Die Meistersause in der OHG-Sporthalle ist schon eine ganze Weile in vollem Gange gewesen und schon eine Menge Freibier war geflossen, da schoss Antonio Bonelli noch ein Bild fürs Geschichtsbuch der Baden Volleys des SSC Karlsruhe.
Top-Spieler Jens Sandmeier, Fabian Schmidt und Jonathan-Leo Finkbeiner posierten mit dem endlich in Karlsruhe angekommenen Pokal, Teamkollege Felix Roos warf von hinten noch ein bisschen aufgesammeltes Gold-Konfetti – fertig war das Meisterbild mit Abschiedsnote.
Mit der Titelkrönung verabschieden sich die Routiniers Schmidt (30) und Finkbeiner (32) in die Volleyball-Altersteilzeit. Wehmut aber kam am Samstagabend nach dem 3:0 (29:27, 25:20, 29:27) über die Blue Volleys Gotha im letzten Saisonheimspiel nicht auf. „Jetzt noch nicht“, wie Zuspieler Schmidt meinte.
Um genau 21.02 Uhr hatten Schmidt und seine Teamkollegen des Karlsruher Volleyball-Zweitligisten den Pott endlich hochrecken dürfen, nachdem sich die letzten Titelschritte in den vergangenen Wochen gezogen hatten wie Kaugummi.
„Das war ein bisschen nervig“, sagte Mittelblocker Finkbeiner mit Blick auf einen ohnehin dünnen Spielplan, Corona-Verlegungen und dem ersten, in Freiburg vergebenen Matchball.
Hammelburg nimmt bei Baden Volleys den Druck raus
Den zweiten verwandelte Konkurrent TV/DJK Hammelburg am Freitagabend mit seiner Niederlage gegen SV Schwaig. „Das hat den Druck etwas rausgenommen“, sagte Außenangreifer Lukas Jaeger.
Und nicht nur Kapitän Jens Sandmeier war darüber letztlich froh angesichts des großen Aufwands, den die vielen Helferinnen und Helfer für die Feierlichkeiten betrieben hatten. Das wäre dann doch ein herber Dämpfer gewesen, hätte die Party noch mal verschoben werden müssen.
Stopp mal, wir sind gerade Meister geworden.Lukas Jaeger, Volleys-Angreifer
Sandmeier war am Freitag Essen, als der Kellner plötzlich Sekt servierte – seine Freundin hatte nach dem Hammelburger 0:3 der Bedienung einen Wink gegeben. Jaeger war bei seiner alten WG eingeladen, musste die Runde dann kurz unterbrechen: „Stopp mal, wir sind gerade Meister geworden.“
Am Ende war das ja nur noch eine Frage der Zeit angesichts der dominant gespielten Runde der Karlsruher, die alle Mitfavoriten oft deutlich bezwangen und überhaupt in 24 Partien nur dreimal als Verlierer das Feld verließen.
Vierte Niederlage am grünen Tisch
Eine vierte kam am Sonntag hinzu: Im Einvernehmen mit den Youngstars Friedrichshafen wurde das bedeutungslose Nachholspiel abgesagt und für beide Teams mit 0:3 gewertet. „Das ist natürlich schlecht für die Statistik, aber das verkraften wir“, sagte Cheftrainer Bonelli mit breitem Grinsen. Gespielt wird dagegen noch das letzte Nachholspiel in Hammelburg nächstes Wochenende.
Gegen Gotha, das in der prall gefüllten OHG-Halle ein guter und würdiger Meister-Gegner war, boten die Volleys ihren Fans noch einmal beste Unterhaltung. Auch, „weil wir es ein bisschen spannend gemacht haben“, wie Jens Sandmeier fröhlich einräumte.
Jens Sandmeier als MVP-König
Als MVP-König (neunmal Gold, zweimal Silber) wurde der Ausnahmeangreifer noch zusätzlich geehrt, wie auch die zweite Mannschaft des SSC (Regionalliga-Meister und Drittliga-Aufsteiger) sowie die Frauen des SV K-Beiertheim, die in der Dritten Liga Meister geworden waren.
„Es fühlt sich mega an“, sagte Jaeger später, „ das hätte ich nie gedacht, als ich hier her kam aus der Verbandsliga, dann Drittliga-Meister wurde und jetzt Zweitliga-Meister“.
Kollege Felix Roos trug da gerade den Pokal spazieren, „schwerer als gedacht, aber ein geiles Teil“, wie der Universalangreifer urteilte. Einziger Kritikpunkt: Der Deckel vom Pott ist nicht abnehmbar, als meisterliches Trinkgefäß eignete sich die Trophäe nicht. Das linderte das „überragende Gefühl“ (Roos) freilich in keinster Weise.
Teammanager Alexander Burchartz bejubelte eine „hammergeile Saison“, musste aber noch einen dritten Spieler verabschieden: Julian Schupritt (22) muss seine Karriere verletzungsbedingt (Knie) beenden, für die Volleys ist das ein herber Verlust.
Da ist man schon stolz.Jonathan-Leon Finkbeiner, Baden Volleys
Zum Abschied stand auch Schupritt wie alle aus dem Kader gegen Gotha noch einmal auf dem Feld, das nach getaner Arbeit zur Party-Zone wurde. „Das ist der Lohn, das haben wir uns in den letzten drei Jahren erarbeitet und da ist man schon stolz“, bemerkte Finkbeiner mit Blick auf die zwei Vize-Meisterschaften in den Vorjahren.
„Ich hoffe nur, dass das nicht der Peak war“, sagt Jens Sandmeier. Bei der nächsten Feier soll schließlich möglichst der Aufstieg in die Erste Liga bejubelt werden können.