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Begrenzte Veranstaltungstermine

Plötzliche Absage: Darum fällt der Winterzauber in Untergrombach aus

Der TKV in Untergrombach ist bekannt für sein Sommertheater und seinen Weihnachtsmarkt. Jetzt überschattet ein Nachbarschaftsstreit die Vereinsarbeit. Kurzfristig fiel deshalb eine Vorstellung aus. Die Streitfrage: Wie viele Veranstaltungen dürfen stattfinden?

Don Camillo und Peppone beim TKV Bundschuh Untergrombach 2023
Der Streit zwischen Don Camillo und Peppone beim TKV Bundschuh sorgte für viel Vergnügen bei den Theaterzuschauern in der diesjährigen Freiluftsaison. Die echten Auseinandersetzungen des Vereins wegen begrenzter Veranstaltungstermine dagegen weniger. Foto: Carmen Hardock

Manche Besucher hat die Absage kalt erwischt. Ein ausverkaufter Theaterabend des Theater- und Kulturvereins Bundschuh (TKV) im Bruchsaler Stadtteil Untergrombach ist am Wochenende kurzfristig ausgefallen.

Aufgrund einer behördlichen Anordnung, wie es von Vereinsseite heißt. Statt „Don Camillo und Peppone“ auf der Freilichtbühne gab es für die Besucher das Geld zurück.

Untergrombacher empört: Wurden Kulturveranstaltungen von der Stadt gestoppt?

„Ich hatte davon zum Glück vorher auf der Internetseite des Vereins gelesen und konnte meinen Freundinnen noch rechtzeitig Bescheid geben“, berichtet Marion Zink. „Eine wäre sonst umsonst aus Stuttgart gekommen.“ Die Untergrombacherin hat sich wie andere Leser nach der Absage an die Bruchsaler Redaktion gewandt.

Eine Gemeinde sollte froh sein, dass es solche Vereine gibt.
Wolfgang Tusint
Untergrombacher Theaterbesucher

Warum werden kulturelle Veranstaltungen plötzlich gestoppt, fragt sich Zink. Denn neben der Vorstellung wurde auch der beliebte Winterzauber im Bruchsaler Stadtteil gestrichen, ein dreitägiger Weihnachtsmarkt. „Da fehlt richtig was“, sagt der Untergrombacher Wolfgang Tusint. Er lobt das Engagement des Vereins. „Eine Gemeinde sollte froh sein, dass es solche Vereine gibt, die mit viel Herzblut für eine lebendige Kultur in unserem Ort sorgen.“ Und dazu sei die Location einmalig.

Baugenehmigung regelt Veranstaltungen des Untergrombacher Vereins

Der TKV ist in der Obergrombacher Straße beheimatet. Dort, hinter dem Firstständerhaus, hat der Verein vor mehr als zehn Jahren ein Atrium gebaut. Eigentümerin des Grundstücks ist die Stadt Bruchsal.

Die dazugehörige Baugenehmigung ist mit einer Auflage verbunden. Wie die Freilichtbühne genutzt werden darf, wann die Termine dafür festgelegt und die unmittelbaren Nachbarn darüber informiert werden, ist darin nachzulesen.

Zunächst waren es acht öffentliche Veranstaltungen pro Jahr, doch die Zahl wurde nach Bemühungen des Vereins auf zehn erhöht. Dies geschah mit dem schriftlichen Einverständnis der fünf unmittelbaren Nachbarn.

TKV wollte mehr Termine wegen hoher Nachfrage

Und an diesen zehn Terminen scheiden sich jetzt die Geister. Der Verein hat mittlerweile eine Jugendgruppe. Dieses Jahr war sie mit dem Märchen „Dornröschen“ vertreten. „Diese Veranstaltungen sind alle schon um 19 Uhr zu Ende“, berichtet der TKV-Vorsitzende Heribert Gross. Viermal haben die Jugendlichen gespielt, dazu kam sechsmal die italienische Komödie bis etwa 22 Uhr.

Gross sagt: „Die Vorstellungen waren schon vier Wochen vorher ausverkauft“. Das Interesse ist also groß und der Wille des Vereins auch. Mit einem „Ersatztermin“ wollte man noch mehr Zuschauer erreichen. Da das Jugendstück so früh fertig sei und nicht in die sensibleren Abendstunden falle, zähle das nicht dazu, findet Gross.

Aus seiner Sicht sollten die öffentlichen Termine daher neu bewertet werden. Dann könnte auch der Winterzauber stattfinden, für den drei Termine für drei Tage fällig sind.

Das Ordnungsamt macht jedoch deutlich, dass aktuell die vorgegebene Zahl an Terminen überschritten ist. Eine Unterscheidung, wann die öffentliche Veranstaltung läuft, gebe es nicht. Vonseiten der Stadt heißt es zudem, dass das Amt keine Anordnung aussprechen musste, da man sich zuvor mit dem Verein geeinigt habe.

Zehn ist zehn, da gibt es nichts auszulegen.
Wolfgang Müller
Hauptamtsleiter bei der Stadt Bruchsal

Als Vermittler tritt Hauptamtsleiter Wolfgang Müller auf. In sein Ressort fallen Veranstaltungen und Kultur. Und als Untergrombacher kennt er selbst die Gegebenheiten vor Ort. „Zehn ist zehn, da gibt es nichts auszulegen“, sagt er.

Michael Hund ist einer der Nachbarn, der sich beschwert hat. Er sagt: „Ich bin kein Kunstbanause.“ Er sei nicht grundsätzlich gegen das Angebot. „Im Gegenteil, wir sind froh, dass es so etwas im Ort gibt.“ Deshalb habe er damals auch die Erhöhung auf zehn Termine mitgetragen.

Doch mehr geht für ihn nicht. „Wir wohnen an einer viel befahrenen Straße. Für die Anwohner sind die Balkone und Terrassen Rückzugsorte.“ Dort sei er jedoch nahe am Außengelände dran. Denn mit den Theateraufführungen und dem Weihnachtsmarkt sei es nicht getan. „Dazu kommen die Proben und sonstige Termine.“

TKV hofft auf neues Nutzungskonzept

Der TKV sammelt derweil Unterschriften. Im Anschreiben wenden sich die Verantwortlichen direkt an die Bruchsaler Oberbürgermeisterin: „Um das Kulturzentrum zu erhalten und weiterhin ehrenamtlich betreuen zu können, bitten wir Sie, gemeinsam mit uns und der Stadtverwaltung ein Nutzungskonzept zu erstellen und umzusetzen, das den Anliegern sowie der Kulturarbeit gerecht wird.“

Weiteres Problem aus Sicht des Vereins: Der dortige Gewölbekeller sei aufgrund strenger Auflagen als Veranstaltungsort nicht mehr nutzbar.

Stadt Bruchsal will alle Beteiligten an einen Tisch holen

Wie soll es also in Untergrombach weitergehen? Die Stadtverwaltung sieht ihre Rolle als Vermittlerin. So sei sie auch aufgetreten, als klar war, dass die Zahl der erlaubten Termine überschritten wird. „Wir möchten nicht, dass die Situation weiter eskaliert, sondern mit allen Beteiligten im Gespräch bleiben“, erklärt Wolfgang Müller. Nur eine einvernehmliche Lösung könne von allen akzeptiert werden. Ein Vorschlag der Stadt ist, dass der Verein künftig mit einigen Spielterminen ausweicht.

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