Skip to main content

Verschollen seit dem Zweiten Weltkrieg

Vermisster Kirrlacher Pilot nach 76 Jahren gefunden

76 Jahre musste die Familie warten, um zu erfahren, was mit dem Onkel und Bruder geschehen war. Die Rede ist vom Kirrlacher Piloten Peter Vogelbacher. Erst im Jahr 2020 gab es endlich Gewissheit, was mit ihm geschah und wo sich seine Grabstätte befindet. Nach 76 Jahren war das beinahe undenkbar.

Altes Foto eines Fliegers mit Fliegerbrille und Fliegerjacke
Er starb in der Fremde: Der Pilot Peter Vogelbacher stürzte bei Arnheim/Niederlande ab. Foto: Rolf Vogelbacher

Viele Nachkommen der Opfer des Zweiten Weltkrieges versuchen noch heute, das Schicksal ihrer Vorfahren zu erfahren. In diesem Fall ist es durch das Engagement eines niederländischen Ingenieurs und des niederländischen Kriegsgräberdienstes gelungen. Im vergangenen Jahr konnte nach einer langen Suche und durch glückliche Zufälle die Identifizierung des Verschollenen erfolgen.

Hilfe aus den Niederlanden

Wie kam es dazu, dass Peter Vogelbacher nach dieser langen Zeit doch noch identifiziert werden konnte? Eine wesentliche Rolle spielt dabei John Manrho. Der niederländische Flugzeugbauingenieur befasst sich in seiner Freizeit mit der Geschichte des Zweiten Weltkrieges im niederländisch-belgischen Raum.

Als Ingenieur und ehemaliges Mitglied der niederländischen Luftwaffe interessiert er sich vor allem für die Ereignisse rund um den Krieg in der Luft. Dabei geht es ihm auch um die Menschen und die Schicksale hinter den Ereignissen. Peter Vogelbacher ist bereits der 25. Verschollene, dessen Identität durch die Initiative von Manrho ermittelt wurde.

Vogelbacher wurde am 10. Mai 1921 geboren. Er arbeitete als Flugzeugmechaniker bei den Dornier-Werken in Friedrichshafen. Etwa ein Jahr nach Beginn des Kriegs 1939 wurde er eingezogen. Manrho fand heraus, dass Vogelbacher zu dieser Zeit im Fliegerausbildungsregiment in Wien-Stammersdorf stationiert war, wo er bei der Luftwaffe ausgebildet wurde. Bis zum Juli 1944 wurde er zum Flugzeugführer ausgebildet, wahrscheinlich in der heutigen polnischen Stadt Inowroclaw. „Da bekam er auch seine Erkennungsmarke“, sagt Manrho.

Der Flugzeugführer vom Rang eines Feldwebels sollte im September 1944 als Teil eines Jagdgeschwaders den Vorstoß der Alliierten im niederländischen Arnheim aufhalten, so Manrhos Recherchen.

Dieser Einsatz sollte den Mann das Leben kosten. „Weil der Luftkampf sich in niedriger Höhe abspielte, konnten die meisten Flugzeugführer sich nicht mit dem Fallschirm retten“, sagt der Niederländer. Die Informationen über den Kirrlacher Piloten rissen nach dem Absturz ab. Augenzeugen berichten lediglich, Vogelbachers Leichnam außerhalb des abgestürzten Flugzeuges gesehen zu haben.

Lange Zeit ohne Weiterkommen

Hier verliert sich die Spur. Lange war unklar, wo er bestattet wurde. Am naheliegendsten, so vermutet Manrho, war eine Bestattung auf dem nächstgelegenen Friedhof in Laren. Von dort wurden 1948 alle Gefallenen auf den Soldatenfriedhof Ysselstein in den Niederlanden umgebettet. All die Jahre konnte der Vermisste nicht identifiziert werden, auch die Erkennungsmarke wurde nicht gefunden. Erst das Engagement des Ingenieurs, der 1992 auch das erste Mal die Familie Vogelbacher in Deutschland besuchte, führte zu einem Fortschritt.

„Unser Vater Karl Vogelbacher kontaktierte 1992 John Manrho, der mit dem Kriegsgräberdienst in den Niederlanden zusammenarbeitet. So wurde der Fall neu aufgerollt“, sagt Ute Futterer, die Nichte des Piloten. Durch eine DNS-Probe des Neffen, Rolf Vogelbacher, konnte für die Familie endlich die Frage beantwortet werden, was mit dem Onkel geschehen ist, und vor allem, wo sich seine sterblichen Überreste befinden.

Ute Futterer berichtet, dass es besonders für ihren Vater Karl Vogelbacher wichtig gewesen sei, zu erfahren, was mit dem älteren Bruder passiert ist. „Das Schicksal seines älteren Bruders hat ihn nie losgelassen“, erinnert sie sich. Besonders tragisch ist es daher, dass der jüngere Bruder von Peter Vogelbacher, Karl, 2001 verstorben ist. Für Sohn Rolf Vogelbacher und seine Schwester Ute Futterer ist allerdings der Wunsch ihres Vaters in Erfüllung gegangen. In der Zukunft wollen die beiden Kirrlacher das Grab ihres Onkels in den Niederlanden besuchen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang