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Kritik am KVV ebbt nicht ab

Ticketschalter abgeschafft: Manche Senioren in Bretten sind mit KVV-App und Automat überfordert

Spezielle Schulungen für Fahrkartenautomaten und die KVV-App sollen Senioren beim Ticketkauf helfen. Die Stadt Bretten fordert zudem Lösungen für ältere Mitbürger, die mit den neuen Techniken nicht zurecht kommen.

Mann am Fahrkartenautomat
Nicht alle Senioren tun sich leicht mit dem Fahrkartenkauf am Automaten oder mit der App. Norbert Malter aus Heilbronn hat sich mittlerweile mit der Technik angefreundet. Foto: Tom Rebel

Der Unmut darüber, dass der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) den Fahrkartenverkauf in den Verwaltungsstellen zum Jahreswechsel kurzerhand eingestellt hat, ist in Bretten nach wie vor groß. Insbesondere Senioren vermissen die Möglichkeit, sich am Tag vor der Fahrt eine Fahrkarte zu kaufen und diese dann vor Fahrtbeginn abzustempeln. Denn so mancher kommt mit dem Fahrkartenautomaten überhaupt nicht zurecht. Von der App ganz zu schweigen.

Donato Nardacchione steht am Brettener Bahnhof ratlos vor dem roten Kasten. „Das sind viel zu viele Informationen, ich weiß nicht, auf welche Taste ich drücken muss“, sagt der 78-Jährige aus Bretten. Solche Computersachen seien doch für junge Leute. „Ich bin zu alt für solche Sachen“, meint der Senior mit Bedauern und auch einer Spur Empörung: Auch die Älteren müssten doch so einen Fahrkartenautomaten bedienen können.

Ärgerlich für ihn ist, dass er immer jemanden am Bahnsteig um Hilfe bitten muss, wenn er eine Fahrkarte braucht. Doch die meisten Leute, die er anspricht, seien hilfsbereit, berichtet er.

Es gibt auch die anderen, die mit der neuen Technik keine Probleme haben. Jean-Paul Leucht aus Heilbronn steht gerade am Brettener Bahnhof und wartet auf den Zug zurück in seine Heimatstadt Heilbronn. „Ich habe mir heute Morgen am PC die Fahrkarte online gebucht und ausgedruckt“, erklärt der 71-jährige ÖPNV-Nutzer. Er verfügt auch über die nötige App auf dem Handy, die er regelmäßig nutzt. Mit der Umstellung aufs Digitale hat dieser Senior keine Mühe.

Stadt Bretten kontaktiert den KVV

Die Stadt Bretten ist gleichfalls sehr unzufrieden mit der Situation und hat sich an den KVV gewandt. Der bot einen Schulungstermin für die Nutzung der verschiedenen KVV-Apps und die Bedienung des Fahrkartenverkaufs im Kundenzentrum Karlsruhe an.

Die Volkshochschule Bretten hat die Fahrt nach Karlsruhe organisiert, die am 3. März stattfinden soll, aber bereits ausgebucht ist. Man plane deshalb weitere Schulungsangebote mit dem KVV-Eventmobil in Bretten, teilt die Stadtverwaltung dazu weiter mit.

Freie Wähler im Kreistag fordern Verbesserungen

Der Brettener Oberbürgermeister ärgert sich im Blick auf die Neuerungen beim Fahrkartenverkauf über die Kundenfeindlichkeit des KVV, die es insbesondere älteren Bahnnutzern erschwere, an eine Fahrkarte zu kommen. Ein derart komplexes Beschaffungs- und Zahlungssystem aufzubauen, sei im Blick auf die ältere Generation kontraproduktiv, sagt Martin Wolff. Dagegen wendet sich auch die Kreistagsfraktion der Freien Wähler, zu der Wolff gehört, und fordert Verbesserungen. Auch Vertreter der CDU hatten das Gespräch mit der KVV-Spitze gesucht und Nachbesserungen gefordert.

Das Thema „Digitalisierung des Ticketverkaufs“ steht am kommenden Montag auf der Tagesordnung eines Runden Tischs beim KVV, bei dem das Vorhaben noch einmal unter die Lupe genommen werden soll. „Wir werden dabei unter anderem darüber sprechen, was wir für unsere Kunden im analogen und digitalen Bereich noch zusätzlich verbessern können“, erklärte dazu KVV-Chef Alexander Pischon.

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