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Luxuskarossen im Kurpark

Drei Exemplare des Adenauer-Mercedes beim Oldtimer-Meeting in Baden-Baden

Wer einen Mercedes-Benz 300 fährt, fällt auf. Drei Exemplare der auch als „Adenauer“ bekannten Luxuslimousine rollen zum Oldtimer-Meeting vom 7. bis 9. Juli nach Baden-Baden. Schon der erste Bundeskanzler liebte das Modell.

Schaulustige betrachten den Mercedes 300, mit dem Bundeskanzler Adenauer nach dem ersten Sitzungstag der Neunmächtekonferenz in London am zu einem Treffen mit Außenminister Eden fährt (Archivfoto vom 28.09.1954). Der „Alte“ hat immer hinten rechts gesessen.
Schaulustige betrachten den Mercedes 300, mit dem Bundeskanzler Adenauer nach dem ersten Sitzungstag der Neunmächtekonferenz in London im Jahr 1954 zu einem Treffen mit Außenminister Eden fährt. Das Archivfoto ist vom 28.09.1954. Foto: DB picture-alliance/ dpa

Viele ältere Menschen erinnern sich gewiss noch gut an den Mercedes-Benz 300. Drei unterschiedliche Mercedes 300, das zu seiner Zeit größte deutsche Serienauto, können beim Oldtimer-Meeting vom 7. bis 9. Juli im Kurpark in Baden-Baden bewundert werden.

Der erste deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876–1967) nutzte das Modell als Dienstwagen. Die Staatskarosse war der Vorläufer des auf dieses Modell folgenden und nicht weniger berühmten Mercedes 600.

Der Originalwagen, den Adenauer als letzten seiner 300er auch noch privat bis zu seinem Tod im Jahr 1967 fuhr, ist zwar nicht unter den rund 370 Oldtimern im Kurpark. Die schwarze Limousine steht im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart. Adenauers erster „Adenauer“ wird zudem im „Haus der Geschichte“ in Bonn präsentiert.

Ein Mercedes 300d, geparkt an einer Straße.
Das Baujahr im Kennzeichen trägt der Mercedes 300d von Rainer Bierth. Mit der Luxuslimousine aus dem Jahr 1958 kommt er zum Oldtimer-Meeting nach Baden-Baden. Foto: Rainer Bierth

Im Volksmund hatte der im Jahr 1951 vorgestellte Mercedes-Benz 300 wegen seines prominenten Nutzers bald seinen Spitznamen: der „Adenauer“ oder „Adenauer-Mercedes“. Im Jahr 1959 war das Stuttgarter Museums-Exponat des Kanzlers an den Fuhrpark der damals noch jungen Bundesrepublik Deutschland ausgeliefert worden.

Kanzler nutzte Staatskarosse später auch privat

Am Ende seiner von 1949 bis 1963 währenden Kanzlerschaft hatte der CDU-Politiker das Luxusmobil erworben und privat genutzt. Adenauer brauchte dazu weiterhin einen Chauffeur. Er soll keinen Führerschein besessen haben.

Von der Optik her ist der 300er das schönste Fahrzeug, das Mercedes je gebaut hat.
Rainer Bierth
Oldtimer-Besitzer

Mit Chauffeur müssen die drei Besitzer der „Adenauer“ nicht nach Baden-Baden fahren. Diese Herren werden ihre Oldtimer auf der Fahrt zum Meeting in der Bäderstadt selbst steuern. „Von der Optik her ist der 300er das schönste Fahrzeug, das Mercedes je gebaut hat.“ Das sagt Rainer Bierth aus Mechernich, einer Stadt in Nordrhein-Westfalen.

In seinen 300d, einer Langversion aus dem Jahr 1958, hat er zwar schon einiges investiert, aber nichts davon bereut. „Ich bin sehr zufrieden“, schwärmt er von seinem Oldtimer mit 160 PS.

Mit dem Sechs-Zylinder mit Saugrohr-Benzin-Einspritzung und 2.996 Kubikzentimeter Hubraum schafft der Wagen eine damals stattliche Höchstgeschwindigkeit von 165 Kilometern pro Stunde. Der 300d wurde ab 1957 gebaut. Bis März 1962 verließen 3.077 Fahrzeuge dieser Bauart das Werk.

Auf Wunsch wurde er mit elektrischen Fensterhebern, Servolenkung und – erstmals in einem Mercedes-Benz – mit Klimaanlage ausgeliefert. Wo Bierth heute mit seinem 65 Jahren alten und über fünf Meter langen Wagen vorfährt, zieht er Blicke auf sich. „Da guckt jeder“, berichtet Bierth. Mit Freunden war er schon bei früheren Meetings in Baden-Baden. „Das Gesamtambiente hat uns sehr gefallen.“

Ein Citroën DS steht ausgestellt neben anderen Oldtimern.
Eine noble Karosse aus dem Nachbarland Frankreich ist der Citroën DS. Beim Oldtimer-Meeting werden zwei Exemplare neben drei Modellen des Adenauer-Mercedes für die deutsch-französische Freundschaft stehen. Foto: Bernd Kamleitner

Eine bewegte Geschichte hat der „Adenauer“ von Michael Ritter aus Kaiserslautern hinter sich. Rund drei Jahrzehnte schlummerte der Wagen aus dem Jahr 1954 unter einem Strohhaufen eines damaligen DDR-Landwirts. Seit dem Jahr 1994 ist der 300er in der Obhut von Ritter. Er ließ ihn mit einem hohen Anteil an Originalteilen aufarbeiten und lobt das Modell. „Er läuft wunderbar!“

In die Kategorie Oldtimer ordnet sich auch der Besitzer ein. „Der andere Oldtimer bin ich selbst“, sagt der 77-jährige Pfälzer lachend. Zum Meeting kommt er erstmals nach Baden-Baden. Zwei Freunde, die Rolls-Royce fahren, waren dagegen bereits bei früheren Meetings und konnten Ritter vom Mitkommen überzeugen.

Vorfreunde auf Oldtimer-Meeting in der Bäderstadt

Baden-Baden ist dem Oldtimer-Fan aber durchaus vertraut. Schon mit seinem Großvater war er in der Bäderstadt. Mit welchem Auto, das kann man erahnen. Es war ein 300er.

Ein seltenes Modell nennt Pierre Jean Lautter aus Basel sein Eigen – einen 300c aus dem Jahr 1957. Erworben hat er sein wertvolles Coupé schon im Jahr 1979 in Zürich – von einem Rodel-Olympiasieger.

Beim Meeting in Baden-Baden hat das schwarze Auto mit roten Ledersitzen schon im Jahr 1985 bei der ersten Teilnahme einen Pokal gewonnen. Ein Verkauf kommt für Lautter nach wie vor nicht infrage. „Ich bin verliebt in ihn“, schwärmt der 75-Jährige.

Lautter ist ein Mercedes-Fan und besitze noch weitere Autos der Marke mit dem Stern. An seinem 300c schätzt er vor allem den Fahrkomfort. „Das ist eine Reiselimousine.“ Die noch nicht vorhandene Servolenkung vermisst er keineswegs. „Es ist eine Sache des Fahrstils.“ Auf den Besuch in der Bäderstadt freut er sich sehr. „Baden-Baden ist auch für mich immer eine super Kulisse.“ Bei seinen bisherigen Besuchen an der Oos sei sein 300er immer auf großes Interesse gestoßen. „Da liebt man den Typ Adenauer.“

 

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