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Wettlauf um das Bürgermeisteramt

Kandidatenvorstellung in Kürnbach: Aus der One-Man-Show wird ein Duell

Bei der zweiten Bürgermeisterkandidaten-Vorstellung war Herausforderer Moritz Baumann nicht mehr gänzlich zum Schweigen verdammt. Es gab Applaus und Kritik.

Moritz Baumann und Armin Ebhart sitzen an einem Tisch vor ihren Mikrofonen bei der Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten in Kürnbach.
Hat seine Stimme wiedergefunden: Moritz Baumann (links) konnte bei der zweiten Vorstellungsrunde der Bürgermeisterkandidaten in Kürnbach zumindest bei der Fragerunde mitmachen. Neben ihm sitzt sein Mitbewerber und Amtsinhaber Armin Ebhart. Foto: Julia Trauden

Man konnte die Stimmungsveränderung in Moritz Baumanns Gesicht deutlich ablesen. Wirkte der 24-jährige Herausforderer von Bürgermeister Armin Ebhart (45) zu Beginn der Kandidatenvorstellung in der Kürnbacher TSV-Halle noch ziemlich zerknirscht und bedrückt, so hatte sich seine Miene gegen Ende deutlich aufgehellt.

Bei der ersten Vorstellungsrunde der beiden parteilosen Bürgermeisterkandidaten vergangenen Donnerstag war Baumann wegen einer Kehlkopf- und Stimmbänderentzündung noch gezwungen gewesen, stumm zuzuschauen. Diesmal verzichtete er zwar wieder auf eine Vorstellungsrede, konnte sich aber immerhin an der Fragerunde der Bürgerinnen und Bürger beteiligen.

In wenigen Sätzen und mit sehr heiserer Stimme zwar. Aber das, was er sagte, schien bei den knapp 200 Zuhörern anzukommen. Darauf deuteten zumindest der Applaus und die Lacher hin, die er erntete.

Klaffen bei der Musikakademie Kürnbach Wunsch und Wirklichkeit auseinander?

Die Fragen der Bürger befassten sich unter anderem mit der Energiewende – kommen öffentliche E-Ladesäulen und ein Solarpark nach Kürnbach? –, mit dem schlechten Zustand der Straßen an den Ortseingängen, Formen der Bürgerbeteiligung und mit konkreten Bauprojekten wie der ehemaligen Musikakademie, in der Wohnraum entstehen soll.

„Kann das sein, dass da Wunsch und Wirklichkeit weit auseinanderliegen?“, wollte eine Bürgerin etwa von Armin Ebhart zur Musikakademie wissen. Könne die Gemeinde verhindern, dass der Investor, den sie ins Boot geholt hat, das Gebäude am Ende verfallen lässt oder nicht das umsetzt, was vereinbart wurde?

Die Investoren bekämen eine halbe Million Euro Fördergelder dafür, „dass sie was machen“, betonte Ebhart. Der Bebauungsplan stehe, der Bauantrag fehle noch. Er habe aber gesagt bekommen, dass letzterer noch dieses Jahr komme, so der Schultes weiter.

Gemeinderat kritisiert Informationspolitik

Wie bei der ersten Vorstellungsrunde wurden auch kritische Töne laut. Ob er über die „umfangreichen Gastgeschenke“ beim Partnerschaftsjubiläum mit Ziersdorf ohne den Gemeinderat entschieden habe und wie er so etwas künftig handhaben werde, wollten zwei Bürgerinnen direkt von Ebhart wissen.

Die Kosten für die Geschenke seien im Rahmen gewesen, „und die werden auch künftig im Rahmen sein“, betonte Ebhart. Zu besonderen Ereignissen müsse man auch was bieten. Über die Gastgeschenke habe er im erwähnten Fall alleine entschieden, aber das sei immer individuell.

Gemeinderat Günter Simmel (FWV) monierte eine mangelnde Information des Gemeinderats durch den Bürgermeister und nannte als Beispiel etwa den defekten Gabler-Brunnen. „Seit dem Straßenfest ist der stillgelegt. Was ist da los?“ Er habe sogar seine Hilfe bei der Reparatur angeboten.

Ursprünglich habe man gedacht, dass nur ein Teil des Brunnens kaputt sei. Nun habe sich herausgestellt, dass er komplett irreparabel sei, räumte Ebhart ein. „Das ist wieder ein Punkt, dass wir eben nicht informiert sind“, kritisierte Simmel.

Ist Baumann zu jung für das Amt?

Von Baumann wollte ein Bürger indes wissen, was er gedenke besser zu machen als der jetzige Bürgermeister. „Es geht nicht darum, was der eine besser macht als der andere“, erwiderte Baumann. „Sondern um meine Konzepte und Ideen. Wenn Sie davon überzeugt sind, wählen sie mich.“

Die Unterschiede waren für mich deutlich erkennbar.
Eva Büchele
Besucherin der Kandidatenvorstellung

Ob er sich in seinem jungen Alter bereit fühle für das Bürgermeisteramt, wollte jemand anderes von Baumann wissen. „Ich sehe mein Alter nicht als Hemmschuh oder Schwäche“, so Baumann.

Er stehe für eine „Kombination aus jugendlicher Energie und Fachkompetenz“, die er sich an seinen bisherigen beruflichen Stationen zugelegt habe. Er wisse aber auch, „dass jede Fachkompetenz ohne Sozialkompetenz nichts wert ist“. Lauter Applaus aus dem Publikum.

Zuhörer sind zufrieden – mancher sieht einen „Rachefeldzug“

Wie bewerteten die Zuhörer die Veranstaltung? Eva Büchele war im Nachhinein froh, dass sie sich spontan gegen einen Besuch der ersten Kandidatenvorstellung entschieden hatte und dadurch nun die Gelegenheit bekam, beide Kandidaten zu hören.

„Die Unterschiede waren für mich deutlich erkennbar“, sagte sie. Baumann habe Fragen persönlicher beantwortet, Ebhart eher sachlich-rational.

Ich empfinde es als Rachefeldzug.
Ein Besucher der Veranstaltung

Guido Mohr erklärte, ihm habe die Veranstaltung bei der Entscheidungsbildung geholfen. Baumann habe in der Fragerunde sympathisch und souverän gewirkt.

Ein anderer Besucher, der seinen Namen nicht nennen wollte, war dagegen unzufrieden mit der Veranstaltung. „Ich empfinde es als persönlichen Rachefeldzug einzelner“, meinte er.

Wahlausschussvorsitzende: Terminverschiebung wäre nicht möglich gewesen

Auch nach der ersten Vorstellungsrunde am Donnerstag war Kritik laut geworden. Warum die Gemeinde den Termin nicht verschoben habe, wenn nur einer der beiden Kandidaten sprechen kann.

Die Vorsitzende des Gemeindewahlausschusses, Tatjana Mohr, erklärte am Montagabend, dass eine Änderung der durch den Gemeindewahlausschuss festgelegten Regularien rechtlich nicht möglich gewesen wäre.

Weder eine Terminverschiebung noch ein dritter Vorstellungstermin. Es sei nicht einmal möglich, dass jemand Baumanns Rede vorlese oder er diese in ausgedruckter Form vor der Veranstaltung verteile, so Mohr. „Wir haben uns mit der Rechtsaufsicht abgesprochen.“ Eine Verschiebung der Wahl am 3. März sei auch keine Option gewesen.

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