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Gemeinderat fordert Ausnahmen

Bruchsal setzt bei der Schlossbeleuchtung Land unter Druck

Zum Schutz von Insekten und dem Klima gibt es für die Beleuchtung öffentlicher Gebäude in Bruchsal strenge Kriterien. Gibt es jetzt Ausnahmen geben?

Schloss Bruchsal bei Nacht beleuchtet auf der Gartenseite
Für die Beleuchtung rund um das Schloss Bruchsal ist die Stadt verantwortlich. Das regelt ein alter Vertrag. Bei der Modernisierung der Anlage soll das Land ins Boot geholt werden. Foto: Martin Heintzen

Sind einige Gemeinderäte in der Gemeinderatssitzung kurz vor Weihnachten schon etwas besinnlich geworden? Der Eindruck drängte sich auf, als es um das Thema Energiesparen und Beleuchtung öffentlicher Gebäude in Bruchsal ging.

Bereits bei den Beratungen zum Haushalt 2023 war im Gemeinderat gefordert worden, zum Schutz von Insekten und des Klimas auf die Anstrahlung von Gebäudefassaden an Kirchen oder historischen Gebäuden zu verzichten. 5.200 Euro konnten so im Vergleich zu 2020 eingespart werden. Nun soll es Ausnahmen geben. Zumindest an einigen Tagen.

„Bei wichtigen Momenten sollen die Gebäude auch in Zukunft angestrahlt werden“, forderte Hans-Peter Kistenberger (CDU). „Wichtige Momente“ sind für ihn etwa die barocke Pfarrkirche St. Peter an Heiligabend. Gabriele von Massow (AfD/UBiB) wies auf das Silvesterkonzert in St. Peter hin, bei dem die Kirche auch nach Konzertende beleuchtet sein sollte. Den Internationalen Frauentag am 8. März brachte Ruth Birkle (Die Grünen/Neue Köpfe) ins Gespräch.

Was wir einerseits an Energie sparen, geben wir andererseits wieder aus.
Ruth Birkle
Grünen-Fraktionsvorsitzende

Alles wichtige Termine, sagte Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (Grüne) und signalisierte erst mal grünes Licht. An Hauptamtsleiter Wolfgang Müller ging der Auftrag, in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken eine Lösung zu finden. Seinen Angaben zufolge ist es allerdings nicht damit getan, einen Schalter umzulegen.

Ruth Birkle warnte davor, die Regelung durch Ausnahmen wieder aufzuweichen: „Was wir einerseits an Energie sparen, geben wir andererseits wieder aus.“ Im Hauptamt sollen deshalb die genauen Kosten aufgeschlüsselt werden. Martina Füg (SPD) hatte zuvor gefordert, dass der Fokus weiter auf Einsparungen liegen sollte.

Neue Beleuchtungsanlage für das Schloss Bruchsal würde 150.000 Euro kosten

Da ist nämlich noch deutlich Luft nach oben: Seit 50 Jahren betreibt die Stadt die Anlage, mit der das Schlossareal beleuchtet wird. 1973, nach dem Wiederaufbau des Schlosses, war der Vertrag mit dem Land geschlossen worden. Danach ist die Stadt vor allem im Schlossgarten für die Verkehrssicherungspflicht zuständig. Die Wege sind deshalb trotz Energiesparmaßnahmen infolge des Ukraine-Kriegs weiter beleuchtet.

Etwa 150.000 Euro würde die Modernisierung kosten. Mit der derzeitigen Anlage können einzelne Gebäude wie das Damianstor oder der Turm der Hofkirche nicht getrennt geschaltet werden. Das geht natürlich ins Geld. Aus Sicht der Stadt soll sich das Land, dem das Schloss gehört, an den Investitionskosten beteiligen.

Daran hat das Land kein großes Interesse. Die Verhandlungen verliefen bisher ohne Ergebnis. Der Vertrag soll deshalb gekündigt werden: „Nicht zuletzt, um das Land zu weiteren Gesprächen über eine Modernisierung der Anlage oder Übernahme der Anlage zu bewegen“, heißt es in der Vorlage des Gemeinderats.

Neben der Beleuchtung auf dem Schlossareal ist die Stadt für weitere historische Gebäude wie den Bergfried, die Peterskirche oder die Pfarrkirche St. Bartholomäus in Büchenau zuständig. Die Gesamtkosten bei den Modernisierungen belaufen sich auf geschätzte 270.000 Euro. Die Anlagen sollen bis zu ihrer Modernisierung außer Betrieb bleiben. Es sei denn, man brauche sie, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten.

Hier wird besonders der Bergfried genannt. Im angrenzenden Bürgerpark, in dem sich regelmäßig kleinere Gruppen aufhalten, sollen sogenannte Angsträume vermieden werden. Inwieweit eine Einschätzung zur Sicherheit aus dem Jahr 2021 noch aktuell ist, müsste aus Sicht der Verwaltung überprüft werden. Auch ob eine Sicherheitsbeleuchtung installiert werden könnte.

Zum Schutz der Insekten werden in Heidelsheim alte Lichtanlagen zurückgebaut

Aus Gründen des Insekten- und Klimaschutzes wurde bereits vor einem Jahr gefordert, in Heidelsheim den Katzen- und Diebsturm, das Stadttor und die evangelische Stadtkirche nicht mehr zu beleuchten. Die Lichtanlagen stammen noch aus den 1970er und -80er Jahren. Eine Erneuerung hätte 80.000 Euro gekostet. Sie sollen nun nach und nach zurückgebaut werden.

Bereits seit Anfang 2022 wird die Michaelskapelle auf dem Michaelsberg in Untergrombach durch insektenfreundliche LED-Scheinwerfer beleuchtet. Da hat sich zwischenzeitlich der Naturschutz eingeschaltet, weil die Zeitsteuerung an die Straßenbeleuchtung gekoppelt ist. Für 3.000 Euro soll nun eine weitere Steuerungseinheit eingebaut werden.

Mit Beginn der Adventszeit und in Abstimmung mit der Umweltabteilung wurde die Beleuchtungsanlage bereits in Betrieb genommen. In Zukunft soll die Michaelskapelle zwischen dem 1. Oktober und 31. März von 17 bis 22 Uhr angestrahlt werden.

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