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Flugtaxis werden Wirklichkeit

Jetzt hebt Volocopter ab: In Bruchsal soll im neuen Hangar Luftfahrgeschichte geschrieben werden

Großer Bahnhof, pardon Flugplatz: Von Bruchsal aus will Volocopter jährlich mindestens 50 Flugtaxis in die Metropolen dieser Erde schicken. Der gesamten Produktion steht seit Dienstag nichts mehr im Wege.

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Interesse am Bruchsaler Flugtaxi: Bundesverkehrsminister Volker Wissing und Ministerpräsident Winfried Kretschmann konnten am Dienstag einen Blick in den Volocopter werfen. Foto: Martin Heintzen

Ganz großer Bahnhof in Bruchsal. So könnte man sagen, ginge es an diesem Dienstagnachmittag nicht um die Luftfahrt, dort am Bruchsaler Flugplatz. Dort, wo normalerweise nur die Kleinflugzeuge abheben, von der Graspiste. Dort in Bruchsal, glaubt man den Protagonisten, wurde jetzt Luftfahrtgeschichte geschrieben.

Entsprechend prominent waren diese Protagonisten: Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Ganz großer Flughafen also im kleinen Bruchsaler Otto-Lilienthal-Weg Nummer 4.

Vor blauem Frühlingshimmel hob hier kurz vor 17 Uhr ein mit einem Testpiloten bemannter Volocopter ab. Seit Dienstag ist nicht nur der neue Hangar des einstigen Start-ups am Flugplatz in Betrieb, sondern auch die Flugplatzgenehmigung da.

In wenigen Jahren sollen in Bruchsal jährlich 50 oder mehr Flugzeuge gebaut werden, die dann als Lufttaxis in den Metropolen dieser Welt verkehren könnten. In Singapur, Rom oder Paris etwa. Oder in der saudi-arabischen Planstadt namens NEOM.

Bundesverkehrsminister sieht mit Flugtaxis neue Ära der Luftfahrt

„Eine neue Ära der Luftfahrt“, sah der Bundesverkehrsminister angebrochen. Besonders gefiel ihm, dass diese Erfolgsgeschichte eben nicht nur in Großstädten geschrieben wird, sondern „in der Fläche“. Sprich im ländlichen Bereich. Einen nicht näher definierten zweistelligen Millionenbetrag hat Volocopter hier investiert.

Mit dem batteriebetriebenen Lufttaxi aus Bruchsal könne man künftig Staus und die Umweltbelastung reduzieren, erhofft sich der Minister. „Der reguläre Flugbetrieb wird greifbar“, befand Wissing, der in der Eröffnung des Hangars einen wichtigen Meilenstein sah.

Fliegen kann das Ding, das muss man nicht mehr beweisen.
Winfried Kretschmann, Ministerpräsident Baden-Württembergs

Riesen Respekt habe er vor der Pionierleistung der Volocopter-Leute, befand Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Unkenrufe hätten das Team um den heutigen CEO Dirk Hoke nie beeindruckt.

Prominenter Besuch in Bruchsal: Der Ministerpräsident Winfried Kretschmann trägt sich bei der Hangar-Eröffnung von Volocopter ins goldene Buch ein. Mit dabei auch der Bundesverkehrsminister Volker Wissing und viele geladene Gäste.
Prominenter Besuch in Bruchsal: Der Ministerpräsident Winfried Kretschmann trägt sich bei der Hangar-Eröffnung von Volocopter ins goldene Buch ein. Mit dabei auch der Bundesverkehrsminister Volker Wissing und viele geladene Gäste. Foto: Christina Zäpfel

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Startklar: Von Bruchsal soll es für die Flugtaxis von Volocopter in die Welt gehen. Das innovative Fluggerät wird künftig hier im neuen Hangar montiert und getestet. Foto: Martin Heintzen

Am 26. Juli soll der Flugbetrieb in Paris aufgenommen werden. Dann will das Bruchsaler Unternehmen den französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu den Olympischen Spielen shutteln.

Kretschmann: „Fliegen kann das Ding, das muss man nicht mehr beweisen.“ Nun gehe es an die Marktreife, dann an die Serienfertigung und dann – wie es sich für ein Baden-Württembergisches Unternehmen gehöre – zum Weltmarktführer.

Ganz so weit ist die Innovationsschmiede freilich noch nicht. Wenngleich sie sich innerhalb von elf Jahren gemausert hat. Als kleines Start-up gestartet, ist der Vogel längst abgehoben, spielt im international umkämpften Wettbewerb mit, beschäftigt Hunderte Mitarbeiter und sammelt Millionen Euro renommierter Investoren ein.

Das ist ein großes Tag für Bruchsal, für das Land und für Deutschland.
Cornelia Petzold-Schick, Oberbürgermeisterin von Bruchsal

Umso mehr freute ich Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (parteilos) über das klare Bekenntnis zum Standort. Per Videobotschaft sagte sie: „Das ist ein großes Tag für Bruchsal, für das Land und für Deutschland.“ Sie sei stolz auf das Unternehmen und sicher, dass hier ein großes Stück Innovationsgeschichte geschrieben werde.

An verschiedenen Standorten in Bruchsal und Karlsdorf-Neuthard fertigen die internationalen Fachkräfte die Fluggeräte, darunter Taxis mit geringerer und größerer Reichweite aber auch Lastendrohnen, und montieren sie dann im neuen Hangar am Flugplatz.

Viel von Pioniergeist war bei der Feierstunde die Rede. „Über das Stadium einer Power-Point-Präsentation ist man lange weg“, attestierte Anna Christmann, die Koordinatorin der Bundesregierung für die deutsche Luft- und Raumfahrtpolitik.

Flugtaxis seien sicher, effizient und nachhaltig, werben die Macher aus Bruchsal

Vor elf Jahren, so bekannte der heutige Volocopter-Chef Dirk Hoke, war das alles noch ein Traum. Sicher, effizient und nachhaltig sei diese neue Form der Luftfahrt, warb er vor der anwesenden Polit-Prominenz.

Um gleich seine Chance zu nutzen, um weitere Unterstützung für diese durchaus kostspielige Innovationen zu bitten. Denn neben der technischen Innovation ist auch die rechtliche Dimension des Unterfangens Flugtaxi nicht zu unterschätzen. Noch sind nicht alle bürokratischen Hürden genommen.

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Im Flugsimulator des Testlabors im Triwo Technopark können Piloten einen Flug über Bruchsal simulieren. Foto: Martin Heintzen

Das Flugtaxi in Aktion konnten die Gäste dann auch gleich noch erleben. Vor dem Hangar hob ein Volocopter samt Testpiloten zum Mini-Rundflug über das Bruchsaler Flugplatzgelände ab. Neben den Fernsehkameras wurden Dutzende Handys gezückt, um den historischen Vorführflug auf Video zu bannen.

Reichweite der Volocopter beträgt etwa 20 Minuten

Mit vergleichsweise leisem Brummen hob das Fluggerät vertikal ab: Das strombetriebene Multirotor-Fluzgzeug sei maßgeschneidert für den urbanen Einsatz, im dicht besiedelten Gebiet. 545 Kilo wiegt das Taxi. Es soll künftig etwa auf Hochhausdächern landen. Die Energiespeicherkapazität der Batterien beträgt 20 Kilowattstunden. Damit könne man 20 Minuten fliegen. Erprobt werden die bisherigen Geräte in Lahr.

Nach etwa zwei Minuten landete der Vogel unter reichlich Applaus wieder sicher vor seiner neuen „Garage“ im Bruchsaler Otto-Lilienthal-Weg Nummer 4.

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