Bald nach dem Viertelfinale hatte Marvin Güngör das quirlige Doha und damit auch seinen Job bei der Fußball-WM hinter sich gelassen. Krank war er geworden, früher abgereist und deshalb zum Auskurieren schon wieder in Deutschland gelandet. „Natürlich hat es gekitzelt. Als es mir besserging, dachte ich: Wahrscheinlich werde ich es irgendwann bereuen, wenn ich nicht wieder hinfliege“, erzählt der Karlsruher.
Karlsruher Fotograf spricht bei Foto von Lionel Messi von „optimalem, fast symmetrischem Aufbau“
Genau das tat der 28-Jährige dann auch am Tag vor dem Finale, weshalb er nach dem Triumph von Lionel Messi mit Argentinien genau dort stehen und seinen Auslöser rattern lassen konnte, wo sich die von ihm festgehaltene, nun preisgekrönte Szene abspielte, von der er 180 Auslösungen habe.
„Aber diese eine hat als einzige einen optimalen, fast symmetrischen Aufbau. Der strahlende Messi mit dem Pokal genau in der Mitte, die zwei oben auf dem Tor, die jubelnde Menge ohne optische ‚Störfaktoren‘“, erklärt Güngör.
Güngörs Glücksschuss, der an Diego Maradonas Jubelpose nach dem WM-Finale von 1986 im Atztekenstadion von Mexiko-City erinnerte, überzeugte die Jury beim Berufswettbewerb „Sportfoto des Jahres“ von „kicker“ und Verband Deutscher Sportjournalisten. Güngör gewann den renommierten Preis.
Erste Erfahrungen auf Amateursportplätzen und beim KSC
Seine ersten Erfahrungen als Fotograf sammelte der in Karlsruhe aufgewachsene und seit 2013 in Hannover lebende Fotojournalist beim KSC und auf den Amateursportplätzen der Region, wo er für die BNN im Auftrag der Sportfotoagentur GES (Dettenheim) unterwegs war.
Sein „erstes Mal“, daran erinnert sich Güngör, hatte er bei einem Testspiel des KSC in der Wintervorbereitung gegen den VfR Aalen. „Danach bin ich mit meinem Rad bei Wind und Wetter zu diversen lokalen Terminen gefahren und hab dort Erfahrung gesammelt. Bis heute habe ich drei Weltmeisterschaften, zwei EMs, olympische Spiele und generell Sport im In- und Ausland dokumentieren können.“
Marvin Güngör reiste auch mit Angela Merkel nach China
2013 verließ er seine Heimatstadt wegen des Fotojournalismus-Studiums und zog nach Hannover, wo er vor drei Jahren den Bachelor machte.
Ausflüge in die Welt der Politik sind Güngor nicht fremd, so begleitete er als Fotograf des Bundespresseamts 2015/2016 Angela Merkel und Joachim Gauck auf Auslandsreisen nach China und zum Papst.
