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BMN Records

Beatwerkstatt im Keller: Zwei Brettener wollen mit Hip-Hop-Label den Nachwuchs fördern

Mit ihrem Label BMN Records machen zwei Brettener Rapper ihr eigenes Ding. Sie wollen anderen Künstlern eine Plattform bieten und einen Traum verwirklichen: Von der Musik leben zu können.

Daniel Neumann alias Raskaz, Filmproduzent Jens-Uwe Otte und Sinan Crank (von links) posieren im Studio von BMN-Records am Brettener Bahnhof.
Daniel Neumann alias Raskaz, Filmproduzent Jens-Uwe Otte und Sinan Sezer alias Sinan Crank (von links) posieren im Studio von BMN-Records am Brettener Bahnhof. Foto: Julia Trauden

Daniel Neumann wartet im Trainingsanzug in der klirrenden Januarkälte vor dem Gebäude am Brettener Bahnhof. „Wir haben noch keine Klingel“, hat er schon vorab erklärt, deswegen fängt er den Besuch von der Zeitung gleich an der Eingangtür ab.

Über eine Treppe geht es runter in den Keller. Teelichter am Treppengeländer und an der Wand säumen den Weg ins Musikstudio. Es ist kalt in dem Flur, fast so kalt wie draußen an diesem Abend.

Über eine schwere Metalltür geht es am Ende des Gangs ins Studio von BMN-Records, dem Hip-Hop-Label, das Daniel Neumann (22) und sein Kollege Sinan Sezer (29) gemeinsam gegründet haben.

Studio in Bretten ist Beatwerkstatt mit Do-it-yourself-Charakter

Der 35 Quadratmeter große Raum hat noch viel Do-it-yourself-Charakter. An einem Ende stehen Sofa, Sessel und ein Couchtisch, am anderen Lautsprecherboxen, ein Keyboard und ein großer Laptop. Daneben die Booth (Akustikkabine): ein Mikrofon an der Wand, umrahmt von zwei mobilen Stellwänden.

Strom ist zwar da, aber keine Heizung. Damit es trotzdem einigermaßen erträglich ist, haben Neumann und Sezer vor dem Interviewtermin eine Stunde lang mit zwei elektrischen Heizkörpern „vorgewärmt“.

Es ist noch nicht alles perfekt, das wissen die beiden Brettener. Einige Hardware werden sie sich noch beschaffen. Möglicherweise könnte auch der Nebenraum für die Aufnahmen am Mikrofon verwendet werden, erklärt Neumann. Das wäre noch besser für die Akustik.

Technik ist im Brettener Studio von BMN Records auf aktuellstem Stand

Auch wenn alles nicht nach Hochglanz aussieht: „Es wird hier auf einem hohen Level produziert“, betont Jens-Uwe Otte, der die beiden Jungs als Videoproduzent unterstützt. Die Technik sei auf dem aktuellsten Stand.

In der Szene ist es ganz schwierig, Fuß zu fassen.
Jens-Uwe Otte
Videoproduzent

Otte kennt sich aus in der Musikbranche, dreht Videos mit Musikern aller möglichen Genres. Er weiß, wie schwer es für Nachwuchskünstler ist, ihre Musik unter die Leute zu bekommen – geschweige denn einen Plattenvertrag zu ergattern. „In der Szene ist es ganz schwierig, Fuß zu fassen.“

Große Musiklabels diktierten Bedingungen, die schwer einzuhalten seien, berichtet auch Sezer. Mit einem kleineren, unabhängigen Label haben er und Daniel Neumann ebenfalls schlechte Erfahrungen gesammelt.

Acht Musiker haben in Bretten schon ihre Tracks aufgenommen

Deshalb und um andere Hip-Hop-Künstler aus der Region zu unterstützen, machen sie jetzt ihr eigenes Ding. „Ich mache die Beats, Daniel mixt und mastert das Ganze“, erzählt Sezer.

Wir wollen auch der Jugend helfen.
Daniel Neumann
Rapper und Labelgründer

Acht Musiker waren laut Daniel Neumann schon im Kellerstudio, um Songs aufzunehmen. Sie kamen aus Pforzheim, Bad Liebenzell und Bretten.

Bei den Aufnahmen wollen es die beiden Labelgründer nicht belassen. „Wir wollen auch der Jugend helfen“, sagt Neumann. „Die Leute von der Straße holen.“ Jugendliche sollen in das Musikstudio hereinschauen und sich ausprobieren können.

Neumann möchte Hip-Hop auch an Schulen bringen. Um anderen Kindern ein Erlebnis zu ermöglichen, wie er es hatte. Als Achtklässler nahm der Brettener an einem Hip-Hop-Workshop am Melanchthon-Gymnasium teil. „Wir konnten Musik aufnehmen, später hatten wir einen Auftritt.“

So sei er überhaupt auf die Idee gekommen, selber Musik zu machen und nicht nur zu hören, sagt der 22-Jährige, der im Hauptberuf im Garten- und Landschaftsbau arbeitet. Musik habe ihn schon immer begleitet. „Meine Tante spielt Klavier, mein Onkel Gitarre.“

Haftbefehl, Kool Savas und Bushido sind Einflüsse für Brettener Rapper

Die Familie stammt aus Kasachstan, auf Feiern liefen russische Volkslieder. Neumann hörte russischen Rap, später auch Deutschrap. Das erste Album des Rappers Haftbefehl, 2010 veröffentlicht, „hat mich gecatcht“, erzählt er. „Ich habe mich sofort verstanden gefühlt.“

Auch Sinan Sezer zählt Haftbefehl zu seinen Lieblingskünstlern, daneben Einflüsse von Kool Savas, Bushido und Azad. Der 29-Jährige rappt nicht nur, sondern spielt auch Klavier und lernt gerade Gitarre.

Unter den Künstlernamen Sinan Crank und Raskaz haben Sezer und Neumann einige Songs aufgenommen und Musikvideos veröffentlicht. Den beiden ist es als Musiker wichtig, „real zu bleiben, einfach bodenständig“. Mit Texten, die auch Negatives benennen. „Denn das Leben ist ja nicht perfekt“, sagt Sezer.

Das weiß er aus eigener Erfahrung. Als Kind ist Sezer oft umgezogen, besuchte verschiedene Schulen, zuletzt die Hebelschule in Bretten. Nach dem Hauptschulabschluss machte er Praktika, nahm ein paar Anläufe für eine Ausbildung, aber nichts wollte so richtig passen.

Am liebsten, sagt er, würde er sein Geld nur mit Musik verdienen. „Das ist mein Leben.“

Neuauflage der Hip-Hop-Connection ist geplant

Mit BMN-Records wolle man Hip-Hop-Fans auch die Chance bieten, Musik abseits des Mainstreams aufzunehmen, betont Neumann.

Dass die Szene in der Region lebendig sei, habe die Erstauflage der Hip-Hop-Connection im Winter in Dürrenbüchig gezeigt, bei der Rapper und Breakdancer sich auf der Bühne zeigen konnten.

Eine Neuauflage sei geplant, das Interesse daran groß, so Neumann. „Wir möchten es aufbauen, es groß machen.“

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