Weihnachtsmarktzeit ist Glühweinzeit. Das Heißgetränk findet reißenden Absatz. Bei der Bruchsaler Fachstelle Sucht sieht man den übermäßigen Konsum durchaus mit Sorge. Petra Müller leitet die Fachstelle in Bruchsal und weiß, warum das nicht immer harmlos ist.
Junge Leute unterschätzen die Konzentration des Alkohols
Viele freuen sich: Endlich wieder Weihnachtsmarkt, endlich wieder Freunde treffen, Glühwein trinken. Warum sehen Sie das auch kritisch?
Petra MüllerWir sehen das deshalb kritisch, weil wir wissen, dass auf Weihnachtsmärkten aufgrund der oft beschränkten Öffnungszeiten in kurzer Zeit relativ viel konsumiert wird. Und das ist ganz oft eben nicht nur Bier und Wein. Deswegen verstärkt die Polizei ja in diesen Tagen auch ihre Verkehrskontrollen. Wir sehen, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Sommer-Trendgetränke auch in warmer Form im Winter angeboten werden, etwa Hugo. Oder Glühwein mit Schuss, andere Longdrinks und Cocktails.
Was ist an dieser Entwicklung problematisch?
Petra MüllerDas spricht natürlich viele Jüngere an. Man unterschätzt leicht die hohe Alkohol-Konzentration. In diesen Getränken ist oft harter Alkohol beigemischt, der durchs Erwärmen nicht verschwindet. Das ist auch so ein Trugschluss. Und wenn man in der Kälte steht, will man es warm haben. Dann trinkt man vielleicht mehr, als man sich vorgenommen hat. Und unterschätzt die gesundheitlichen Folgen.
Aber die Geselligkeit, das schöne Ambiente, die schöne Vorweihnachtszeit. Wollen Sie die Spaßverderberin sein?
Petra MüllerNein. Aber ich finde Spaß und Alkohol sollten nicht aneinander gekoppelt sein. Denn dann wird es schon problematisch: wenn ich nur noch Spaß haben kann, wenn ich Alkohol getrunken habe.
Wie finde ich meine Grenze? Was ist noch okay?
Petra MüllerDie Fahrtüchtigkeit ist ein guter Wert. Bei 0,5 Promille am Steuer ist der Führerschein weg. Das sollte man sich vor Augen führen. Ab 1,6 Promille muss man zur „Medizinisch-Psychologischen Untersuchung“ (MPU). Mit einem Glühwein kann man schon bei 0,5 Promille landen, spätestens mit zweien liegt man wohl drüber. Bei den ganzen In-Getränken, die harten Alkohol drin haben, schon früher. Und sind wir ehrlich: Wenn man stockbesoffen ist, macht es ja auch keinen Spaß mehr.
Service
Die Fachstelle Sucht des bwlv hilft nicht erst, wenn man Alkoholiker ist. Dort kann man sich auch beraten lassen, wenn man sich oder andere für gefährdet hält oder seinen Umgang mit Alkohol für problematisch erachtet. Auch bei Verlust des Führerscheins gibt es dort Ansprechpartner. Fachstelle Sucht Bruchsal
Hildastraße 1, 76646 Bruchsal, Telefon (07251) 932384-0; fs-bruchsal@bw-lvde