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Stadt setzt auf Verjüngung

Verlust statt Gewinn: Bruchsaler Wald leidet unter Klimawandel

Er ist ein wichtiges Naherholungsgebiet, er ist Ökosystem, Wasserspeicher und Kulturlandschaft. Nur Geld verdienen kann man mit dem Wald nicht mehr. In Bruchsal rechnet man in der Forstwirtschaft eher mit Defiziten.

Abgeholzte Buchen liegen im Waldgebiet Hohnstedter Holz. Die extreme Dürre vom Vorjahr und anhaltende Trockenheit lassen viele Buche sterben. Herabfallende marode Äste stellen für Waldbesucher erhebliche Gefahren dar. Die Niedersächsische Landesforsten fällt derzeit viele Bäume im Hohnstedter Holz, bei denen nicht mehr eine Genesung zu erwarten ist. +++ dpa-Bildfunk +++
Dürre und Trockenheit machen dem Wald in Bruchsal zu schaffen. Foto: Julian Stratenschulte picture alliance/dpa

Vom Zehnjahresplan war mehrfach die Rede bei der vergangenen Bruchsaler Gemeinderatssitzung. Doch Stadtkämmerer Steffen Golka ist über jeden Sozialismus-Verdacht erhaben. Es ging um den Zehnjahresplan im Wald. Und für eine gestandene Eiche sind zehn Jahre eine Art Wimpernschlag.

Der städtische Forst wird nach diesen Plänen bewirtschaftet, nach fünf Jahren – das ist 2021 – wird, wenn nötig, nachjustiert. Die Nutzung des Waldes sei im Durchschnitt planmäßig, gab Golka bekannt. Der Klimawandel habe aber die zufällige Nutzung beschleunigt. Heißt: Schäden etwa durch Sturm oder Dürre nehmen zu.

Dafür habe man die planmäßige Nutzung, also die gezielte Fällung von Bäumen, reduziert. Und wird das auch in den nächsten fünf Jahren tun. Statt jährlich 10.000 Festmeter wird man nur noch 9.000 ernten. Zudem wachse der Wald langsamer, so Golka, eigentlich Chef der Zahlen - in der Sitzung auch in Sachen Forstwirtschaft ziemlich sattelfest.

„Wir lassen gezielt extrem alte und wertvolle Bäume stehen. Das ist gut für den Artenschutz und prägend für das Waldbild“, erkärte er. 13 Hektar neue Flächen sollen aufgeforstet werden, damit sich die Waldfläche vergrößert. Dazu werden einheimische Bäume gepflanzt, vor allem bei den Eichen setze man auf Naturverjüngung. Golka sprach von „klimastabilem Laubholz“, das ist neben Eiche auch die Schwarzpappel.

Wild setzt dem Bruchsaler Wald zu

Hungriges Wild macht dem Wald zunehmend zu schaffen. „Wir haben einen extremen Verbiss beim Jung-Bestand. Die Jäger kommen kaum hinterher“, so Golka. Damit leitete er die schlechte Nachricht des Abends ein: Das Betriebsergebnis der Forstwirtschaft werde künftig statt der schwarzen Null eher eine rote Null sein. Der Wald macht Verluste. „Er war auch bisher nur knapp kostendeckend“, erläutert Golka. Immerhin sei der Wald auch nicht da, um den städtischen Haushalt zu retten, sondern als großes Naherholungsgebiet für die Bürger.

Hoffnungen von Jürgen Wacker (FDP), Bruchsal könne von den derzeit stark gestiegenen Holzpreisen profitieren, relativierte Bürgermeister Andreas Glaser, dazu habe man das falsche Sortiment. „Es gibt eher Nachfrage nach Nadelholz“, so Glaser. „Wir können den Wald nicht vergolden“, ergänzte Golka.

Stadtwald als Naherholungsgebiet und Wasserspeicher wichtig

Der Gemeinderat hob die Bedeutung des Stadtwaldes als Naherholungsgebiet, als wertvolles Ökosystem, als Wasserspeicher und als gewachsene Kulturlandschaft hervor. Von den Grünen kam eine Reihe an Detailfragen, etwa zu Totholz oder zur eigentlich nicht hier heimischen Douglasie.

AfD/UBiB sowie Stadträtin Dela Schmidt (Aufbruch Bruchsal) betonten die Notwendigkeit der Stilllegeflächen und von Schonwald, der gar nicht mehr bewirtschaftet wird. Hier liegt der Anteil derzeit bei fünf Prozent.

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