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Radsport

Mit welchen Zielen zwei Fahrerinnen vom Team Baden Forchheim bei der Gravel-Weltmeisterschaft starten

Der Gravel-Sport hat zuletzt enorm an Bedeutung gewonnen. Tanja Nitschke und Janine Schneider starten bei der Weltmeisterschaft in Italien. Warum Schneider die WM fast verpasst hätte und was die Ziele der beiden Radsportlerinnen sind.

Janine Schneider im Trikot des Teams Baden Forchheim bei einem Straßenrennen.
Janine Schneider im Trikot des Teams Baden Forchheim bei einem Straßenrennen. Foto: Damian Bradley

Für Janine Schneider ging es dann doch recht schnell. Fast in letzter Sekunde hat sich die Fahrerin des Teams Baden Forchheim für den Start bei der Gravel-Weltmeisterschaft in Italien am 7. Oktober entschieden.

Vor rund fünf Wochen ist Radsportlerin in der Toskana schwer gestürzt und hat sich mehrere Rippenbrüche und eine Verletzung an der Hand zugezogen. Obwohl die Ärzte während der Reha nicht daran glaubten, dass die 28-Jährige starten kann, hat sie ihr Ziel nie aus den Augen verloren.

Letztlich sei es aber eine gemeinsame Entscheidung von Ärzten, Physiotherapeuten, Arbeitgeber und ihr gewesen, in Italien zu starten.

„Ich habe mich Zuhause auf der Rolle vorbereitet“, sagt Schneider. Wo sie nun aber sportlich stehe, sei schwer abzuschätzen. Deshalb nennt sie keine Zielsetzung. 140 Kilometer und rund 1.700 Höhenmeter warten auf sie zwischen Treviso und Pieve di Soligo.

Schneider stand bei ihrem ersten Gravel-Rennen direkt auf dem Podest

Die 28-Jährige kam erst im vergangenen Jahr zum Fahren im Gelände. Bei ihrem ersten Rennen im belgischen Houffalize kam sie dann als Dritte direkt auf das Podium und qualifizierte sich für die WM, bei der sie am Ende Rang 17 im Elite-Rennen belegte.

Große Einsätze sind für Schneider aber nichts Neues. Sie stammt aus dem Mountainbike-Sport und hatte dort zahlreiche Einsätze bei internationalen Rennen für die Nationalmannschaft.

Nachdem es für Schneider im vergangenen Jahr sportlich nicht wie erhofft gelaufen war, kam sie durch Amelie Zimmermann zum Gravel. Aufgrund der langen Strecken kann sie ihre Stärken vom Mountainbike ausspielen.

„Ich kann mir durch Gravel neue Ziele setzen“, sagt sie. Dabei erinnere sie die Stimmung bei den Gravel-Rennen an Cyclocross-Veranstaltungen in den Niederlanden oder Belgien, wo der Radsport eine andere Rolle spielt als in Deutschland.

Gravel-Sport gewinnt an Bedeutung

Beim Gravel wird über wechselhaftes Terrain gefahren. Oftmals sind es Schotterpisten. Die Fahrräder ähneln zwar Rennrädern, sind aber durch die Geometrie des Rahmens und die breiteren Reifen deutlich vielseitiger. Die Wurzeln des Sports liegen in den USA. 2022 wurde erstmals eine offizielle Gravel-WM ausgetragen.

Bei Gravel-Rennen geht es über Schotter und Stein. Neben technischen Fähigkeiten, ist bei den langen Distanzen die Ausdauer gefragt.
Bei Gravel-Rennen geht es über Schotter und Stein. Neben technischen Fähigkeiten, ist bei den langen Distanzen die Ausdauer gefragt. Foto: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Matthiesen

Seither hat der Sport an Beliebtheit deutlich gewonnen. Was zunächst von der Amateurszene ausging, hat längst den Profibereich erreicht. Bekannte Radsportler wie Wout van Aert oder Mathieu van der Poel haben den Sport für sich entdeckt. Auch bei den Frauen sind Spitzenathletinnen am Start.

„Dies gibt dem Sport etwas zurück“, sagt Schneider. Sie sieht in der Professionalisierung einen positiven Aspekt für den Sport.

Nitschke startet in ihrer Altersklasse bei der Gravel-WM

„Ich finde die Entwicklung gut“, sagt Tanja Nitschke. Zwar werden sich so die Startfelder schneller auseinanderziehen, doch für die Entwicklung sei es wichtig. Nitschke wird als zweite Starterin des Teams Baden Forchheim an den Start gehen.

Etwas aufgeregt wirkt sie schon, wenn sie das Trikot der deutschen Nationalmannschaft über sich streifen und Radsport-Deutschland bei der Gravel-WM vertreten wird. „Es ist etwas ganz Besonderes“, sagt Nitschke.

Ganz neu ist das Gefühl aber nicht für die 48-jährige Radsportlerin. Im vergangenen Jahr war sie bereits bei der WM in ihrer Altersklasse 45 bis 49 dabei. „Ich habe noch eine Rechnung offen“, sagt sie. Lange war sie in einer guten Gruppe, bis es dann zu einem Sturz mit einer anderen Fahrerin kam. 

Tanja Nitschke nach einem Gravel-Rennen.
Tanja Nitschke nach einem Gravel-Rennen. Foto: Tanja Nitschke

Am Ende stand Rang 13. „Es wäre schon mehr möglich gewesen“, sagt Nitschke. Für dieses Jahr strebt sie einen Platz unter den ersten zehn an. Allerdings müsse sie schauen, wie stark die Konkurrenz sei. 

Zwar fährt Nitschke schon über 20 Jahre Rad, doch lange Zeit spielte die Karlsruherin Handball in der Badenliga. Seit 2018 ist sie für das Team Baden Forchheim unterwegs. Schnell hat es ihr der Gravelsport angetan. „Die Strecken sind deutlich abwechslungsreicher“, sagt sie. Während bei Straßenrennen oftmals die gleiche Runde mehrfach gefahren wird, seien Gravel-Rennen facettenreicher. 

Forchheimerinnen vom Verband enttäuscht

Etwas enttäuscht zeigen sie beide über das Verhalten des Verbands. Während andere Nationen von Kopf bis Fuß mit Kleidung ausgestattet werden, müssen die deutschen Starter die Trikots und Hosen selbst bezahlen.

Auch für die Unterkunft gibt es keine finanzielle Unterstützung. „Ich finde es schon schade, wie der Sport behandelt wird“, sagt Nitschke. Tatsächlich gibt es auf der Seite des Bundes Deutscher Radfahrer keine Kategorie zum Gravel.

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