Entwicklung ist dramatisch: Laut Hans-Martin Flinsbach, dem Vorsitzenden der Streuobstinitiative im Stadt- und Landkreis Karlsruhe, ist ein Drittel der Bestände in den vergangenen 25 Jahren verloren gegangen. Ursachen seien der Siedlungs- und Straßenbau, aber auch mangelnde Pflege.

Dieser Aufgabe haben sich nicht nur die Mitglieder der Streuobstinitiative verschrieben, sondern auch die Ehrenamtlichen der BUND-Ortsgruppe Stutensee. Zweimal im Jahr – im Herbst und im Frühjahr – bringen sie die Streuobstwiesen auf Vordermann.

„Wir entfernen Sprösslinge an den Baumscheiben“, sagt Terlinden-Steinig. Am Fuß der Bäumchen machen sich andere Pflanzen wie die Brombeere breit, die mit den Obstbäumen um Wasser und Nährstoffe konkurrieren. Deshalb müssen sie weichen.

Rote Äpfel liegen auf einer Streuobstwiese.
Streuobstwiesen gelten als wertvoller Lebensraum für viele Tierarten. Im Landkreis Karlsruhe werden sie immer seltener. Foto: Irene Hohaus

Außerdem schneiden die Naturschützer die Äste der Bäume zurück. „Dadurch steigert sich der Ertrag“, erklärt Terlinden-Steinig. Und davon profitieren wiederum auch die Tiere.

Die Streuobstwiese im Büchiger Landschaftsschutzgebiet gehört der Stadt. Seit einiger Zeit vergibt sie Baumpatenschaften an Bürger. Deshalb trägt jedes Bäumchen ein kleines Schild mit einer Nummer. „Eigentlich sind die Paten für die Pflege verantwortlich“, sagt Terlinden-Steinig.

Naturschützer sehen Neubaugebiete im Raum Karlsruhe kritisch

Im Gegenzug erhalten sie das Obst, das an ihren Bäumen wächst. Um ideale Bedingungen auf den Streuobstwiesen sicherzustellen, helfen auch die BUND-Leute mit. Denn: Oft verwahrlosen die Grundstücke, wenn sie in Privatbesitz sind – oder die Bäume werden nicht richtig gepflegt.

Der Flächenverbrauch ist ein großes Problem.
Helga Terlinden-Steinig
BUND-Vorsitzende aus Stutensee

Dass in der Region immer weniger Wiesen zu sehen sind, bereitet Terlinden-Steinig Sorgen. Im Zentrum ihrer Kritik: die Neubaugebiete in vielen Kommunen. Der Konflikt zwischen Naturschutz und Wohnungsbau ist nicht neu, aber er spitzt sich immer weiter zu.

„Das ist ein großes Problem“, sagt Terlinden-Steinig. „Wir verbrauchen zu viel Fläche.“ Immerhin: Der Stadt Stutensee bescheinigt die Naturschützerin eine positive Entwicklung. „In den vergangenen Jahren wurde viel im Inneren der Orte nachverdichtet“, sagt sie.

Lücken innerhalb der bestehenden Wohngebiete füllen und mehr nach oben statt in die Fläche bauen – das ist für Terlinden-Steinig der richtige Weg. „Mit jedem Neubaugebiet verschwindet ein Stück Natur“, sagt sie. Auch deshalb ist es ihr wichtig, die Lebensräume zu erhalten, die es noch gibt.

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