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125-Millionen-Euro-Projekt

Ab 2024 soll Gas fließen – Besuch auf der Baustelle der Gasverdichterstation in Rheinstetten

Im Wald an der Gemarkungsgrenze zwischen Rheinstetten und Ettlingen entsteht eine riesige Gasverdichterstation. Gasengpässe bereiten der Firma keine Sorgen.

Nimmt Formen an: Auf der Baustelle für die Gasverdichterstation am alten Schießplatz laufen die Arbeiten auf Hochtouren.
Rebecca Penno (links) und Susanne Kurschat von der Firma terranets bw besichtigen den Fortschritt auf der Baustelle. Foto: Julia Trauden

Die Sicherheit der Gasversorgung ist in aller Munde – im Wald an der Gemarkungsgrenze zwischen Rheinstetten und Ettlingen wächst ein Industriekomplex in die Höhe, der einen erheblichen Teil dazu beiträgt.

Durch die Gasverdichterstation der Firma terranets bw soll der Transport von Erdgas auf der rund 70 Kilometer langen Nordschwarzwaldleitung von Au am Rhein über Ettlingen und Pforzheim bis nach Leonberg beschleunigt werden.

Drei der vier Hallen für Gasverdichter stehen schon

Ende Oktober 2021 war Spatenstich, inzwischen hat der Komplex Formen angenommen.

Das Verwaltungsgebäude, in dem einmal vier Angestellte arbeiten werden, befindet sich gerade im Aufbau, für die Energiezentrale mit Trafos wurde das Fundament erstellt.

Drei der vier Hallen, in denen das Gas verdichtet werden soll, stehen schon. Kommende Woche soll der erste von vier Gasverdichtern geliefert werden, erläutert die kaufmännische Projektleiterin, Susanne Kurschat, bei einer Baustellenführung. Kurz vor Weihnachten soll der letzte kommen.

Baustellenbesuch: Susanne Kurschat und Rebecca Penno schauen sich die Hallen für die Gasverdichter von terranets bw an.
Baustellenbesuch: Susanne Kurschat und Rebecca Penno schauen sich die Hallen für die Gasverdichter von terranets bw an. Foto: Julia Trauden

In den Verdichtern wird das Gas zusammengepresst und damit der Druck in seinem Inneren erhöht. Mit höherem Arbeitsdruck wird das Gas anschließend wieder in die Hauptleitung zurückgeführt.

Drei der vier Verdichter werden mit Gasturbinen angetrieben, einer mit elektrischer Energie, erklärt Kurschat.

Der Vorteil des strombetriebenen Verdichters liege darin, dass er schneller „hochgefahren“ werden kann als die gasbetriebenen.

Dies ist wichtig vor dem Hintergrund, dass die Verdichterstation nicht das ganze Jahr über gebraucht wird, sondern voraussichtlich nur im Winter, wenn der Gasbedarf hoch ist und die Leitungen Höchstleistungen erbringen müssen.

So sieht eine Gasverdichter aus. Vier solche Kompressoren werden in der Station im Rheinstettener Wald ihren Platz finden.
So sieht eine Gasverdichter aus. Vier solche Kompressoren werden in der Station im Rheinstettener Wald ihren Platz finden. Foto: terranets bw

Von 500 bis 2.000 Betriebsstunden im Jahr geht man laut Projektleiterin Kurschat aus, das sind maximal 83 volle Tage.

Die Verdichterstation kommt zum Einsatz, wenn es im 2.700 Kilometer langen Verteilernetz von terranets zu einem Druckabfall kommt.

Beobachtet und gesteuert wird das von der Zentrale in Stuttgart, zur Not könnten die Verdichter aber auch direkt vor Ort angeworfen werden, sagt Kurschat.

Bei Bauentschluss ging man von steigendem Gasbedarf aus

Begründet wurde der Bau der Verdichterstation mit einem prognostizierten Anstieg der Nachfrage nach Erdgas.

Muss man diese Prognose mit Blick auf den Ukraine-Krieg und die geringere aus Russland gelieferten Gasmenge anpassen?

Laut Rebecca Penno, zuständig für die Unternehmenskommunikation bei terranets bw, gibt es aktuell bei den rund 60 Verteilernetzbetreibern, die die Firma in Baden-Württemberg und Hessen zu ihren Kunden zählt, noch keine Änderung, was den Bedarf betrifft. Das habe die letzte Abfrage im August ergeben.

Für den Winter, in dem der Gasbedarf fünfmal so hoch sei wie im Sommer, sieht Penno noch „viele Unbekannte in der Gleichung“.

Bundesweites Gastransportnetz ist 40.000 Kilometer lang

So müsse sich etwa zeigen, wie kalt es wird und wie sich der Verbrauch entwickelt – erste Firmen wie zum Beispiel das Ytong-Werk der Xella-Gruppe in Malsch sind bereits von Gas auf Öl umgestiegen, und auch der eine oder andere private Verbraucher dürfte sich überlegen, wie er Energie einsparen kann.

Im Sommer zumindest sei der Gasfluss in Baden-Württemberg nicht beeinträchtigt gewesen. Trotz der gedrosselten Zufuhr von russischem Erdgas durch Nord Stream 1.

Das bundesweit rund 40.000 Kilometer umfassenden Gastransportnetz sei auch an Flüssiggasterminals angeschlossen, viel Gas werde aus Westeuropa und Norddeutschland bezogen.

Nach Angaben des Umweltministeriums in Stuttgart wird Baden-Württemberg aus drei Richtungen mit Gas versorgt: zu etwa 40 Prozent aus dem Westen, zu 50 Prozent über den Norden und zu zehn Prozent aus dem Osten.

Langfristig denkt terranets aber ohnehin schon nicht mehr nur an Gas: Ab 2030 soll der erste Wasserstoff durch die Leitungen fließen.

Ursprünglich habe man als Starttermin mal 2035 angepeilt, erklärt Penno. Angesichts der aktuellen Lage sei das Datum aber vorgezogen worden.

Luftaufnahme von der Baustelle Gasverdichterstation
Diese Luftaufnahme von Ende August 2022 zeigt die Baustelle: Unten rechts stehen die Gasverdichterhallen, darüber das Verwaltungsgebäude, links oben entsteht die Energiezentrale, von der noch nur das Fundament zu sehen ist. Foto: terranets bw

Im Dezember sollen die Rohrleitungen auf der Baustelle verlegt werden, blickt Kurschat voraus. Im April 2023 soll der Anschluss an die Hauptleitung erfolgen.

Im Dezember 2023 können die Turbinen dann voraussichtlich in den Testbetrieb gehen, im Sommer 2024 soll die Inbetriebnahme gefeiert werden. Bei den Kosten bewegt man sich laut Kurschat im Budget von 125 Millionen Euro.

Service

Beim Tag der offenen Baustelle am Samstag informieren Experten vor Ort von 13 bis 16 Uhr über den Bau und die Funktion der Gasverdichterstation. Die Veranstaltung ist kostenlos. Adresse: Am alten Schießplatz 11, Rheinstetten.

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