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Tagesklinik sucht Hausärzte

Ab Herbst gibt Bruchsaler Ambulanz Methadon aus

Um der gesundheitliche Unterversorgung von Drogenabhängigen im nördlichen Landkreis Karlsruhe entgegenzuwirken soll in Bruchsal eine psychiatrische Tagesklinik für 40 bis 50 Patienten entstehen.

Das psychiatrische Zentrum Nordbaden in Bruchsal von außen
In der Außenstelle des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden in Bruchsal soll ab Herbst eine ambulante Pflegestelle für Methadon eingerichtet werden. Vorgesehen sind 45 Plätze für die Substitutionspatienten. Foto: Martin Heintzen

Seit fast zwei Jahren sind bis zu 200 Drogenabhängige, die sich einer Ersatztherapie mit Methadon oder Subutex unterziehen, im nördlichen Landkreis Karlsruhe unversorgt.

Jetzt bahnt sich zumindest für die Substitutionspatienten in Bruchsal eine Lösung an: Unter dem Dach des „Psychiatrischen Zentrums Wiesloch“ sollen ab Herbst 2019 in der psychiatrischen Tagesklinik in Bruchsal in einem neuen Anbau 40 bis 50 Patienten versorgt werden.

Wie es auf BNN-Anfrage von der Stadtverwaltung Bruchsal heißt, ist der Bauantrag für die Ambulanz mit Behandlungs- und Wartezimmer technisch geprüft und kann nach Zustimmung der Grundstückseigentümer auch formal erteilt werden.

Ab Mai könnten die Arbeiten für den Anbau beginnen, hofft Sozialdezernent Peter Kappes vom Landkreis Karlsruhe, der sich neben anderen Beteiligten in den vergangenen Monaten für eine Lösung stark gemacht hat.

Patienten seit zwei Jahren unterversorgt

Seit 2016 neben der Fachambulanz der Malteser auch zwei Substitutionsärzte in Bruchsal aufgehört haben, sind viele der Patienten nach Karlsruhe, Mannheim, Heilbronn oder Heidelberg ausgewichen.

Im Moment versorgt in Bruchsal nur noch ein Facharzt 30 Abhängige. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg hatte in der Vergangenheit wenig Hoffnung auf weitere Substitutionsmediziner gemacht – die Klientel sei auf Grund der aufwändigen Behandlung bei jungen Hausärzten wenig attraktiv.

Kreis sieht KV in der Pflicht

Nach Ansicht von Sozialdezernent Kappes kommt hier die KV ihrer Versorgungsverpflichtung nicht nach, wie es am Mittwoch nach einem Fachgespräch „Substitution“ übereinstimmend in der Fachstelle Sucht (bwlv) in Bruchsal heißt.

Oliver Kaiser, Vorsitzender der Landesstelle für Suchtfragen, verweist darauf, dass in der Vergangenheit weder finanzielle Anreize noch Fortbildungsmöglichkeiten überzeugt haben.

Satellitensystem mit Hausärzten

Deshalb wird nun ein System von Ärzten favorisiert, die als Satelliten um die Ambulanz kreisen. Dazu entsteht mit der neuen „Psychiatrischen Institutsambulanz“ in Bruchsal, die 45 Behandlungsplätze für Substitutionsbedarf hat, eine Zentrale.

Diese unterstützt Hausärzte an möglichst vielen Standorten im nördlichen Landkreis bei der allgemeinen medizinischen Versorgung dieser Patienten: mit fachlichen Gesprächen, persönlichen Kontakten, Supervisionen – „wenn es nicht klappt, können Patienten wieder zurück gegeben werden“, so Kappes. Einmal pro Woche müssen Patienten zur Urinprobe.

Die Methadonabgabe soll über örtliche Apotheken oder die Psychiatrischen Ambulanz in Bruchsal erfolgen, so Petra Müller, stellvertretende Leiterin der Fachstelle Sucht. Eine stationäre Aufnahme in Wiesloch oder der Tagesklinik in Bruchsal sei auch jederzeit möglich.

Darüber hinaus sieht Josha Frey, suchtpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, die KV in der Pflicht, Mittel aus dem Fond für Schwerpunktpraxen bereitzustellen.

Service

Die Fachstelle Sucht ist unter Telefon (0 72 51) 9 32 38 40 erreichbar. Dort können interessierte Ärzte nähere Informationen über eine Teilnahme bei dem Projekt bekommen.

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