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Nach Krawallen in Stuttgart angeschafft

Das kann der neue Schlagstock der Bruchsaler Bereitschaftspolizei

Die Krawallnacht von Stuttgart wirkt nach: Jetzt hat das Innenministerium alle Bereitschaftspolizisten im Land mit einem neuen Schlagstock ausgestattet. Beim Training in Bruchsal zeigen die Beamten, wie der neue Stock die Beamten schützt - und wo er Schwächen hat.

Schlagstock Bereitschaftspolizei
Neue Waffe für die Bereitschaftspolizei: Der Einsatzmehrzwecksstock (hier links im Bild) soll die Polizei besser schützen, ist aber trainingsintensiver. Foto: Martin Heintzen

Am Ende ging es dann doch ganz schnell: Seit Jahren hatte die Polizeigewerkschaft den neuen Schlagstock für die Baden-Württembergische Polizei gefordert. Seit wenigen Tagen sind bei der Bereitschaftspolizei Bruchsal nun alle Kräfte nicht nur mit der neuen Waffe ausgestattet, sondern haben bereits mehrere Tage mit ihr trainiert. Über 1.200 dieser Stöcke hat das Innenministerium im Südwesten ausgeliefert.

Auslöser war die Stuttgarter Krawallnacht am 21. Juni. Nachdem Polizisten eine Person kontrolliert hatten, eskalierte die Lage. Hunderte Personen, größtenteils Jugendliche, zogen marodierend durch die Landeshauptstadt, randalierten und plünderten Geschäfte. Es kam zu heftigen Kämpfen zwischen Angreifern und der Polizei, 32 Beamte erlitten Verletzungen.

Die ersten Täter sind bereits zu Haftstrafen verurteilt worden. „Baden-Württemberg ist damit eines der letzten Bundesländer, deren stehende Einheiten flächendeckend mit dem neuen Einsatzmittel ausgestattet wurden“, erklärt Polizeitrainer Michael Hurst. Unter seinen kritischen Augen absolvierten gerade die letzten Bruchsaler Bereitschaftspolizisten ein dreitägiges Training.

Der neue Stock verlangt mehr Koordination

Im leichten Novembernieselregen werden auf dem großen Polizeigelände Block- und Schlagtechniken geübt, Abwehr- und Schutzhaltungen, Angriff und Verteidigung. Der neue Einsatzmehrzweckstock - so die offizielle Bezeichnung - ist gar nicht mehr so neu, die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten der Bepo haben ihn schon länger im Einsatz.

Der Mehrzweckstock ist trainingsintensiver, verlangt mehr Koordination. Dafür ist er für den defensiven Einsatz besser geeignet.
Michael Hurst, Polizeitrainer

Gegenüber dem bisherigen Teleskopstock zeichnet sich die neue Waffe durch einen zusätzlichen Griff aus. „Mich persönlich schützt er besser“, ist Peggy Richter überzeugt. Die 40-jährige Polizistin hat gerade ihr letztes Training absolviert. Für die kommenden Einsätze fühlt sie sich gewappnet. „Aber klar, es ist eine Frage des Trainings.“

Trainer Hurst bestätigt: „Der Mehrzweckstock ist trainingsintensiver, verlangt mehr Koordination. Dafür ist er für den defensiven Einsatz besser geeignet.“ Bei engen Verhältnissen, im Tumult wirkt er wendiger, ist variantenreicher einzusetzen und schafft schnell Abstand zum Gegner. Kurz wirbelt Hurst den Stock umher, wehrt den angedeuteten Faustschlag des Kollegen ab und schlägt ihn mit dem Knauf in die Seite. Es hat etwas von asiatischer Kampfkunst, ist aber eigens für den Einsatz zu Polizeizwecken entwickelt worden.

Zwölf Übungsstunden pro Jahr

„Der Stock ist nach wie vor ein sehr gutes Mittel, um Distanz zu schaffen“, ist Hurst überzeugt. Seine Leute, Hunderte Bereitschaftspolizistinnen und Polizisten, sind im ganzen Land unterwegs, bei Großlagen wie Demonstrationen oder Fußballspielen.

Zwölf Übungsstunden muss jeder Beamte jährlich absolvieren. Darin wird zum Beispiel geschult, welche Stellen am Körper eines potenziellen Gegners besonders gefährdet sind. „Es gibt grüne, gelbe und rote Zonen. Die Verhältnismäßigkeit muss immer gegeben sein“, erklärt Hurst.

Neben sämtlichen Beamten der Bereitschaftspolizeien in Bruchsal und Göppingen sind künftig auch die Einsatzeinheiten in Mannheim, Karlsruhe und Stuttgart mit dem Stock ausgestattet. Im Streifendienst kommt er in der Regel nicht zum Einsatz. „Ein ganz besonderes persönliches Anliegen ist mir der Schutz der Polizistinnen und Polizisten, die ja im Einsatz oft genug ihre Gesundheit riskieren“, befand jüngst Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl.

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