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Traditionsmarkt im Wandel

Märzenmarkt: Sulzfelder trotzen schlechtem Wetter

Die Imbissbuden und der Süßigkeitenverkauf vor dem Rathaus laufen zwar ordentlich und die Kunden kommen, doch sie wünschen sich mehr Vielfalt und eine Rückkehr zum Gemeinschaftssinn.

Der Märzenmarkt in Sulzfeld ist eine Institution. Allerdings hat die Zahl der Beschicker stark abgenommen, was viele Kunden bedauern.
Der Märzenmarkt in Sulzfeld ist eine Institution. Allerdings hat die Zahl der Beschicker stark abgenommen, was viele Kunden bedauern. Foto: Jochen Göbel

Es ist kurz nach 13 Uhr. Das Wetter ist bescheiden: Viele Wolken am Himmel, es nieselt, und es war auch schon wärmer dieser Tage. Trotzdem hat sich der Rathausplatz in Sulzfeld gut gefüllt.

Menschen stärken sich am Imbissstand mit einer Rostbratwurst, Schaschlik oder Currywurst mit Pommes, Crêpes werden am Stand daneben verkauft und der Elternbeirat des Sulzfelder Gartenkindergartens bietet Kaffee und Waffeln an.

Benjamin Unger steht gerade am Verkaufsstand von Thomas Kallerhoff, der „1.000 kleine Dinge“ anbietet, vor allem Küchen- und Hausbedarf. Er isst eine Wurst und berichtet, dass er gerade seinen Sohn vom Kindergarten abgeholt habe und jetzt noch über den Markt schlendere.

„Ich bin Anfang des Jahres nach Sulzfeld gezogen, das ist mein erster Besuch hier und es gefällt mir gut“, so der junge Familienvater. Auch Thomas Kallerhoff ist mit dem Geschäft bisher zufrieden, „ich bin immer zufrieden, aber heute läuft es auch ordentlich“, sagte der Marktbeschicker, der seit 25 Jahren nach eigener Aussage nach Sulzfeld kommt.

Eine weitere Kundin hat gerade Karten in der Hand und schaut sich nach weiteren um. „Ich bin zufrieden mit dem Markt und komme immer wieder. Hier gibt es besondere Dinge, die ich in den Läden nicht finde“, so die 42-jährige Sulzfelderin.

Vielfalt trotz rückläufiger Besucherzahlen in Sulzfeld

Dorothee Schühle, die zusammen mit Sarina Sitzler engagiert Kaffee ausschenkt und Waffeln backt, findet, dass das Wetter besser sein könnte, „wir sind aber insgesamt zufrieden“. Sie berichtet, dass die Einnahmen dem Gartenkindergarten in Sulzfeld zugutekämen. „Die Kinder haben Wünsche, dir wir mit den Einnahmen dann finanzieren können“, berichtet Sarina Sitzler. 

Auch am Süßigkeitenstand von Barbara Klein herrscht Betrieb. Ein älterer Herr kauft gerade seinem Enkel eine kleine Süßigkeit und beschwert sich über den Preis, trotzdem bekommt der Enkel am Ende seine Süßigkeit. Angeboten werden Schaumküsse, mit Schokolade überzogene Früchte, Lutscher, Fruchtgummis und viele weitere Süßigkeiten.

Das Geschäft liefe, sei aber ausbaufähig. „Was will man machen?“, meint die Verkäuferin. Die Schaumküsse liefen gut, „im Badischen laufen unsere Schaumküsse viel besser als im Württembergischen“, so Klein, die Anfang der Woche auf dem Krämermarkt in Heimsheim war.

Etwas nebenan stehen weitere Stände. Hier werden Gürtel, Taschen, Kleidung und Tischdecken, aber auch Gewürze und Tees angeboten. Man ist mit den bisherigen Geschäften unzufrieden. Norbert Klein vom Gewürz- und Teestand berichtet, dass er schon sehr früh auf den Beinen sei: „Seit 40 Jahren findet immer in der zweiten Märzwoche der Märzenmarkt in Sulzfeld statt und wir sind dabei, aber seit einigen Jahren läuft es nicht mehr. Irgendetwas stimmt nicht“, berichtet Klein im persönlichen Gespräch.

Sulzfelder hoffen auf eine Belebung des Marktes durch den neuen Bürgermeister

Er sei Anfang der Woche auch in Heimsheim gewesen, dort liefe es aber auch nicht besser. Dogan Eroglu, der gegenüber Tischdecken verkauft, erzählt dasselbe. Viele Menschen würden die Krämermärkte nicht mehr schätzen und lieber in den Supermärkten Waren einkaufen. Er sei seit 15 Jahren in Sulzfeld dabei und es werde immer schlechter, allerdings sei es woanders auch nicht besser.

Hermann Meergraf erzählt im persönlichen Gespräch, dass früher das ganze Dorf zusammenkam. Er selbst fände den Anklang an diesem Nachmittag nicht gerade überwältigend. Klaus Kern aus Sulzfeld attestiert und berichtet, dass der Umzug vor vielen Jahren von der neuen Bahnhofstraße zum Rathausplatz ein Grund sein könnte, warum der Markt nicht mehr so liefe.

Die Verlegung weg von der Bahnhofstraße war ein Fehler.
Uwe Seltsam
Marktbesucher

Dem neuen Bürgermeister Sulzfelds Simon Bolg (parteilos) attestiert er Engagement in der Sache. „Der neue Schultes will das Gemeinschaftsgefühl im Ort wieder beleben und ich hoffe, dass ihm das gelingt“, so der Sulzfelder. Der Markt sei einfach eine Institution.

Auch Uwe Seltsam, der gerade eine Currywurst und Pommes isst, sagt, dass er gerne und traditionell den Markt aufsuche. Früher sei er allerdings größer gewesen und auch die neue Bahnhofstraße wird wieder genannt. „Ich bin in Sulzfeld aufgewachsen und der Markt hat Tradition, allerdings ist er inzwischen ein Schatten seiner selbst“, so der 54-jährige.

Früher sei der Märzenmarkt ein Ereignis gewesen, „das fehlt nun“. „Die Verlegung weg von der Bahnhofstraße war ein Fehler“, sagte Seltsam. Allerdings hoffe auch er, dass der neue Bürgermeister hier eine Wende zum Guten hinbekommt.

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