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Prekäre Lage

Bruchsaler Einzelhändler schlagen Alarm: Sie fordern Hilfe von der Stadt

In einem offenen Brief an die Stadt und den Gemeinderat bitten elf Bruchsaler Einzelhändler um Hilfe. Ihnen stehe das Wasser bis zum Hals. Sie hoffen auf Kulanz der Verwaltung, auf kreative Lösungen und Unterstützung.

Fußgängerzone Lockdown
Kein Shopping-Vergnügen: Die Bruchsaler Einzelhändler haben seit Wochen geschlossen. Ihnen steht finanziell das Wasser bis zum Hals. Nun hoffen sie auf Unterstützung durch die Stadt. Foto: Martin Heintzen

Für Carolin Wolf ist es nicht mehr fünf vor Zwölf. „Schon lange nicht mehr.“ Die Bruchsaler Buchhändlerin schlägt Alarm. Und mit ihr zehn weitere Einzelhändler aus der Innenstadt.

Mit einem offenen Brief und konkreten Forderungen wenden sie sich an die Stadtverwaltung und den Gemeinderat. Anlass sind auch mehrere Artikel in den BNN über die immer prekärer werdende Situation: Bruchsaler Textilhändler können ihre Ware nicht abverkaufen, Brettener Ladenbesitzer protestieren öffentlichkeitswirksam.

Händler fordern Zeichen der Stadt

„Unsere Geschäftsgrundlage, auf die wir, mit viel Herzblut und persönlichem Einsatz, solide, gute Unternehmen aufbauen konnten, wurde uns durch die staatlich verordnete Schließung unserer Läden entzogen. Staatliche Hilfen bekommen wir nicht, die Hürden sind zu hoch. Für das neue Überbrückungsgeld 3 gibt es bisher noch nicht einmal ein Antragsformular“, schreiben Wolf und ihre Kollegen. „Die Stadt Bruchsal muss jetzt ein Zeichen setzen und uns helfen!“, heißt es in dem Brief unmissverständlich.

Parkgebühren sollen ausgesetzt werden

Und es gibt konkrete Vorschläge. „Man könnte zum Beispiel die Parkgebühren für die Besucher der Innenstadt aussetzen“, so Wolf. Es könnte eine Einfahrterlaubnis in die Fußgängerzone für Abholer geben, einen städtischen Lieferservice, eine gemeinsame Abholstation für alle oder Zuschüsse zu den Mieten.

„Die Stadt muss den Druck nach oben erhöhen: Wir müssen Waren aus den Schaufenstern verkaufen dürfen und gezielte Kundenwünsche nach vorrätiger Ware auch ohne Vorbestellungen erfüllen dürfen“, finden die zwölf Unterzeichner. Mit unterschrieben haben neben Wolf auch Daniela Lehmann-Freitag von der Dermotheke, Dietmar Kiefer vom Tui Reise-Center, Juwelierin Barbara Aydt, Monika Grigo mit ihrem Nähzentrum, Barbara Methner von Barbarella, Gabriele Haselwander von Number One, Vesna Hagel vom Juwelier Wuchsa, Anna Maria Kauschke von Akzente in Weiß, Sabine Duwensee von Stilecht und Michael Dietrich von Intersport Schlenker.

„Es geht um die Liquidität“, erklärt Juwelierin Barbara Aydt. Fixkosten sind da, aber die Umsätze fehlen. Normalerweise wäre jetzt die Zeit, wo bei Aydt die Brautpaare vorstellig würden, um sich Trauringe auszusuchen. „Wir leben von der Beratung. Das ist eine hochemotionale Angelegenheit“, erklärt sie.

Aydt würde wenigstens gerne Einzeltermine anbieten, aber das lässt die Corona-Verordnung derzeit nicht zu. Click&Collect und ein bisschen Reparatur-Service seien zwar gut, aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Dass große Vollsortimenter, bei denen es Lebensmittel gibt, alle möglichen Waren verkaufen dürften, ist für Aydt und ihre Kollegen ein Problem. „Das passt nicht zusammen“, verweist die Juwelierin auf gute Hygienekonzepte auch beim kleinen Händler in der Innenstadt.

Vorbild Heidelberg

Die Bruchsaler Händler blicken in ihrem Brief nach Heidelberg. Dort hätten alle volljährigen Bürger einen Dankesgutschein bekommen. Die Geschäfte hätten dann pro Gutschein zehn Euro von der Stadt erhalten.

„Was wir außerdem unbedingt zeitnah brauchen, ist ein zukunftsfähiges Innenstadtkonzept, das die Interessen der Kunden, Händler, Gastronomen und Kulturschaffenden abbildet, das nachhaltig ist und Bruchsal weiterhin lebenswert macht.“

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