Skip to main content

500 Gäste in der Stadtparkhalle

Beim Neujahrsempfang blickt Brettens OB Wolff auf aktuelle und künftige Herausforderungen – und übt auch Kritik

In der Stadtparkhalle rückt Brettens Oberbürgermeister Martin Wolff die anstehenden Aufgaben in den Mittelpunkt und wirft einen Blick in die Zukunft. Vor allem auf die Gartenschau im Jahr 2031 freut sich der scheidende Rathauschef.

Musikverein Bauerbach beim Brettener Neujahrsempfang.
Für den passenden musikalischen Rahmen des Brettener Neujahrsempfangs sorgte diesmal der Musikverein Bauerbach unter der Leitung von Alexander Knam (stehend rechts). Foto: Michael Fritz

Am Ende seiner rund 50-minütigen Neujahrsansprache ließ Oberbürgermeister Martin Wolff (Freie Wähler) eine kleine kommunalpolitische Bombe platzen.

Er werde zum 30. September dieses Jahres sein Amt als Oberbürgermeister vorzeitig niederlegen und nach mehr als 50 Dienstjahren in den Ruhestand treten, verkündete Wolff, der am Tag zuvor im Rahmen der Haushaltsklausur auch den Gemeinderat über diesen Schritt informiert hatte.

Die Ruhe, die ohnehin während seiner Rede herrschte, verwandelte sich schlagartig in absolute Stille. Obwohl ihm sein Amt noch immer viel Freude bereite, wolle er mehr Zeit für seine Familie, für Reisen mit seiner Frau und für seine vier kleinen Enkel haben, so die Begründung des Rathauschefs.

Wittenbergs OB Zugehör richtet emotionale Worte an Brettens OB Wolff

Auf diesen Paukenschlag trat Torsten Zugehör, Oberbürgermeister der Partnerstadt Wittenberg, für ein Grußwort ans Rednerpult. In einigen nachdenklichen Sätzen ging Zugehör auf die Entscheidung „seines Freundes Martin“ ein und erinnerte an die Last des Amtes, die jedem Stadtoberhaupt gleichsam symbolisch „mit der Amtskette um den Hals“ hinge.

Mit der ehrlichen Beschreibung der „Einsamkeit an der Verwaltungsspitze“ sprach Zugehör sicherlich auch vielen der anwesenden Amtskollegen aus der Seele. Indem er sich selbst scherzhaft für eine mögliche Kandidatur in Bretten ins Spiel brachte, schaffte es Zugehör jedoch, dass in der Stadtparkhalle wieder durchaus heitere Stimmung herrschte.

Zum Schluss rief er Oberbürgermeister Wolff noch zu, dass er ab sofort dem Qualitätsmerkmal der Politik, eine „lame duck“, also eine lahme Ente zu sein, nicht entkommen werde.

Mit diesem Wissen bekam der Eingangssatz von Wolff zu seiner Neujahrsansprache, „Wir rocken das Jahr 2024“, den er in seiner Rede sogar noch einmal wiederholte, einen ganz anderen Klang, reicht sein Entscheidungshorizont doch nur noch für neun Monate. Wolff erinnerte, dass der letzte Neujahrsempfang in diesem Format immerhin schon vier Jahre zurückliege, und dass Corona nicht die einzige Herausforderung gewesen sei, die es seitdem zu bestehen galt.

Auch bei der aktuellen „Gleichzeitigkeit der Krisen“ mit Inflation, gestiegenen Energiepreisen, Flüchtlingssituation, hohen Zinsen, Einbruch privater Bautätigkeiten und dem allgemeinen Fachkräftemangel, gelte es „den Mut nicht zu verlieren“ und „gemeinsam die Ärmel hochzukrempeln“, denn, „zum Optimismus gibt es keine Alternative“.

Wolff dankte an verschiedenen Stellen den vielen ehrenamtlich Engagierten, der Polizei und Feuerwehr, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seiner Verwaltung und namentlich seinem Stellvertreter, Bürgermeister Michael Nöltner.

Zweimal übte Wolff aber auch Kritik. Einmal an der „Vollkasko-Mentalität“, die allzu oft nach staatlichem Eingreifen rufen lasse. Hier forderte Wolff wieder deutlich mehr Eigenverantwortung ein.

Außerdem kritisierte das Stadtoberhaupt, dass sich „manche offenbar daran ergötzen, unsere Stadt schlecht zu reden oder zu schreiben.“ Solange es keine anderen Probleme gebe, als die Anzahl der Glühweinstände auf dem Weihnachtsmarkt oder die Platzierung eines Wartehäuschens an einer Bushaltestelle, könne er „insgesamt doch dankbar und zufrieden sein“.

Stadtentwicklungskonzept „Zukunft: Bretten!“ soll wieder aufgegriffen werden

Beim Blick nach vorn, der für den amtierenden Oberbürgermeister aufgrund eigener Entscheidung nun bis September begrenzt ist, freute sich Wolff auf die Gartenschau 2031. Dies sei mehr als das bloße Vergnügen, für einen schönen Sommer viel Geld zu verbrauchen, sondern im Gegenteil „eine Riesenchance, mit guten Fördermöglichkeiten das zu tun, was ohnehin geboten ist.“

Um die Bürger hierbei zu beteiligen, werde das Stadtentwicklungskonzept „Zukunft: Bretten!“ wieder aufgegriffen.

Für das Gesundheitszentrum auf der Sporgasse verkündete Wolff die Ansiedlung zweier Gemeinschaftspraxen für Allgemeinmedizin mit neuen Ärzten und nannte die hierzu getroffenen Entscheidungen „goldrichtig“.

Mit dem Umbau der Pforzheimer Straße und der Weißhoferstraße werde „ein ansehnlicher Straßenraum für alle Verkehrsarten“ und ein „attraktives Stadtzentrum“ geschaffen. Weiterhin sprach sich Wolff für die Umgehungsstraße aus, bei der es auch „um die Lebensqualität in der Stadt“ gehe.

Der Neujahrsempfang in der mit rund 500 Personen voll besetzten Stadtparkhalle wurde vom Musikverein Bauerbach unter der Leitung von Alexander Knam musikalisch umrahmt. Wie üblich überbrachten die Sternsinger ihre Botschaft und sammelten für die diesjährige Aktion. Zum Abschluss brachten Thomas Rothfuß und Stefan Wukowitsch als Überraschungsgäste mit „Bretten, meine Stadt“ eine musikalische Hommage an ihre Heimatstadt zu Gehör.

nach oben Zurück zum Seitenanfang