Skip to main content

Kriminaltechnische Untersuchung

Vermeintliche Schüsse auf Säugling in Sulzfeld: Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung

Im Fall der vermeintlichen Schüsse auf einen Säugling in Sulzfeld hat die Kriminalpolizei die Ermittlungen übernommen. In der Kraichgau-Ortschaft herrscht indes Bestürzung, Bürgermeisterin Sarina Pfründer spricht von einer „sehr dramatischen Sache“.

Polizeiauto mit Blaulicht.
Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zu den vermeintlichen Schüssen auf einen Säugling in Sulzfeld aufgenommen. Sie geht nun von fahrlässiger Körperverletzung aus. Foto: Carsten Rehder/dpa

Im Fall der vermeintlichen Schüsse auf einen Säugling in Sulzfeld am vergangenen Samstagabend (1. Juli) hat das Kriminalkommissariat Bruchsal die Ermittlungen übernommen. Am Montag (3. Juli) wurden kriminaltechnische Untersuchungen vor Ort durchgeführt, teilt das Polizeipräsidium Karlsruhe auf BNN-Anfrage mit. Demnach wurde „nach Waffen und sonstigen Beweismitteln“ gesucht. Mittlerweile ermittelt die Polizei wegen fahrlässiger Körperverletzung. Man wisse um die Brisanz dieses Vorfalls, heißt es von der Polizei-Pressestelle.

Keine Hinweise auf fremdenfeindliche Aktion in Sulzfeld

Nach den „kriminalpolizeilichen Ermittlungen einschließlich kriminaltechnischer Spurenbetrachtung“, die nun durchgeführt wurden, könne man mitteilen, dass es keine Hinweise auf eine fremdenfeindliche Aktion gebe, so die Polizei. Vielmehr gehe man davon aus, dass der 56-jährige Tatverdächtige am Samstagabend sorglos in seinem Garten mit einem Luftgewehr geschossen hat.

Dabei könnte ein Projektil von einem Sichtschutzzaun abgelenkt worden sein und auf dem Nachbargrundstück einen sechs Monate alten Jungen leicht verletzt haben, der sich zu diesem Zeitpunkt im Freien aufhielt. Trotz „dieses gefahrenträchtigen Verhaltens“ lägen keine konkreten Hinweise vor, wonach der Beschuldigte beabsichtigt hatte, den Jungen gezielt zu verletzen, heißt es.

Wie die Polizei weiter mitteilt, sollen „unter Vermittlung“ die Eltern des verletzten Kindes und der Verdächtige ihre Streitigkeiten besprochen und befriedet haben. Beamte des Polizeireviers Bretten hätten demnach „mit verstärkten Präsenzmaßnahmen und direkter Ansprache an die Beteiligten dafür Sorge getragen, dass der Streit nicht erneut eskaliert“ sei.

Gegenüber der Polizei habe sich der Verdächtige kooperativ verhalten, gegen die polizeiliche Sicherstellung aller Waffen und Munition aus seinem Besitz habe er keinen Widerspruch erhoben und zudem auf eine mögliche spätere Zurückgabe verzichtet. Das Polizeipräsidium Karlsruhe weist darauf hin, dass das Kriminalkommissariat Bruchsal weiterhin die kriminalpolizeilichen Ermittlungen führt, nun unter anderem wegen fahrlässiger Körperverletzung und waffenrechtlicher Verstöße.

In der idyllischen Kraichgau-Ortschaft herrscht derweil Bestürzung und Betroffenheit. Bürgermeisterin Sarina Pfründer spricht von einer „sehr dramatischen Sache“. Da man in Sulzfeld, wie aus dem jüngsten Polizeibericht hervorgeht, in den letzten Jahren nur „ganz wenige Delikte“ gehabt habe, sei man nun „tief bestürzt“, betont die Noch-Rathauschefin, die bekanntlich zum 1. August als neue Bürgermeisterin nach Lauffen am Neckar wechselt.

Am Samstagabend hatte die Mutter des Säuglings gegen 20.30 Uhr den Notruf gewählt: Ihr Kind sei im Garten von einem Nachbarn angeschossen worden. Sie verwies auf einen bereits länger anhaltenden Streit zwischen ihrer Familie und dem 56 Jahre alten Bewohner des Nachbaranwesens.

Mit diesem Hinweis fuhr die Polizei mit einem erhöhten Kräfteansatz zu dem vermeintlichen Tatort. Die Beamten des Polizeireviers Bretten wurden dabei von der Polizeihundeführerstaffel sowie einer Einsatzgruppe der Bereitschaftspolizei unterstützt. Vor Ort wurde der Nachbar auf offener Straße angetroffen und vorläufig festgenommen. Er zeigte deutliche Anzeichen einer Alkoholisierung.

Blutende Wunde und blauer Fleck am Oberarm

Der Vater des Säuglings berichtete gegenüber den Beamten, dass das Kleinkind zuvor plötzlich und ohne Grund zu schreien angefangen habe, als es gerade im Garten spielte. Kurz zuvor hätte der Vater ein zischendes Geräusch wahrgenommen. Das Kind hatte am Oberarm eine frische, blutende Wunde sowie einen blauen Fleck.

Daraus zog der Vater die Schlussfolgerung, dass man auf sein Kind geschossen haben könnte. Der Säugling wurde zur Versorgung seiner Wunde in ein Krankenhaus gebracht, das er aber wenig später wieder verlassen konnte. Lebensgefahr bestand zu keinem Zeitpunkt, teilte das Polizeipräsidium bereits am Sonntag (2. Juli) mit.

Noch am Samstagabend durchsuchte die Polizei auf Anordnung des Bereitschaftsdienstes der Staatsanwaltschaft Karlsruhe das Wohnanwesen des Nachbarn. Dabei wurden mehrere Gewehre aufgefunden, für die der 56-Jährige eine Besitzerlaubnis nachweisen konnte.

Nach einer ersten Einschätzung sei jedoch keine dieser Waffen für die Verletzung des Nachbarkinds in Betracht gekommen, hieß es seitens der Polizei. Nicht zuletzt deshalb wurde der 56-Jährige wieder auf freien Fuß gesetzt.

nach oben Zurück zum Seitenanfang